Ausstellung Tate Gallery, London
David Hockney – 60 Years of Work
vom 9. Februar bis 29. Mai 2017

 

David Hockney (1937)


Der britische Superstar, dessen Kunst ihn – wie einst Picasso – schon zu seinen Lebzeiten reich macht. Ein expliziter Malstil kann ihm nicht zugeordnet werden, dafür ist er zu vielseitig. Hockney ist der moderne Künstler im wahrsten Sinne des Wortes: Er verwendet stets jene Mittel für die Produktion seiner Werke, die gerade der jeweiligen Epoche entsprechen. Vom Pinsel über die Fotografie zu Collagen mit Polaroids, vom Fotokopierer über das Faxgerät, vom Computer bis zum neuesten iPad. Ständig auf der Suche nach neuen Maltechniken und immer auf dem neuesten Stand.

 

 

hockney-portrait

David Hockney um 1965,

porträtiert von Peter Blake.

Tate Britain London.

 

 

Am 9. Juli 2017 feierte der 1937 geborene Hockney seinen 80. Geburtstag. Zu diesem Anlass organisierte die Tate Britain eine Retrospektive unter dem Titel «60 Years of Work». Seine bunten Werke begeistern nicht nur die Kinder, die schulklassenweise antraben, um ihn zu kopieren. Hockney zieht – die Tate Britain verzeichnet einen neuen Besucherrekord.

 

David Hockney kommt 1937 in Bradford zur Welt, mitten in England, zwischen Manchester und Leeds. Mit elf weiss er bereits, was er werden will: Maler. Aber nicht etwa Kunstmaler, einfach Maler. Er malt alles an, was ihm in die Quere kommt. «Ich könnte heute noch den ganzen Tag damit verbringen, einfach eine Türe einfarbig anzumalen», sagt er Jahre später, als er längst weltberühmt ist. «Dieses Gefühl, mit einem Pinsel voller Farbe etwas zu bestreichen...».

 

Kunstmaler wird er dann doch. Seine Studien absolviert er in der Bradford School of Art (1953-1958) und im Royal College of Art (1959-1962).

 

Das regnerische England ist nicht sein Ideal. 1964 zieht es ihn an die Sonne Kaliforniens – aber nicht nur der Sonne wegen. Vor allem, weil er dort sein Schwulsein nicht mehr verstecken muss und es offen ausleben darf. In England wäre er noch strafrechtlich verfolgt worden.

 

In Los Angeles malt er seine berühmten Hollywood- und Swimmingpool-Werke. Samt seinen Freunden. Nackt. Unter der Dusche, beim Sonnenbaden. Aber auch Lifestyle der Reichen und Schönen, Villen, Blumen-Stillleben, Meer und Landschaften. Vor allem vom Grand Canyon ist er fasziniert. Man sieht es den kraftvollen Bildern an.

 

Hockney lebt insgesamt 30 Jahre lang in Kalifornien, dazwischen aber auch in Paris (1973-1975) und unterwegs auf seinen ausgedehnten Reisen in Indien, Japan, Ägypten.

 

2012 erleidet er einen Schlaganfall und wird schwerhörig. Seit 2015 hat er sein Studio in London im Stadtteil Kensington.

 

 

 

>mehr über Hockney (Ausstellung Luzern 2022)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ausstellungsplakat
60 Years of Work

 

David Hockney (1937). Portrait of an Artist (Pool with two figures), 1972. Private Collection.

 

 

David Hockney – 60 Years of Work (2017)

 

Hockney zieht die Massen an. Bereits für den Vorverkauf der Jubiläums-Ausstellung zum
80. Geburtstag des britischen Superstars im Jahr 2017 war Schlangestehen angesagt – am Ende resultierte ein neuer Rekord in der Tate Gallery in London: Eine halbe Million Eintritte.

 

Und wie hat dem 80-jährigen Jubilar die Ausstellung gefallen? Sein Kommentar:

«Ich hab eigentlich ganz gute Bilder gemacht,
nicht wahr?».

 

Das Gemälde auf dem Ausstellungsplakat trägt den Titel Portrait of an Artist (Pool with two Figures). Es wurde der Ausstellung in der Tate vom britischen Besitzer Joe Lewis zur Verfügung gestellt. Nach der Ausstellung beauftragte Joe Lewis das berühmte New Yorker Auktionshaus Christie's mit dem Verkauf. Am 15. November 2018 ging es an einen neuen (unbekannten) Besitzer: für den Preis von 90.3 Mio US-Dollar.

 

 

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Peter getting out of Nicks Pool, 1966. Collection Walker Art Gallery, Liverpool.

