Berlin-Brandenburg: Die Preussischen Könige.

 

Die Liste der Herrscher von Brandenburg ist unendlich – sie reicht zurück bis ins 12. Jahrhundert. Hunderte von Markgrafen, Burggrafen, Herzögen und Kurfürsten verteilten sich auf einem Flickenteppich. Es sind so viele Ludwigs und Friedrichs, dass einem schwindlig wird.

 

Zum Glück wird das Ganze ab 1700 etwas klarer.
Erstens bekommt das Hoheitsgebiet Brandenburg-Preussen langsam erkennbare Grenzen, und zweitens heissen ab jetzt die Herrscher
allesamt «König».

 

Das Königreich Preussen

 

Im 18. Jahrhundert wurde das Königreich Preussen zur europäischen Grossmacht. Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Idee auf, einen deutschen Nationalstaat zu schaffen. Der preussische Ministerpräsident Otto von Bismarck spielte dabei die entscheidende Rolle, er trieb dieses Projekt stark voran.

 

1871 – nach dem Sieg über Frankreich – war es soweit, das Deutsche Reich konnte gegründet werden. Die Könige von Preussen übernahmen das Amt des Deutschen Kaisers.

 

Nach der November-Revolution von 1918 musste der letzte Kaiser und König, Wilhelm II., abdanken. Es war das Ende der Monarchie. Das Deutsche Reich wurde zur Republik, Preussen zum Freistaat.

 

 

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Das Berliner Stadtschloss

 

war von 1702 bis 1918 die Residenz der
preussischen Könige und Deutschen Kaiser.

Im Zweiten Weltkrieg wurde es stark

beschädigt und dann in der DDR-Zeit um 1950 gesprengt. An seiner Stelle errichtete man den
«Palast der Republik». Nach der Wieder-

vereinigung 1990 riss man diesen wieder ab,
und nun wird an alter Stelle das Schloss neu aufgebaut. Nicht ganz genau so wie das alte,
aber an drei Seiten soll der Barockstil wieder

im alten Glanz erstrahlen...

 

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Die Sommerresidenzen

 

>Schloss Charlottenburg

>Schloss Sanssouci Berlin-Potsdam

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Friedrich I.

Friedrich I (1657-1713).

Der erste preussische König, von 1701-1713. Bevor er König wurde, war er Markgraf von Brandenburg, Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches und Herzog von Preussen. All diese Ämter befähigen ihn aber nicht, ein guter Herrscher zu sein. Das Volk leidet Hunger. Er hinterlässt seinem Sohn einen bankrotten Staat mit Millionenschulden.

 

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Friedrich Wilhelm I.

 

 

Friedrich Wilhelm I (1688-1740).

König von 1713-1740. Er macht es besser als sein Papa. «Soldatenkönig» nennt man ihn, weil er eine starke Armee aufbaut. Krieg führen mag er aber nicht.

 

Dafür bringt er die Verwaltung und die Finanzen ins Lot und führt die allgemeine Schulpflicht ein. Er gilt als der Schöpfer des preussischen Beamtentums.

 

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Friedrich II
der Grosse.

 

 

Friedrich II «Der Grosse» (1712-1786).

 

König von 1740-1786. Er bedient sich der grossartigen Armee seines Vaters, zieht gerne in den Krieg und vergrössert Preussen, das unter ihm auf 6 Millionen Einwohner anwächst. Von den Österreichern holt er sich Schlesien und wird so zum ewigen «Erzfeind» von Habsburgs Herrscherin Maria Theresia.

 

>mehr über Friedrich II und Maria Theresia

 

Er ist aber auch kulturell interessiert, fördert Kunst, Musik, Literatur, ist ein begeisterter Flötenspieler.

 

Als Denker befasst er sich mit Voltaires Ideen des «aufgeklärten Absolutismus». Den letzten Schritt geht er aber nicht: Er ist noch nicht reif, die Leibeigenschaft abzuschaffen. Er stirbt drei Jahre vor dem Beginn der >Französischen Revolution.

 

 

   

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Friedrich Wilhelm II.

Friedrich Wilhelm II (1744-1797).

