Kerteminde: Wikinger-Museum Ladby, Dänemark

 

Ein Wikingerkönig im Totenschiff
auf dem Weg ins Jenseits


Wer er war, weiss niemand. Ein Anführer? Ein Fürst, vielleicht ein König? Sicher ist dies: Der Tote bekam eine spektakuläre Beerdigung: In einem Wikinger Kriegsschiff – samt Grabbeigaben und Pferden und Hunden. Diese sollten ihm im Totenreich ein angemessenes Weiterleben ermöglichen. Man zog das mit dem Verstorbenen beladene Schiff an Land und beerdigte es in einem Grabhügel. Das geschah etwa im Jahr 925.

 

 

Rekonstruktion des Totenschiffes, beladen mit
dem Verstorbenen, elf Pferden und vier Hunden,

mit Waffen, Schmuck und Brettspielen.

 

Die Ausgrabung brachte ein Kriegsschiff der
Wikinger zu Tage, das Platz für 32 Ruderer bot.
Es konnte aber auch unter Segeln fahren.

Rekonstruktion von 2011-2016.

 

 

Rund tausend Jahre später fand man die Grabstätte unter einem Grashügel in der Nähe von Kerteminde auf der dänischen Insel Fyn. Das Holz des 22 Meter langen Schiffes war zwar verrottet, aber man konnte seine Umrisse noch gut erkennen, sie hatten sich im Erdreich abgebildet. Noch gut erhalten waren Eisenteile: Der Anker samt Kette, verschiedene Beschläge sowie Nieten in den Planken.

 

 

Woher kamen die Wikinger?

 

Die Wikinger sind vor allem bekannt und berüchtigt für ihre Raubzüge und Plünderungen europäischer Küstenstädte. Sie waren aber auch Entdecker und gründeten zahlreiche Siedlungen.

 

DÄNISCHE Wikinger sidelten in Grönland, England und Frankreich (Normandie).

 

NORWEGISCHE Wikinger erkundeten den Atlantik und gründeten Kolonien in Irland und Schottland, auf den Shetlandinseln, den Orkneys, den Färöern, in Island und sogar in Nordamerika (Vinland, heutiges Neufundland).

 

SCHWEDISCHE Wikinger erschlossen Handelsrouten nach Osteuropa und gründeten Herrschaftsgebiete entlang der Flüsse in Russland, Belarus und der Ukraine. Einige von ihnen dienten in der «Warägergarde» als Leibwächter der byzantinischen Kaiser in Konstantinopel.

 

 

Wann waren die Wikinger aktiv?

 

Die Wikingerzeit datiert man auf 793 bis 1066 n. Chr.,
basierend auf bedeutenden historischen Ereignissen. Sie beginnt mit dem Überfall auf das englische Kloster Lindisfarne im Jahr 793 und endet mit der Schlacht von Stamford Bridge im Jahr 1066, als der norwegische Wikingerkönig Harald Hardrada in England besiegt und getötet wurde. Dieses Ereignis markiert gleichzeitig das Ende der Wikingerzeit.

 

Die einzelnen Phasen lassen sich so einteilen:

 

Im 8./9. Jahrhundert starteten die Wikinger ihre Überfälle und Plünderungen. Sie führten Raubzüge in Britannien, Irland und auf dem europäischen Festland durch.


In ihrer Blütezeit (9./10.Jahrhundert) gründeten sie Siedlungen in England, Irland, Schottland, Island, Grönland, Frankreich (Normandie) und sogar in Nordamerika (Vinland). Dazu eröffneten sie Handelsrouten bis nach Byzanz, Russland und den arabischen Raum.


Mit der Christianisierung im 10./11. Jahrhundert begann der Niedergang. Grund war aber auch die zunehmende Stärke mächtiger skandinavischer Könige in Dänemark, Norwegen und Schweden.

 

 

Das Ende der Wikinger: 1066

 

In der Schlacht von STAMFORD BRIDGE am 25.9.1066 wurde der norwegische Wikingerkönig Harald Hardrada durch die englische Armee (unter König Harald Godwinson) besiegt und getötet. Das war das Ende der Wikinger-Invasion in England und gilt gleichzeitig als das Ende der Wikingerzeit.

 

 

PS: Im gleichen Jahr, 1066, fand am 14. Oktober eine weitere bedeutende Schlacht statt: jene von HASTINGS bei Sussex. Diesmal verloren die Engländer (wieder unter König Harold II. Godwinson) gegen den Normannen WILHELM DEN EROBERER (aus dem Stamm der Wikinger), der dann König von England wurde.

 

 

Der englische König Harold II. Godwinson
stirbt in der Schlacht von Hastings, 1066.

 

 

>mehr über den Wandteppich von Bayeux

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So sieht man das Schiff heute im Museum.

