Centre Dürrrenmatt Neuchâtel


Rund vierzig Jahre lang wohnte und arbeitete der weltberühmte Schriftsteller hier, im idyllischen Vallon de l'Ermitage oberhalb von Neuchâtel. Und hier starb er auch, am 14. Dezember 1990.

 

Seinen literarischen Nachlass hatte Dürrenmatt
noch kurz vor seinem Tod der Schweizerischen Eidgenossenschaft vermacht. Für sein bildnerisches Werk errichtete man ihm im Jahr 2000 eine eigene museale Stätte. Dass diese zustande kam, ist seiner Ehefrau Charlotte Kerr-Dürrenmatt zu verdanken.

 

 

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Terrasse des Centre Dürrenmatt nach
Mario Bottas Plänen. Foto Pino Musi.©CDN.

 

 

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Centre Dürrenmatt, Neuchâtel. Foto©CDN,
Bibliothèque nationale suisse.

 

 

Charlotte Kerr (1927-2011), die zweite Gattin Dürrenmatts ab 1984, schenkte das Wohnhaus samt Garten der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Allerdings verbunden mit einer Bedingung: Das alte Haus solle in ein «Centre Dürrenmatt» umgebaut werden. Für die Ausarbeitung der Pläne gewann man den international renommierten Tessiner Architekten Mario Botta – er selbst ein feuriger Bewunderer Dürrenmatts. Botta entwickelte seine Ideen für den Umbau rasch, sie standen schon 1992 zur Ausführung bereit. Vorher musste aber noch die Finanzierung gesichert sein.

 

Die Kosten waren auf rund sechs Millionen Franken veranschlagt. Die Hälfte davon übernahm die Eidgenossenschaft, zwei Millionen trug der Kanton Neuenburg bei, und eine weitere Million Franken kam von privaten Gönnern und Sponsoren.

 

Im Mai 1998 begannen die Bauarbeiten, die gut zwei Jahre dauerten. Am 23. September 2000 konnte das Centre Dürrenmatt feierlich eröffnet und dem
Publikum übergeben werden.

 

 

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Friedrich Dürrenmatt (1921-1990).
Selbstporträt, 1978. Collection
Centre Dürrenmatt Neuchâtel,
©CDN/Confédération suisse.

 

 

bildergalerie

Blick in die Bildergalerie des Centre
Dürrenmatt. Es besitzt rund 1000 Bilder
von Friedrich Dürrenmatt.

 

 

 

 

>mehr: Website Centre Dürrenmatt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) – Dramatiker und Maler

 

«Meine Zeichnungen sind nicht Nebenarbeiten

zu meinen literarischen Werken, sondern die gezeichneten und
gemalten Schlachtfelder, auf denen sich meine schriftstellerischen Kämpfe, Abenteuer, Experimente und Niederlagen abspielen»

 

Aus «Persönliche Anmerkung zu meinen Bildern
und Zeichnungen», 1978.

 

 

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Friedrich Dürrenmatt
(1921-1990).
Selbstporträt, 1982. Sammlung Centre
Dürrenmatt Neuchâtel, Foto©CDN, Confédération
suisse.

 

Ein Leben lang gezeichnet und gemalt.

 

Die Welt kennt ihn als höchst erfolgreichen Schriftsteller. Aber als Student ist er zwischen Schreiben und Malen hin und her gerissen. Schliesslich gibt er der Schriftstellerei den Vorzug und wird damit weltberühmt – aber die Malerei hat er immer parallel zur Schreiberei betrieben.

 

Die Sammlung des Centre Dürrenmatt

umfasst rund 1000 Werke. Dass Dürrenmatt je Gemälde verkauft hat, ist nicht bekannt.

 

In seinen «Persönlichen Anmerkungen
zu meinen Bildern und Zeichnungen»
von 1978 sagt Dürrenmatt:

 

«Ich bin kein Maler. Ich male technisch
wie ein Kind, aber ich denke nicht wie ein
Kind. Ich male aus dem gleichen Grund,
wie ich schreibe: weil ich denke.»

 

 

   

 

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Letzte General-versammlung der Eidgenössischen Bankanstalt, 1966.©CDN.

 

minotaurus

Labyrinthe I, le Minotaure déshonoré, 1962.
©CDN, Confédération Suisse.

