Die Bourbonenkönige im Château de Versailles

 

Das prunkvolle Schloss Versailles war die Residenz der Bourbonenkönige von ca. 1650 bis zur französischen Revolution von 1789.

 

Begonnen hat alles mit einem «einfachen» Jagdschloss von Louis XIII. Dann baute der «Sonnenkönig» Louis XIV dieses ab 1660 in mehreren Etappen zu Europas prunkvollster Schlossanlage aus. Sie bildete fortan das politische und kulturelle Zentrum Frankreichs.

 

Aber der Bau kostete enorme Summen. 1689 soll die Schatulle von Louis XIV so klamm gewesen sein, dass er das Silbermobiliar der Spiegelgalerie verkaufen musste, um die Bauarbeiten nicht einstellen zu müssen.

 

Das Fass zum Überlaufen brachte dann aber das Gespann Louis XVI und seine Gemahlin Marie-Antoinette. Deren Verschwendungs- und Spielsucht war legendär. Während das Volk hungerte, gab es zu Versailles rauschende Feste, Bankette, Maskenbälle, Opern und Theater.

 

Bis die Bürger genug hatten. 1789 folgten sie dem Ruf nach «Liberté, Egalité, Fraternité». Sie stürmten das Schloss und zwangen den König und sein Gelage, Versailles für immer zu verlassen. Es kam aber noch schlimmer. Als sich der König widerspenstig zeigte, die Macht mit dem neu geschaffenen Bürgerparlament zu teilen, wurde er abgesetzt, eingekerkert und 1793 in Paris öffentlich geköpft. Das gleiche Schicksal erlitt Marie-Antoinette.

 

Nach der Revolution und der «Ersten Republik» folgte die Zeit von Napoléon als Kaiser (1804-1814). Dieser bewohnte das Schloss von Versailles aber nie – er hatte seine Residenz in den Tuilerien von Paris.

 

 

1871: Akt der Demütigung.

Der deutsche Kaiser
wird in Versailles gekrönt

 

Napoléon III verlor den Krieg 1870/71 gegen Deutschland. Er selbst musste nach England ins Exil. Und Frankreich wurde nun durch die Deutschen so richtig gedemütigt: Man krönte König Wilhelm I von Preussen zum Deutschen Kaiser. Aber nicht etwa in Berlin, sondern im Herzen Frankreichs: Im Schloss Versailles, im Spiegelsaal.

 

 

Die letzte Rolle des
Château de Versailles

 

In der «Dritten Republik» (1870-1940) spielte Versailles noch einmal eine politische Rolle: Hier trat der Kongress des Parlaments zusammen. Und bis 1953 wählten hier die Abgeordneten und die Senatoren die Präsidenten der französischen Republik.

 

Und die allerletzte Rolle spielt jetzt Versailles als Touristenmagnet. Sehr erfolgreich. Jährlich sind es rund drei Millionen Besucher aus aller Welt.

 

 

 

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Fotos/Diashow Versailles

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

louisXIII

Louis XIII

 

Louis XIII (1601-1643)

 

König von 1610 bis 1643. Er ist der Sohn des ersten Bourbonen, Henri IV und von Maria de Medici. Als der Hugenotte Henri IV 1610 von einem religiösen Fanatiker ermordert wird, erbt Louis XIII den Thron als König von Frankreich und Navarra.


Am Hof von Fontainebleau (60 km südlich Paris) hält man das Kind für einen unfähigen Idioten. Der aber reisst mit 16 die Macht an sich, schickt Mama in die Verbannung und holt sich einen tüchtigen Minister: Kardinal Richelieu. Frankreich erlebt dank ihm einen Aufschwung. Mit der Spanierin Anna de Austria (aus dem Hause Habsburg) hat er zwei Söhne, der ältere wird 1643 Louis XIV.