 

 

So könnte der Grabhügel ausgesehen haben.

 

 

So könnte das
22 Meter lange Kriegsschiff ausgesehen haben.

 

 

Rekonstruktion der Beladung mit dem toten Fürsten, elf Pferden und vier Hunden, Waffen und Schmuck.

 

 

Eine archäologische Sensation

 

Tausend Jahre lang lag es versteckt in einem Grabhügel, bis man es 1935 auf der dänischen Insel Fyn bei Ladby in der Nähe von Kerteminde entdeckte: Ein komplettes Wikinger-Kriegsschiff, das als Sarg für einen König diente. Neben dem Verstorbenen wurden auch elf Pferde und vier Hunde beerdigt. Dazu Grabbeigaben wie Schild, Pfeile, Holzeimer, ein Brettspiel namens Hnefatavl, Reitzubehör, Hundegeschirr sowie kostbare Kleidung mit Goldfäden.

 

Skelette wurden nur von den Pferden und Hunden gefunden, nicht aber vom toten König. Man geht davon aus, dass das Grab schon vor langer Zeit geplündert worden war.

 

Das komplette Totenschiff wurde um 925 n. Chr. in einem Grabhügel vergraben, der einen Durchmesser von 30 Metern hatte. Den Hügel gibt es heute noch, er ist inzwischen zu einem Museum umfunktioniert worden, in dem der kostbare Fund konserviert wird.

 

Das Kriegsschiff war 22 Meter lang und bot Platz für 32 Ruderer, es konnte aber auch unter Segeln fahren.

 

Gefunden wurde das Grab im Jahr erst 1935. Dass es sich um ein Schiffsbegräbnis aus der Wikingerzeit handelte, fanden die Archäologen etwas später heraus.

Zwischen 2011 und 2016 erstellte man eine
exakte Kopie des Schiffes, basierend auf den neuesten Forschungen bezüglich Massen und Materialen. Das Eichenholz dazu holte man aus den örtlichen Wäldern. Für die Rekonstruktion verwandte man traditionelle Handwerksmethoden aus der Wikingerzeit.

 

 

Skelette im Schiffsgrab, aber nur von Pferden und Hunden. Vom König keine Spur mehr.

 

Gut erhalten: Anker und Ankerkette. Auch diverse eiserne Beschläge und Nieten.

 

 

 

 

Schiffsbestattung – nur für Herrscher

 

Massgebend für die Qualität einer Bestattung war der gesellschaftliche Rang. Nur für die obersten Ränge kam eine Schiffsbestattung in Frage, also für Könige und Fürsten.

 

Reiche Männer wurden meist mit Waffen und reiche Frauen mit kostbaren Schmuckstücken begraben.
Im Schiffsgrab von Ladby bei Kerteminde wurden auch Goldstickereien, Kleiderschmuck und Gürtelschnallen aus Silber gefunden.

 

Generell sind nur wenige Skelette von Menschen aus der Wikingerzeit erhalten geblieben. Das kann damit zusammenhängen, dass der Kampf um die Vorherrschaft und die Bedeutung eines Königs
auch nach dem Tod
weiter ging. Meist sorgten die nachfolgenden Herrscher dafür, dass von ihren Vorgängern nur wenig übrig blieb. Deshalb kamen Plünderungen von Gräbern oft vor, manchmal wurden Gräber auch geschändet.

 

 

 

Wikingerfiguren und Schmuck

 

In der Nähe des ausgegrabenen Totenschiffes (beim Dorf Revninge) fand man mehrere Schmuckstücke und Figuren aus dem 8. Jahrhundert.

 

Diese vergoldete Figur ist nur 4,6 cm gross, aber sehr fein gearbeitet. Es könnte sich um eine Abbildung der Göttin Freyia handeln. Das Kostüm ist besonders detailliert und gibt neue Einblicke in die Kleidung der Wikinger. Im Hals der Figur befindet sich ein Loch – vermutlich wurde sie als Anhänger getragen.


Bei den anderen Funden, die man mit Hilfe eines Metalldedektors entdeckte, handelt es sich um Schmuckstücke aus einer Kupferlegierung. Auch diese kleinen Kunstwerke sind detailliert verarbeitet und dienten als Anhänger.

 

 

War der samt Schiff Beerdigte ein König?

 

War der Bestattete ein König?

 

Schriftliche Quellen oder konkrete Hinweise fehlen. Der Beerdigte könnte ein König oder ein Fürst oder aber ein hoher Anführer gewesen sein, der über Teile der dänischen Insel Fyn geherrscht hat.

 

In der Wikingerzeit war es Usanz, bedeutende Persönlichkeiten – Krieger oder lokale Herrscher – samt Schiff und Tieropfern zu bestatten. Das Schiff spielte eine wichtige symbolische Rolle und war auch das Transportmittel für die Reise ins Jenseits. Die Anwesenheit von Pferden im Grab weist darauf hin, dass der Verstorbene nicht nur auf See, sondern auch zu Land eine bedeutende Rolle gespielt haben muss.

