Das Weihnachtsfest –

Fakten, Mythen und Kunst


Was feiern wir am 25. Dezember? Das weiss doch jedes Kind: Die Geburt Christi. Aber kam Jesus wirklich an Weihnachten zur Welt? Wohl eher nicht. Niemand weiss, wann Christus geboren wurde. Nicht einmal das Geburtsjahr ist bekannt, geschweige denn der exakte Tag.

 

Bibelforscher versuchen seit Jahrhunderten, den Geburtstag von Jesus Christus zu ermitteln. Ohne Erfolg. Da die Kirche aber ein Datum brauchte, um seine Geburt zu feiern, legte man den 25. Dezember fest. Vermutlich hat man das Datum eines bereits bestehenden Feiertags übernommen. Und das war ein Fest, bei dem der Sonnengott «Sol invictus» verehrt wurde. Ein heidnischer Anlass.

 

Wann der 25. Dezember zum christlichen Feiertag erklärt wurde, ist unsicher. Aber warum das geschah, liegt auf der Hand: Wenn ein Volk seinen Glauben wechseln muss, dann sollte man ihm die alten Feiertage nicht wegnehmen. Der Aufbau einer Religion ist schliesslich auch eine Sache von geschicktem Marketing. Also übernahm man den heidnischen Tag und funktionierte ihn zum Geburtstag von Jesus um.

 

Für die Kunst und die Künstler ist die Geburt Jesus' natürlich eine spannende Angelegenheit. Zumal Gottes Sohn nicht «natürlich» gezeugt wurde, sondern durch den heiligen Geist.

 

Das eröffnet Raum für die schönsten Fantasien, und die Menschen waren dankbar für die prächtigen Engel und Madonnen. Fast alle Künstler der Renaissance haben sich diesem Thema angenommen.

 

 

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Peter Paul Rubens (1577-1640).

Maria lactans (Maria, das Kind nährend).

Sanssouci, Potsdam.

 

 

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Filippo Lippi (1406-1469). Geburt Christi.
Palazzo Medici-Riccardo, Florenz.

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild:

Christi Geburt.

Von Sandro Botticelli (1445-1510).

Innenfassade der Santa

Maria Novella, Florenz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Filippo Lippi (1406-1469). Adorazione del Bambino, 1463. Galleria degli Uffizi, Florenz.

 

 

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Madonna mit
Kind und Engeln. Filippo Lippi (1406-1469). Galleria degli Uffizi, Florenz.

 

 

Warum der 25. Dezember?

 

Fakt ist, dass dieser Tag erst ein paar hundert Jahre nach Christi Geburt zu dessen Geburtstag erklärt wurde. Wann Jesus wirklich zur Welt kam, weiss kein Mensch. >mehr über Jesus

 

Wie kam es also zum 25. Dezember? Es existieren mehrere Theorien. Die plausibelste: ein bereits bestehender heidnischer Feiertag wurde übernommen, nämlich das Fest zu Ehren des Sonnengottes «Sol invictus».

 

Der römische Kaiser Aurelian (214-275 n.Chr.) hatte diesen Feiertag im Jahr 274 durch einen Erlass eingeführt. Aurelian war nicht nur ein Anhänger dieses Kultes, er sah sich auch selbst als «Sonnengott».

 

Dass Aurelian den 25. Dezember zu diesem Feiertag bestimmte, macht Sinn. Es ist der Zeitpunkt der Wintersonnenwende. Die Tage werden wieder länger, das Licht siegt über die Dunkelheit. Das lässt sich wunderbar feiern.

 

Sol invictus wurde im römischen Reich am
25. Dezember 274 erstmals gefeiert. Und zwar noch als «heidnisches» Fest.

 

Zur offiziellen Staatsreligion im römischen Reich wurde das Christentum erst 380 n.Chr. Durch ein Dekret, das vom oströmischen Kaiser Thedosius (347-395) und vom weströmischen Kaiser Valentinian II (371-392), oder genauer: seinem mitregierenden älteren Halbbruder Gratian (359-383) unterzeichnet wurde.

 

 

 

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Christus mit dem Johannesknaben.
Peter Paul Rubens (1577-1640). Gemäldegalerie Berlin.

 

 

Kam Jesus am 25. Dezember zur Welt?

 

Eher nicht. Man kennt nicht mal das Jahr von Jesus' Geburt, geschweige denn das Datum. Und die Bibel selbst liefert einschlägige Hinweise, dass Jesus nicht im Winter geboren wurde. Lukas berichtet (2:1-3), dass Jesus' Geburt während der Volkszählung stattfand, die der römische Kaiser Augustus durchführen liess. Volkszählungen fanden aber nie im Winter statt.

 

Und da sind noch die Schafshirten, die nach Lukas (2:8) bei der Geburt Jesu «über ihre Herden Wache hielten». Auch das spricht gegen die Winterszeit, denn da waren die Schafe nicht auf der Weide, sondern im Stall.

