Claude Monet (1840-1926)


Für viele die Nummer 1 unter den Impressionisten. Dabei ist nicht mal sicher, ob Monet der Erfinder dieses neuen Stils ist. Aber Monet war es, der ihm den Namen verpasst hat, und das kam so: 1872 malte er in Le Havre einen Sonnenaufgang und wollte das Bild in eine Ausstellung geben. Nach dem Titel befragt, hatte er keinen parat und so soll er spontan geantwortet haben: «Soleil levant, impression».

 

 

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Claude Monet

(Fotoquelle: WikiCommons)

 

 

 

Zu Beginn seiner Karriere malte er im Stil der Realisten. Viel Geld war damit aber nicht zu verdienen. Jedenfalls nicht genug, um sich vom Miltärdienst freikaufen zu können. Dafür hätte er 2500 Francs gebraucht. Seine Familie hätte das Geld aufbringen können, aber sie verlangte dafür als Gegenleistung seinen Eintritt ins elterliche Geschäft – eine Kolonialwarenhandlung. Und: Er müsse die Malerei aufgeben. Da ging er doch lieber ins Militär. 1861 rückte er nach Algerien ein und diente bei der Kavallerie. Dort erkrankte er an Typhus und wurde nach einem Jahr entlassen.

 

An der Küste der Normandie begann er Ende der 1860er-Jahre mit der «Plein-air»-Malerei.

 

Um dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 zu entgehen, zog er nach London. Dort lernte er die – ebenfalls impressionistischen – Werke von William >Turner kennen.

 

Monets impressionistische Werke kamen weder beim Publikum noch bei den Kritikern an. Mit den Verkäufen haperte es, und er musste bös unten durch. Er lebte lange am Rande des Existenzminimums. Sein berühmtes Bild «Le Havre, Soleil levant» erzielte an einer Zwangsversteigerung gerade mal noch 200 Francs. Erst in den 1890er-Jahren zogen die Preise wieder an. Ein Bild aus seiner Serie «Kathedrale von Rouen» konnte er jetzt für 15'000 Francs verkaufen.

 

Ab 1908 verschlechterte sich sein Augenlicht, er verlor nach und nach die Sehkraft. 1923 gelang zwar eine Staroperation, und er konnte wieder malen – vor allem seine berühmten Seerosen – er wurde aber zunehmend depressiv und zerstörte eine Reihe seiner Werke, von denen er glaubte, dass er sie nicht mehr fertig stellen könne. Monet starb 1926 in Giverny, wo er sein Haus mit Garten und dem Seerosenteich hatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Claude Monet

 

 

 

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Claude Monet (1840-1926). En Norvégienne, 1887. Musée d'Orsay, Paris.

 

Ist Monet gleich Impressionismus?

 

Nein. Er malt nur eine zeitlang im impressionistischen Stil. Aber er gilt als Begründer dieses neuen Kunstbegriffs, den er mit seinem Gemälde «Soleil levant, Impression» von 1872 ins Leben gerufen hat. Viele seiner Gemälde sind nicht «plein-air» entstanden, sondern im Atelier. Zum Teil nach Skizzen, die er vor Ort aufgezeichnet hat. Und die er dann ganz sorgfältig und detailliert ausgearbeitet hat – also nicht impressionistisch.

 

Was wollten die Impressionisten eigentlich? Es ging ihnen um die Erfassung des Momentes. Um das Festhalten einer gerade herrschenden Stimmung. Und zwar der Natur entsprechend. Da die Bilder im Freien gemalt wurden (plein-air), musste es schnell gehen. Keine Zeit für eine detaillierte Ausführung.

 

Die Pinselstriche wurden deshalb rasch und grob gesetzt. Die Kunst bestand darin, die groben Striche so zu setzen, dass sie aus der Distanz betrachtet zu einem feinen Bild verschmelzen, das die Gegenstände und die vorherrschende Stimmung natürlich wiedergibt.

 

 

>mehr über Impressionismus

 

 

 

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Camille im grünen Kleid, 1866. Bremer Kunsthalle.

 

 

Start im akademischen Stil

 

Wer als Maler anerkannt werden will, kommt in jener Epoche am >Salon de Paris nicht vorbei. Und in diesen kommt man nur rein, wenn man sich an den althergebrachten Malstil hält, den akademisch-naturalistischen. Sein Werk «Camille im grünen Kleid» schaffte es 1866 an den Salon und bekam gute Kritiken. Das lebensgrosse Gemälde ist 2.30 Meter hoch.

 

Camille Doncieux war Monets meist porträtiertes Modell – von ihr gibt es 58 Gemälde – und zu Beginn auch seine Geliebte, die er 1870 heiratete.

 

 

 

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La meule au soleil, 1891. Kunsthaus Zürich.

