Ausstellung «Robert Delaunay und Paris» im

Kunsthaus Zürich vom 31.8. - 18.11.2018.

 

 

Robert Delaunay (1885-1941)


Als Robert zur Welt kommt, steht der Eiffelturm noch nicht – der wird erst 1889 eingeweiht. Als 15-jähriger erlebt er dann aber sein künftiges Lieblingsmotiv ganz intensiv, und erst noch zusammen mit dem Riesenrad an der Weltausstellung 1900, das in seinen Bildern später auch immer wieder auftauchen wird. Der Turm, das Rad und die Kreise faszinieren ihn.

 

 

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Plakat der Ausstellung in Zürich 2018.

 

 

 

1902 beginnt Delaunay eine Ausbildung als Dekorations- und Bühnenbildner, steigt dann aber rasch in die Malerei um. Schon zwei Jahre später beteiligt er sich am «Salon des Indépendents» – für den «richtigen» >Salon de Paris reichen seine Arbeiten nicht aus, sie sind – von Claude Monet beeinflusst – zu impressionistisch.

 

Dann befasst er sich mit dem Synthetismus eines
>Paul Gauguins, fühlt sich den >Fauvisten um Henri Matisse nahe und stösst schliesslich auf die Farbtheorie des französischen Chemikers Michel-Eugène Chevreul (1786-1889). Diese Farbenlehre fasziniert ihn. Ab 1908 kommt er mit den kubistischen Werken von Georges Braque und >Pablo Picasso in Kontakt. Auch das beeinflusst seinen Stil weiter.


1908 wird er Mitglied der Künstlervereinigung des
>Blauen Reiters. Im gleichen Jahr lernt er über den Galeristen Wilhelm Uhde dessen Ehefrau kennen: Es ist Sonia Terk, eine russisch-französische Malerin, die sich mit geometrischen Abstraktionen befasst. Sie lässt sich von Uhde scheiden und heiratet Delaunay. Sonias Werke fliessen auch in seine Arbeiten ein.

Nach dem Ersten Weltkrieg lebt das Paar zeitweilig in Spanien und Portugal. Zurück in Paris kommt Delaunay in Kontakt mit Dadaisten und >Surrealisten um André Breton.

 

Ab 1926 steigen Robert und Sonia Delaunay ins Filmgeschäft ein und entwerfen Bühnenbilder und Kostüme. 1937 erhält Delaunay den Auftrag für die Gestaltung der beiden Pavillons «Eisenbahn» und «Luftfahrt» für die Pariser Weltausstellung.

 

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 erkrankt Delaunay an Krebs. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Paris 1940 zieht das Ehepaar in den unbesetzten Süden nach Mougins. Robert Delaunay stirbt am 25. Oktober 1941 in Montpellier, Sonia überlebt ihn um 38 Jahre.

 

 

 

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Robert Delaunay (1885-1941). Autoportrait, 1909. Centre Pompidou Paris.

 

1909: Selbstporträt

 

Als Delaunay dieses Autoporträt mit 24 malt, hat der akademisch-traditionelle Malstil in Frankreich schon stark an Bedeutung verloren.

 

Die Fauvisten um Henri Matisse, André Derain und Maurice de Vlaminck bringen ihre knalligen Farben ins Spiel; Braque und Picasso sind mit dem Kubismus unterwegs. Delaunay vermischt in diesem Selbstporträt die beiden Stile zu einem bemerkenswerten Mix.

 

 

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La tour 1910. Acquavella
Galleries.
 

eiffelturm1911

Champ-de-Mars,
la Tour rouge,
1911. The Art Institute of
Chicago.
 

la tour 1924

La Tour Eiffel,
1924. Dallas
Museum of Art.

 

1911-1924: Lieblingsmotiv Eiffelturm

 

Kein anderes Motiv fasziniert den jungen Künstler mehr als der stählerne Eiffelturm, Sinnbild des modernen Fortschritts. Delaunay erlebt dieses technische Meisterwerk als Kind und als Teenager. 1900 ist der Turm zum zweiten Mal Mittelpunkt einer Pariser Weltausstellung.