 

Bissige Bilderbotschaften

 

Dürrenmatts Bilder sind expressionistisch und voller intensiver Farben. Er verarbeitet in seinen Werken nicht nur literarische Themen, sondern auch Motive aus der griechischen Mythologie wie Sisyphos, Atlas, Prometheus, Orpheus, Uranos, Herkules, Theseus oder Minotaurus.

 

Auch biblische Motive gehören dazu – vom Turmbau zu Babel bis zu Kreuzigungen Jesu, samt Himmelfahrten, Engeln und Päpsten.

 

Die Apokalypse fasziniert ihn. In seinem Ölgemälde «Letzte Generalversammlung der Eidgenössischen Bankanstalt» von 1966 stellt er den kollektiven Selbstmord der Aktionäre und Verwaltungsräte einer Grossbank dar und packt das Ganze in eine Abendmahlszene. Hintergrund ist sein Theaterstück «Frank der Fünfte. Oper einer Privatbank» von 1959.

 

Vor derben Darstellungen schreckt der Künstler nicht zurück. Der Held hier, der Minotaurus im Labyrinth, wird in diesem eindrucksvollen Werk von 1962 auf eine ganz besonders respektlose Weise gedemütigt.

 

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Es steht
geschrieben,
1946. ©CDN, Confédération Suisse.

 

 

Illustrationen zu literarischen Werken

 

Diese Zeichnung stammt aus einer Serie, die Dürrenmatt für sein erstes aufgeführtes Bühnenstück «Es steht geschrieben» (1947) gefertigt hat. Davon hat der Künstler zwei Serien von Illustrationen geschaffen – die eine wurde in die Buch-Erstausgabe aufgenommen.

 

Einige seiner Illustrationen und Zeichnungen haben den Charakter von Anweisungen für das geplante Bühnenbild, andere wiederum – für andere Stücke – zeigen reine Fantasieszenen, die mit dem Geschehen auf der Bühne nichts zu tun haben müssen.

 

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Sixtinische Kapelle.©CDN, Confédération Suisse.

 

 

Wandmalereien und die Sixtinische Kapelle

 

Schon seine Studentenmansarde in Bern, die er 1942 bezieht, ziert er mit Wandmalereien. Dort bemalt er seine Wände mit mythologischen Motiven und mit Karikaturen von Politikern. Auch seine eigene Liebesgeschichte mit Lotti Geissler verewigt er auf der Wand.

 

Später, in seinem neuen Wohnhaus in Neuchâtel, lässt sich Dürrenmatt etwas Gewitztes einfallen: Er malt die Wände der Toilette mit bunten Fratzen aus und nennt sein geheimes Örtchen liebevoll «Sixtinische Kapelle».

   

 

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Porträt eines Psychiaters
(Dr. Otto Riggenbach), 1962. ©CDN, Confédération suisse.

 

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Varlin mit Zwicker, 1977. ©CDN,
Confédération suisse.

 

Porträts und Karikaturen

 

Die beiden Sparten sind bei Dürrenmatt nur schwer auseinander zu halten. Was oder wen er auch immer porträtiert – stets kommt sein abgründiger Humor zum Tragen. Er scheint nicht anders zu können.

 

In seinen Porträts geht er stets an die Grenze der Karikatur und macht dabei auch bei Selbstporträts keine Ausnahme.

 

In diesem Punkt dürfte er von seinem
>Malerfreund Willy Guggenheim (1900-1977), bekannt unter dem Künstlernamen Varlin, einiges gelernt haben.

 

Guggenheim verstarb am 30. Oktober 1977. Eine Woche zuvor war Dürrenmatt noch mit ihm zusammen – zum letzten Mal. Dürrenmatt schreibt in seinen «Persönlichen Anmerkungen zu meinen Bildern und Zeichnungen» von 1978:

 

«Es war der letzte Tag, den ich mit Varlin verbrachte. Wir sprachen über Malerei. Varlin sagte mir, er halte Matisse für den grössten Maler unserer Zeit. Und: Das Traurige an der Malerei sei: Man steht vor einer sauberen Leinwand, nimmt einen Pinsel, und schon ist die Leinwand versaut.»

 

 

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Fotos / Diashow

 

   
   

 

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