 

 

louisXIV

Louis XIV

 

Louis XIV (1638-1715)

Der Sonnenkönig – 72 Jahre im Amt

 

Auch er muss als Kleinkind ran. Mit vier Jahren König. Kardinal Mazarin erzieht ihn zum Herrscher. Er lernt schnell und ist erfolgreich, etabliert Frankreich als die führende Macht in Europa. Als feuriger Anhänger der Katholiken bekämpft er die Hugenotten, versucht aber gleichzeitig, sich vom Papst in Rom zu lösen. Seine Markenzeichen sind sein absolutistisches Machtgehabe («L'état, c'est moi»), die übertriebene Hofkultur und seine barocke Prunksucht. Er ist der Bauherr des Schlosses Versailles.

 

Mit Königin Maria Teresa von Spanien (Tochter des spanischen Königs Felipe IV) hat er sechs Kinder. Vier weitere mit Mademoiselle de La Vallière. Und mit seiner «Lieblings-Geliebten», Madame Montespan, weitere sechs. Ihr baut er das Lustschloss «Grand Trianon» im Park von >Versailles.

 

 

 

louisXV

Louis XV

 

Louis XV (1710-1774)

Der König mit dem Verliererimage

 

König von 1715-1774. Am Anfang nennt man ihn
«Le Bien-Aimé», weil er auf dem Schlachtfeld mit Siegen brillieren kann.

 

Aber dann verspielt er die gewonnenen österreichischen Gebiete mit falschen politischen Entscheidungen und verliert die französischen Kolonien an die Engländer – zum Beispiel Kanada. Zudem wirft man ihm seine Unmoral und den Verschleiss von leichten Mädchen vor. Als dann noch die Schulden ins Unermessliche steigen, wird er zum «Mal-Aimé».

 

 

louisXVI

Louis XVI
 

 

 

 

 

 

marieantoniette

Marie Antoinette.

 

 

Louis XVI (1754-1793)

 

Von seinem Großvater Louis XV erbt er vor allem die Finanzprobleme. Frankreich steht vor dem Bankrott. Louis' Versuch, von den Adligen und von der Kirche Steuern einzutreiben, scheitert mehrmals. Für die nötigen Reformen ist er zu schwach.

 

Nur das Volk wird besteuert, und dieses hungert. Es begehrt auf, was schliesslich zur Revolution von 1789 führt. 1791 wird der König mit der ganzen Familie aus Versailles vertrieben und in Paris eingekerkert. 1793 verurteilen ihn die Revolutionäre zum Tode. Ein Fluchtversuch scheitert. Er stirbt durch die Guillotine.

 

Marie Antoinette (1755-1793)

Seine Gemahlin, die Erzherzogin von Österreich, ist erst 14, als sie von Wien nach Paris umziehen muss, um Louis zu heiraten. So richtig glücklich ist sie am französischen Hof aber nie, und um ihr Unglück zu verdrängen, gibt sie sich einer regelrechten Verschwendungs- und Spielsucht hin. Im Volk ist sie deswegen verhasst. Ihre Prunksucht tägt wesentlich zum Untergang der Monarchie bei. Sie geht den gleichen Weg wie ihr Gemahl und findet ihr Ende auch unter der Guillotine.

 

 

Louis XVI ist der letzte König, der von Versailles aus regiert.
Die Nachfolger werden zwar in Versailles geboren (mit Ausnahme
von Louis-Philippe I), haben ihre Königsresidenz aber in Paris.

 

 

louisXVII

Louis XVII.
Quelle: madame-royale.de

 

Louis XVII (1785-1795)

 

Sohn von Louis XVI und Marie Antoinette. Nach der Enthauptung seines Vaters wird er automatisch König von Frankreich – allerdings nur aus der Sicht der Royalisten, denn in dieser Epoche herrschen ja die Republikaner. Der siebenjährige Junge wird 1792 der Mutter weggenomen und einem Schuhmacher übergeben, der das Kind misshandelt.