 

 

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Annunciazione, die Verkündigung. Lorenzo Monaco (1370-1425). Accademia, Florenz.

 

 

Wurde Jesus am 25. März gezeugt?

 

Und zwar von Maria und dem heiligen Geist? Jedenfalls feiert die römisch-katholische Kirche dieses Datum als Maria Verkündigung.

 

Der Engel Gabriel verkündet der Jungfrau Maria, dass sie vom Heiligen Geist ein Kind empfangen werde. Die erstaunte Maria fragt: «Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?». Der Engel antwortet: «Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.»

 

Vermutlich wurde der 25. März als Zeugungstag bestimmt, damit es zum 25. Dezember passt (neun Monate danach). Das Datum dürfte aber genau so erfunden sein. Zumal es in der Bibel (Lukas 1, Verse 26-38) heisst: «Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott nach Nazareth zu einer Jungfrau gesandt» um ihr zu verkünden, dass sie vom heiligen Geist schwanger sei.

 

>mehr über die Maria Verkündigung

 

 

 

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Madonna mit der Rose. Raffael (1483-1520). Prado, Madrid.

 

Und wo ist Christus geboren?

 

Das weiss doch jedes Kind – in Bethlehem. Nur ist auch das geschichtlich keineswegs bewiesen. Bibelforscher sind zum Schluss gekommen, dass Jesus wahrscheinlich in Nazareth zur Welt kam, wo seine Familie lebte, also Maria und Josef.

 

Die Forscher haben herausgefunden, dass man nachträglich einige Texte so verändert hat, dass der Sohn Gottes in Bethlehem das Licht der Welt erblickte. Und warum diese Anpassung? Weil Bethlehem die Stadt von König David ist, der von 1034 bis 971 v.Chr. gelebt haben soll.

 

>mehr über David als König von Israel

 

 

 

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Immaculata Conceptio. Peter Paul Rubens (1577-1640). Prado, Madrid.

 

Marias unbefleckte Empfängnis


Da gibt es noch ein seltsames Datum. Am
8. Dezember feiert die römisch-katholische Kirche das Hochfest der «unbefleckten Empfängnis». Doch dieser Begriff stiftet Verwirrung. Es handelt sich nämlich nicht um den Tag, an dem Maria Jesus vom heiligen Geist empfängt.

 

Es ist der Tag, an dem Maria gezeugt wird, nicht Jesus. Durch ihre leiblichen Eltern, von Anna und Joachim, ganz normal, ohne heiligen Geist.

 

>mehr über Joachim und Anna

 

Warum wird das gefeiert? Weil es eine «Immaculata Conceptio» ist, eine unbefleckte Zeugung. Eine Erfindung der Kirche.

 

Die Überlegung der Kirche geht so: Maria, die Mutter Gottes, kann doch keine Sünderin sein. Also befreite man sie per päpstliche Bulle von der Erbsünde, die jeder Mensch seit dem Sündenfall von Adam und Eva in sich trägt. >mehr über Adam und Eva

 

 

Maria wird deshalb ohne Fegefeuer direkt in den Himmel aufsteigen. Dieser «Fakt» ist in einem verbindlichen Dogma der römisch-katholischen Kirche festgelegt. In einer Bulle des Papstes – nicht etwa aus dem Mittelalter, sondern von 1854 (Pius IX), und ein weiteres Mal bestätigt in einem Dogma von 1950! (Dogma von Papst Pius XII von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel).

 

>mehr über die unbefleckte Empfängnis

 

 

 

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Christi Geburt. Botticelli (1445-1510). Santa
Maria Novella, Florenz.

 

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Der hl. Franz von Assisi. Gentile da Fabriano (1370-1427).

 

Weihnachtskrippen mit Ochs' und Esel

 

Die Idee mit der Krippe ist uralt. Fast so alt wie die Weihnacht selbst. Sie geht auf Papst Liberius in Rom zurück, also ins 4. Jahrhundert n.Chr. Er soll der erste gewesen sein, der in Rom eine Krippenkapelle errichten liess. So richtig populär hat die Krippe aber der heilige >Franz von Assisi
gemacht. Er war ja ein Freund der Tiere und liess vor den staunenden Menschen in seiner Demo-Krippe Ochsen und Esel auftreten.

 

Das um 600 n.Chr. herum entstandene so genannte «Pseudo-Matthäus-Evangelium» berichtet davon, dass ein Ochse und ein Esel den neugeborenen Jesus angebetet hätten.

 

«Da ging in Erfüllung, was durch den Propheten Jesaja gesagt ist: 'Es kennt der Ochse seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn'». Dieser berühmte Satz konnte im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu interpretiert werden. Damit meinte Jesaja: Ein Ochse weiss, zu wem er gehört, und der Esel kennt seine Futterkrippe – nur das Volk weiss nicht, wem es seinen Ursprung und sein Leben verdankt.

 

>mehr über Krippe mit Ochs und Esel

 

 

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