Venezia: Palazzo Labia


Die Labia müssen sich für ziemlich bedeutend gehalten haben, sonst hätten sie diesen prächtigen barocken Palast nicht in Auftrag gegeben. Und schon gar nicht einen der berühmtesten Maler jener Zeit beauftragt, den Ballsaal auszuschmücken: >Gianbattista Tiepolo (1696-1770).

 

 

Palazzo Labia im Sestiere Cannaregio
nicht weit vom Bahnhof entfernt.

 

 

Die wohlhabenden Labia stammen aus Katalonien und kaufen sich um 1650 herum in das venezianische Patriziat ein – durch eine Beitragszahlung von 100'000 Dukaten.

 

Von Paolo Antonio Labia erzählt man sich, dass er am Ende eines Banketts das goldene Tafelgeschirr aus dem Fenster warf und dabei ausrief: «L'abia o no l'abia, sarò sempre Labia» (Ob ich es habe oder nicht habe, ich werde immer ein Labia sein).

 

 

Der Turm gehört nicht zum Palazzo,
sondern zur Kirche S.S. Geremia e Lucia.

 

 

Mit dem Einzug von Napoleon und dem damit verbundenen Fall der Republik Venedig 1797 verlieren die Labia allerdings Stellung und Vermögen und ziehen nach Österreich. Der Palast wechselt dann mehrmals den Besitzer und zerfällt nach und nach. Zudem explodiert 1945 in nächster Nähe ein Munitionsschiff, wodurch der Palast und auch einige von Tiepolos Fresken beschädigt werden. 1948 erwirbt der Multimillionär und Kunstsammler Carlos de Beistegui den Palast und lässt ihn von Grund auf renovieren. Heute dient er als Sitz der RAI, der Radiotelevisione italiana.

 

Die Besuchszeiten sind limitiert.

Palazzo Labia, Campo San Geremia, Venezia.

 

 

 

 

 

Titelbild (Foto GoogleEarth)

Palazzo Labia. Der Campanile, der zum Palazzo zu gehören scheint, ist jener der Chiesa S.S. Geremia
e Lucia.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Ballsaal des Palazzo Labia mit Deckengemälden von Gianbattista Tiepolo. Foto Web Gallery of Art.

 

Der Luxuspalast der Familie Labia

 

Die Aristokratenfamilie Labia stammt ursprünglich aus Katalonien. 1646 zieht sie nach Venedig und kauft sich in das alteingesessene venezianische Patriziat ein – durch eine Beitragszahlung von 100'000 Dukaten.

 

Um 1750 herum lässt die Familie den Palazzo bauen, der heute ihren Namen trägt. Der prächtige Barockpalast dient vor allem dazu, die Bedeutung der Familie Labia zu fördern. Sie besteht aus den zwei Brüdern Angelo Maria Labia und Paolo Antonio Labia mit ihren Frauen und Kindern und der Mutter der Brüder.

 

 

Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770). Bellerophon on Pegasus, 1746-47. Palazzo Labia Venezia.

 

Die Ausschmückung des Palastes

 

Für die Labia-Brüder Angelo und Paolo scheint nur das Beste gut genug zu sein. Sie verpflichten den venezianischen Maler Giovanni Battista >Tiepolo (1696-1770), der gerade auf dem Höhepunkt seines Schaffens steht.

 

Im Ballsaal malt er nicht nur das Deckengemälde «Bellerophon auf Pegasus», sondern auch einen ganzen Freskenzyklus, der den Geschichten rund um Antonio und Cleopatra gewidmet ist.

 

Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770). Bankett der Kleopatra, 1757. Palazzo Labia Venezia.

 

Bankett der Kleopatra, Detail.
 

 

Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770). Meeting of Anthony and Cleopatra, 1746-47. Detail. Palazzo Labia Venezia.
 

 

Tiepolo: Antonius und Kleopatra

 

Für den Festsaal im Piano Nobile malt Tiepolo einen kompletten Freskenzyklus, der sich mit der Geschichte von Antonius und Kleopatra befasst. Ob sich dabei der Künstler bei Shakespeares berühmter Tragödie Antony and Cleopatra orientiert hat oder an den geschichtlichen Hintergründen, ist nicht bekannt.

Es kann aber nicht schaden, sich die geschichtliche Seite wieder mal in Erinnerung zu rufen:

 

Antonius (eigentlich Marcus Antonius) lebt von 86 v.Chr. bis 30 v.Chr. Unter Cäsar macht er Karriere und wird dann nach dessen Ermordung 44 v.Chr. Mitglied eines Triumvirats mit Octavian und Lepidus.

 

Antonius übernimmt die Verwaltung des reichen Ostens, Octavian bekommt Spanien, Lepidus erhält die Provinz Africa. Während eines Kleinasien-Aufenthalts trifft Antonius Kleopatra, sie wird seine Geliebte. Ihm geht es aber auch darum, Ägyptens Unterstützung für seine Feldzüge zu sichern. In Alexandria vergnügen sich die beiden mit Gelagen und Banketten. 40 v.Chr. beommt das Paar Zwillinge.

 

Mit Octavian kommt es wegen Kleopatra zu Streitereien. Diese führen schliesslich 32 v.Chr. zum offenen Krieg zwischen Octavian einerseits und Antonius/Kleopatra anderseits. In der berühmten Entscheidungsschlacht bei Actium 31 v.Chr. unterliegen die Kriegsschiffe von Antonius/Kleopatra. Ein knappes Jahr nach der Niederlage begehen Antonius und Kleopatra Selbstmord.

 

Damit ist Octavians Weg zum Alleinherrscher des Römischen Reiches frei. Als Kaiser Augustus herrscht er von 31 v.Chr. bis 14 n.Chr. Seine lange Herrschaft ohne innere Kriege ist als «Pax Augusta» in die Geschichte eingegangen.

 

Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770). Flora und Sephir (Allegorie des Frühlings), 1757. Palazzo Labia Venezia.

 

 

Allegorisches und Mythologisches

 

In weiteren gediegen ausgestalteten Räumen malt Tiepolo Allegorien wie «Wind» und «Pluto entführt Persephone», «Bacchus und Ariadne» oder auch «Flora und Sephir» als Allegorie auf den Frühling. Diese Werke sind vom Klassizismus geprägt, den der Künstler in dieser Lebensphase bevorzugt pflegt.

 

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Fotos Tiepolo im Palazzo Labia