 

1794 wird Louis, der kein Tag ein König ist, eingekerkert und stirbt im Alter von zehn Jahren im Gefängnis an Unterernährung und Tuberkulose.

 

 

1789 bricht die >Französische Revolution aus.

Anstelle von Feudalherrschaft heisst es jetzt

«Liberté, Egalité, Fraternité».

 

 

napoleon

Napoléon.

 

 

Napoleon Bonaparte (1769-1821) arbeitet sich zum General hoch und krönt sich schliesslich 1804
selbst zum Kaiser:

 

Kaiser Napoleon I (1804-1814)

 

 

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napoleon II

König von Rom.

 

Napoleon II

 

Napoleons einziger legitimer Sohn, François-Joseph-Charles, stammt aus dessen zweiter Ehe mit Marie-Louise von Österreich. Der Kronprinz von Frankreich erhält den Titel «König von Rom». Nach dem Tod Napoléons 1821 rufen ihn zwar die Bonapartisten zum «Kaiser Napoléon II» aus, doch Kaiser ist er nur für ein paar Tage. Er lebt von 1811-1832.

 

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LouisXVIII

Louis XVIII.

 

Louis XVIII (1755-1824)

 

Nach Napoléons Niedergang 1815 ist Louis XVIII an der Reihe. Aber das Leben als König ist nicht mehr so einfach. Er versucht zwar den Spagat zwischen Monarchie und Republik, aber es gelingt ihm nicht, die Ultra-Royalisten in Zaun zu halten, und es kommt zum «Weissen Terror» der Royalisten, die sich jetzt an den Republikanern rächen. Die Royalisten gewinnen wieder die Überhand. Louis XVIII stirbt zehn Jahre nach Amtsantritt an Altersschwäche in Paris.

 

 

charlesX

Charles X.
Quelle:fr.encarta.
msn.com/media

 

Charles X (1757-1836)

 

König von 1824 bis 1830. Der Bruder von Louis XVI überlebt die grosse Revolution von 1789 und flieht ins Ausland, zuerst nach Bremen, später nach England. Er versteht sich als Führer der Ultra-Royalisten. 1814 kommt er zurück nach Frankreich, zusammen mit den alliierten Truppen, die Napoléon besiegten. Nach dem Tod seines Bruders Louis XVIII wird er König – aber nicht für lange. Der Versuch, das Parlament aufzulösen, ist keine gute Idee. Er wird in der Juli-Revolution von 1830 gestürzt und muss erneut nach England fliehen.

 

 

 

Louis-Philippe_I

 

Louis-Philippe I (1773-1850)

 

König von 1830 bis 1848. Die Juli-Revolution von 1830 ist seine Chance. Er, der Herzog von Orléans, verweist auf seine liberale Einstellung und erklärt sich bereit, König einer parlamentarischen Monarchie zu sein. Man nennt ihn daraufhin den «Bürgerkönig». Unter seiner Führung geht es zwar mit Frankreich aufwärts – er treibt die Industrialisierung voran, erkennt aber die damit verbundenen sozialen Probleme nicht, und die nächste Revolution (von 1848) steht an. Louis-Philipp I muss wie sein Vorgänger nach England flüchten.

 

 

napoeon_III

Napoléon III.

 

Napoléon III (1808-1873)

 

Charles-Louis-Napoléon Bonaparte ist ein Neffe des «grossen» Napoléon. 1848 wird er mit 75% der Stimmen zum neuen französischen Staatspräsidenten gewählt.

 

Diese «Zweite Französische Republik» unter Bonaparte wird nur vier Jahre alt. Dann schlagen die napoleon'schen Herrschergene wieder durch: Nach einem Staatsstreich lässt sich Bonaparte 1852 zum Kaiser ausrufen. Er regiert als Napoleon III bis 1870.


Als er 1870 den Krieg gegen Deutschland verliert, muss er ins Exil nach England. Dort stirbt er 1873, in Farnborough ist er beerdigt.

 

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Louis XIV

louisXIV