König von 1786-1797, ein Neffe von Friedrich dem Grossen. Für sein Land mag er nicht viel tun.

 

Dafür findet er Gefallen am Hofstaat, hält sich Mätressen und Günstlinge. Preussen wächst trotzdem unter ihm, vor allem infolge der Teilungspolitik gegenüber Polen. Preussen reicht jetzt bis nach Warschau.

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Friedrich Wilhelm III.

Friedrich Wilhelm III (1770-1840).

König von 1797-1840. Sohn von Friedrich Wilhelm II. Er hat Pech: Seine Regierungszeit fällt mit dem spektakulären Aufstieg Napoleons zusammen. Da kann man nur verlieren.

 

In den Schlachten von Jena und Auerstedt erleiden die Preussen empfindliche Niederlagen. Der König muss samt Familie zeitweilig fliehen, und die polnischen Gebiete, die man erst kürzlich gewann, fallen an Napoleon. Aber nicht für lange, nach dem Wiener Kongress von 1815 gehen sie grösstensteils wieder an Preussen zurück.

 

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Friedrich Wilhelm IV.

Friedrich Wilhelm IV (1795-1861).

Sohn von Friedrich Wilhelm III, König von 1840-1861. Voll der Überzeugung, ein Herrscher «von Gottes Gnaden» zu sein, erteilt er der Forderung nach einer Verfassung eine Abfuhr und verbietet sogar politische Diskussionen.

 

Nach der Revolution von 1848 muss er die Verfassung doch schlucken, sie tritt 1850 in Kraft. 1858, drei Jahre vor seinem Tod, übergibt er die Regentschaft seinem jüngeren Bruder Wilhelm.

 

 

Die Deutschen Kaiser 1871-1918

 

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Wilhelm I.

 

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Bismarck

 

 

Wilhelm I (1797-1888).

 

Regent ab 1858, König von 1861-1888. Auch er ein überzeugter Monarch von Gottes Gnaden. Das Parlament empfindet er als Demütigung, denkt sogar an Rücktritt.

 

Otto von Bismarck, der Ministerpräsident, hält ihn davon ab. Bismarck wird zur bestimmenden Figur. Er sorgt für Kriege – und Siege – gegen Dänemark, Österreich und Frankreich (1864 / 1866 / 1870). Er treibt die Gründung des deutschen Nationalstaates voran, wird dessen erster Kanzler.

 

Wilhelm I lässt sich einspannen, spielt den Oberbefehlshaber der Armee. Nach dem Sieg über Frankreich ist er offizieller Leiter der Verhandlungen über die Gründung des Deutschen Reiches, die 1871 erfolgt.

 

Wilhelm wird in Versailles zum ersten Deutschen Kaiser gekrönt. Zitat: «Es ist nicht leicht, unter einem solchen Kanzler (Bismarck) Kaiser zu sein».

 

 

 

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Friedrich III.

 

Friedrich III (1831-1888).

 

Im Krieg gegen Frankreich von 1870 befehligt er die
3. Armee, belagert Paris und wird 1871 zum Generalfeldmarschall ernannt. Er ist zwar ab 1871 deutscher Kronprinz, bleibt aber hinter Bismarck und Wilhelm ohne jeden Einfluss. Kaiser wird er erst 1888 nach dem Tod von Wilhelm I.

 

Zu diesem Zeitpunkt ist er selbst schon totkrank (Kehlkopfkrebs) und stirbt noch im gleichen Jahr. Man nennt ihn deshalb den «99-Tage-Kaiser».

 

 

 

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Wilhelm II.

 

Wilhelm II (1859-1941).

 

Der Sohn von Friedrich III. übernimmt als preussischer König und deutscher Kaiser 1888. Er bleibt der Linie seiner Ahnen treu und zeigt wenig Verständnis für die konstitutionelle Monarchie – er möchte lieber ein absoluter Herrscher sein.

 

Erst nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg stimmt er 1918 den Verfassungsreformen zu. Nach Beginn der Novemberrevolution 1918 dankt er schliesslich ab und flieht ins Exil in die Niederlande. Dort stirbt er 1941 im Alter von 82 Jahren.

 

 

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