 

 

Detail des Wandteppichs von Ladby. Das Schiff unter Segeln.

 

Ansicht der Ausgrabungsstätte 1935.

 

Der Wandteppich von Ladby

 

Eine hübsche Idee. Anstoss gab der weltberühmte Wandteppich von Bayeux in der Normandie, der im 11. Jahrhundert gefertigt wurde und die Geschichte von Wilhelm dem Eroberer aus dem Jahr 1066 beschreibt (Sieg bei Hastings, der Wilhelm zum König von England machte).

 

Im Wikingermuseum Ladby bei Kerteminde hängt das Gegenstück: Ein Wandteppich, der die Story des Schiffsgrabs und dessen Ausgrabung von 1935 zeigt. Der Ladby-Wandteppich wurde von freiwilligen lokalen Frauen gestickt – und zwar in traditioneller Handstickerei-Technik der Wikinger. Er ist neun Meter lang (jener in Bayeux misst 70 Meter...!).

 

 

>mehr über den Wandteppich von Bayeux

 


 

Leif Eriksson, der Entdecker von Amerika.


Erik der Rote, der Entdecker von Grönland.

 

 
(Bilder durch die
KI artbreeder.com generiert)

 

 

Wikinger – nur Krieger und Plünderer?

 

In unserer heutigen Wahrnehmung sind Wikinger vor allem Eroberer und Krieger, die Europas Küstenstädte plünderten. Aber das ist nur die eine Seite. Sie waren auch Siedler und Entdecker.

 

Einer von ihnen war Leif Eriksson (970–1020). Er gilt als der erste Europäer, der per Schiff Amerika entdeckte, rund 500 Jahre vor Christoph Kolumbus. Er war der Sohn von Erik dem Roten (950-1003), dem Entdecker Grönlands.

 

Leif wuchs in Grönland auf, wo sein Vater eine Siedlung gegründet hatte. Um das Jahr 1000 segelte er auf Erkundungsreisen nach Westen und entdeckte die Küste von Nordamerika. Man nimmt an, dass dieses Gebiet im heutigen Neufundland in Kanada lag, in der Nähe der archäologischen Stätte L’Anse aux Meadows.

 

Leif Eriksson errichtete Siedlungen in Vinland (Neufundland) und erforschte die Umgebung. Trotz des fruchtbaren Bodens und der reichen Ressourcen überlebte die Siedlung nicht lange. Konflikte mit den Einheimischen machten eine dauerhafte Besiedlung unmöglich. Leif Erikssons Reisen sind in den isländischen Sagas überliefert, insbesondere in der Saga von Erik dem Roten.

 

Nach Leifs Rückkehr nach Grönland übernahm er die Führung der grönländischen Kolonie (nach dem Tod seines Vaters Erik dem Roten). Leif ist auch dafür bekannt, das Christentum in Grönland eingeführt zu haben, nachdem er sich in Norwegen hatte taufen lassen.

 

 

>mehr über Wikinger-Könige

 

 

 

Odin, Boss der Götter.

 

Thor, Gott des Donners.

 

Freyia, Göttin der Liebe.

 

Balder, der Gute.

 

 

Die Götter der Wikinger

 

Die Wikinger verehrten eine Vielzahl von Göttern, die Teil der nordischen Mythologie sind.

 

Der oberste Gott war Odin (oder Wotan), der Göttervater und Gott der Weisheit, der Magie und des Krieges. Er regierte über die Hallen der gefallenen Krieger in der Walhalla.

 

Der populärste Gott der Wikinger war Thor. Er war der Gott des Donners und beschützte die Menschen vor Riesen. Er trug den Hammer Mjölnir, der Blitze entfesselte und oft als Schutzamulett getragen wurde.

 

Freyia war die Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit, der Schönheit und des Krieges. Heisst: Sie war sowohl Göttin des Lebens wie auch des Todes. Sie teilte die gefallenen Krieger mit Odin – dieser wachte über die Walhalla, Freyia dagegen über die Halle Folkvangr.

 

Balder gehörte zu den beliebtesten Wikinger-Göttern. Er war der Gott des Lichts und der Reinheit. Balder, der Sohn von Odin und Frigg, symbolisierte aber vor allem das Gute. Sein Tod war ein bedeutendes Ereignis in der nordischen Mythologie, er wurde als Vorzeichen für das Ende der Welt verstanden.

 

 

>weitere Gottheiten der Wikinger

 

(Diese «Götterbilder» wurden mithilfe der
KI artbreeder.com generiert.)

 


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Fotos des Wikingermuseums Ladby