 

In seinen frühen Darstellungen kommt das Bauwerk ziemlich wacklig und verzerrt daher. Und manchmal auch in bunt. Im oberen Bild zeigt der den an sich schwarzen Stahllturm ganz in Rot – die Freiheit des Künstlers.

 

Im mittleren Beispiel bildet Delaunay den Turm inmitten und über den Dächern von Paris ab. Er thematisiert sowohl die dunkle Seite der Stadt als auch das vom Turm ausgehende Lichtermeer, – das alles in einer abstrakten und zugleich kubistischen Form.

 

In den späteren Werken, ab 1924, entfernt er sich von der Fragmentierung und der Verzerrung. Sein Künstlerkollege Fernand Léger scheint hier einen Einfluss auf ihn auszuüben. Auch malt er jetzt den Turm stabiler und aus neuen Perspektiven.

 

Seit der französische Flugpionier Louis Blériot 1909 als Erster den Ärmelkanal überflogen hat, ist die Luftperspektive mehr und mehr ein künstlerisches Thema geworden. Auch Delaunay nimmt sich dessen an und malt «seinen» Turm jetzt immer wieder aus der Vogelperspektive.

 

die-drei-fenster

Trois fenêtres,
la tour et la
roue, 1912.
Museum of
Modern Art
New York.

 

1912: Les trois fenêtres

 

In seiner Fensterserie bricht Delaunay mit der traditionellen Funktion des Gemäldes als Fenster in die Welt. Vielmehr wendet er sich einem Konzept zu, das die Trennung von Raum und Zeit infrage stellt. In diesem kubistisch fragmentierten Werk verarbeitet er den Eiffelturm (diesmal in grün) und das Riesenrad der Weltausstellung von 1990 zusammen mit Farbflächen in Kontrastfarben.

 

 

orphismus

Formes circulaires, soleil, lune, 1912. Stedelijk Museum Amsterdam.

 

 

1912: Orphismus, orphischer Kubismus

 

Zum Kubismus gelangt Delaunay über Braque und Picasso. Diese malen jedoch monchrom. Delaunay schöpft hingegen aus dem vollen Farbspektrum, das ihm die Farbtheorie des Chemikers Michel-Eugène Chevreul bietet. Chevreul ist der «Erfinder» des berühmten 72er-Farbkreises aus den drei Grundfarben Rot, Gelb, Blau.

 

Der Kunstbegriff «orphischer Kubismus» wurde vom Literaten Guillaume Apollinaire geprägt. Er leitet sich aus der griechischen Mythologie ab: Vom Lyra spielenden Orpheus (französisch Orphée; orphique=mysteriös).

 

 

tissot

Les coureurs, 1924. Musée d'Art moderne, Troyes.

 

1924: Les coureurs

 

Als an den Olympischen Spielen von Antwerpen 1920 ein französischer Läufer Gold gewinnt, werden in Künstlerkreisen Abbildungen von Sportwettbewerben ein Thema. Auch Delaunay nimmt sich diesem Genre an. Er malt nicht nur Läufer, sondern entwirft auch Werbetafeln für die Sportwettkämpfe.

 

 

formes-circulaires

Formes circulaires, 1930. Kunsthaus
Zürich.

 

1930: Formes circulaires

 

Dieses 4.61 Meter breite und 2.48m hohe Gemälde wird schon seit 1950 im Kunsthaus Zürich gezeigt. Delaunay ist für diese Art von Bildern berühmt. Er leitet in diesen Werken die Formen aus der Beobachtung des Lichts der Sonne und des Mondes ab. Mit den Hell-Dunkel-Effekten versucht er, ein optisches Gefühl der Bewegung zu erzielen.

 

 

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Fotos / Diashow

 

 

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