 

La Meule au soleil – kein Impressionismus

 

Ein Stimmungsbild, ja– aber kein Impressionismus. Es ist eine typische «Monet-Farbenmalerei»: Im Schober und im Schatten sind unzählige Farbtöne enthalten, sehr fein ausgeführt, im Atelier. Erst aus der Distanz betrachtet ergeben sie eine Fläche.

 

Von solchen «meules» (Getreideschober) existiert eine ganze Serie. Sie wurden in verschiedenen Lichtverhältnissen in Giverny geschaffen. Dieses hier hängt im Kunsthaus Zürich. Im Mai 2019 hat eine andere «Meule» im Auktionshaus Sotheby's einen Erlös von 111 Mio Dollar erzielt. Es ist das teuerste je verkaufte Monet-Bild. Der Käufer ist unbekannt.

 

 

 

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Déjeuner sur l'herbe, 1866. Musée d'Orsay.

 

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Fragment 2.

 

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Das Vorbild von Edouard Manet.

 

 

Das Frühstück im Grünen, 1866

 

Einer seiner malerischen Vorbilder war

>Edouard Manet. Dieser hatte 1863 mit einem gleichnamigen Gemälde Furore gemacht – war aber vom Salon de Paris abgewiesen worden. Weil es skandalös war. Eine nackte Frau unter elegant gekleideten Herren beim Frühstück auf der Wiese – das ging gar nicht! (Bild unten).

 

Claude Monet wollte keine Absage am Salon riskieren. Also malte er die Dame bekleidet. Für die Figuren des Bildes standen Camille und sein Freund Frédéric Bazille im Wald von Fontainebleau Modell.

 

Das Gemälde sollte etwas ganz Besonderes werden, auch von den Massen her: 6 Meter breit, 4.6 Meter hoch. Allerdings wurde die Zeit zu knapp, um es noch in den Salon zu schaffen.

 

Der Künstler war dennoch stolz auf sein Werk und zeigte es in seinem Atelier. Doch dann geriet er mit seiner Miete in Rückstand und musste es seinem Hauswirt als Pfand überlassen. Dieser lagerte das gerollte Bild im Keller. Dort schimmelte es jahrelang vor sich her. Als Monet das Gemälde 1884 wieder auslösen konnte, wies es bereits grosse Schäden auf und musste beschnitten werden.

 

Nur zwei Fragmente konnten restauriert werden. Sie sind heute im Musée d'Orsay in Paris zu sehen.

 

 

 

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La Grenouillère, 1869.
Metropolitan Museum of Art,
New York.

 

 

1869: Erste Anzeichen von Impressionismus

 

Start zur «plein-air»-Malerei. In diesem Gemälde tauchen die ersten impressionistischen Merkmale auf, und zwar in der Abbildung des Wassers und der menschlichen Figuren.

 

Hier verwendet Monet zum ersten Mal die schnellen Pinselstriche – typisch für die Malerei im Freien. Einige Elemente im Bild (z.B. die Boote im Vordergrund) sind aber noch im «alten» Stil gemalt, mit fein ausgearbeiteten Linien.

 

 

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Musée Marmottan, Paris.

 

 

1872: Soleil levant – impression

 

Mit diesem Sonnenaufgang im Hafen von Le Havre begründete Monet den neuen Stil. Er wollte das Werk in eine Ausstellung geben. Nach dem Titel befragt, antwortete er kurz «Soleil levant, Impression». Seither heisst dieser Stil Impressionismus.

 

 

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Parlament von London, 1904. Kunsthaus
Zürich.

 

Das Parlament von London, 1904

 

Claude Monet war mehrmals in England. Das erste Mal auf der Flucht vor dem deutsch-französischen Krieg 1870/71. Dieses Bild gehört zu einer London-Serie, die er 1900 begann und rund 100 Gemälde umfasst.

 

Die Stimmung hat Monet von seinem Hotelzimmer aus «eingefangen» und dann jahrelang daran gearbeitet. Die Endfassung entstand also eher in seinem Kopf und geht in Richtung Abstraktion. Erst nach vielen Nachbearbeitungen brachte er das Bild 1904 zum Abschluss.

 

 

 

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Die berühmten Seerosen

 

Er malte über 300 Seerosenbilder. Für die Pflege seines Seerosengartens in Giverny war ein Gärtner zuständig. 1915 liess er sich dort ein geräumiges Atelier einrichten, um an seinen übergrossen Gemälden zu arbeiten. Zum Ende des Ersten Weltkriegs (1918) schenkte er dem französischen Staat acht dieser Gemälde.

 

Diese Panoramabilder sind heute im
>Musée de l'Orangerie in Paris zu sehen. In zwei gewaltigen, ovalen Räumen können die Besucher durch seine Seerosen flanieren.

 

 

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Fotos / Diashow

Ausstellungen

 

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Fondation Beyeler Riehen-Basel

 

Vom 2.1. bis 28.5.2017.
Über sechzig Werke aus der Zeit zwischen 1880 und 1920. Aus der Sammlung Beleyer sowie von internationalen Museen und Privatsammlungen.

 

 

 

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