 

Der Swimmingpool in Kalifornien

 

Der Pool spielt in Hockneys künstlerischem Leben eine wichtige Rolle. Zwischen 1964 und 1971 fertigt er in Los Angeles eine ganze Reihe von Swimmingpool-Gemälden an. Eines der berühmtesten heisst «Peter getting out of Nicks Pool» und entsteht 1966.

 

Hockneys Swimmingpoolbilder sind legendär. Er geniesst es, seine Freunde und Liebhaber nackt zu malen. In good old England wäre das in den 1960ern noch strafrechtlich verfolgt worden. Unter Kaliforniens Sonne darf er das. Dort lebt und arbeitet er ab 1964.

 

 

A Bigger Splash, 1967. Tate Gallery London.
 

 

Der legendäre Sprung vom Brett, 1967

 

Ein ziemlich leer wirkendes Bild. Keine Figuren zu sehen, nur ein Sprungbrett und ein Splash, ein Spritzen des Wassers. Den bereits eingetauchten Springer muss man sich dazu denken. Dazu ein karger Hintergrund mit zwei dürren Palmen – und doch ist das Bild zur Ikone geworden.

 

Warum heisst es «A Bigger Splash»? Der Titel bezieht sich nicht etwa auf die Grösse des Spritzers, sondern auf die Grösse des Gemäldes: Es ist das grösste aus einer Dreierserie dieses Motivs und misst stolze 2.4 x 2.4 Meter.

 

Der Künstler arbeitet an diesem Acryl-Bild relativ lange: rund zwei Wochen. Das veranlasst Hockney zu dieser Bemerkung: «Wenn man einen Splash fotografiert, friert man den Moment ein. Mir ist klar, dass ein Splash im wirklichen Leben niemals so gesehen werden könnte, es passiert zu schnell. Und das hat mich amüsiert, also habe ich das Bild sehr, sehr langsam gemalt.»

 

 

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Distanzierte Paare

 

Hockney zeigt gerne Menschen, die eigentlich ein Paar sind, aber nichts (mehr) gemeinsam haben. Er fokussiert mehr auf die Distanz als auf die Nähe. Interessanterweise bildet er das vor allem bei Heteropaaren ab. Wie hier in «Mr and Mrs Clark and Percy» (1970/71). Percy ist der Name der Katze.

 

Auch in «My Parents» von 1977 herrscht diese gedämpfte Stimmung vor. Mama stiert in die Luft, Papa beschäftigt sich mit der Zeitung, und auch räumlich sind die beiden ziemlich getrennt.

 

 

 

 

Faszination Grand Canyon

 

Hockney ist ein Fan des Grand Canyon, malt ihn in hundert Stimmungslagen und auf verschiedenen Medien. Hier verwendet er 12 einzelne Leinwände, die er zu einem Gesamtbild zusammensetzt.

 

 

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Farbe und Power

 

Wenig überraschend, dass so viele Schulklassen die Hockney-Ausstellung besuchen. Solche farbintensiven Bilder rufen geradezu danach, kopiert zu werden.

 

Es heisst «Going Up Garrowby Hill», entstand 2000 und gehört einer Privatsammlung.

 

 

 

balkon

 

Red Pots in the Garden

Auch dieses Sujet wäre ideal für einen Kopierversuch. Die Masse des Bildes sind allerdings beachtlich: Fast zwei Meter breit und 1.50 hoch! Gemalt im Jahr 2000. Privatsammlung.

 

   

 

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David Hockney (1937). The beginning, 1966. British Museum London.

 

Homoerotische Zeichnungen
im British Museum

 

Auch das British Museum feiert 2017 den 80-jährigen Jubilar – mit einer Sonderpräsentation von Zeichnungen mit Portraits, Männerakten und generellen Schwulenthemen.

 

Hockney zeichnet diese Serie 1966 zur
Illustration eines Buches des griechischen Autors Konstantinos Kavafis.

 

 

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Fotos / Diashow

 

 

Hinweis zu den Fotos: An der Ausstellung in der Tate Britain London war Fotografieren nicht gestattet. Die Ausbeute ist deshalb etwas magerer als sonst. Die hier gezeigten Farbbilder sind zum Teil ab Postkarten fotografiert. Die Zeichnungen stammen aus dem British Museum.

 

Mehr:

>https://www.hockney.com/home

 

 

 

Ausstellung 2022 im Kunstmuseum Luzern
David Hockney – Moving Focus

 

Die erste Retrospektive von David Hockney in
der Schweiz. Mit Werken von 1954 bis heute.
Ausstellung vom 9.7. bis 30.10.2022.

 

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