Le Corbusier (1887-1965)

Charles-Edouard Jeanneret


Er ist zwar auch Maler, Bildhauer, Designer und Schriftsteller, aber einen grossen internationalen Namen macht er sich als Architekt. Heute zählt er zu den wichtigsten Architekten des 20. Jahrhunderts.

 

Als Städteplaner entwirft er fantastische Konzepte mit geometrischen Hochhäusern, die – zum Glück – nur teilweise realisiert werden. Sie hätten den Abriss ganzer gewachsener Stadtteile zur Folge gehabt. In Indien plant er ein komplettes Regierungsviertel für die neue Hauptstadt Chandigarh im Bundesstaat Punjab. Eine ganze Reihe seiner Bauten gehört heute zum UNESCO-Welterbe. Berühmt wird er aber vor allem für die Schaffung der Grundlagen für industriell produzierte Fertighäuser.

 

 

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Le Corbusier im Alter von 73 Jahren.
Foto Pavillon Le Corbusier, Zürich.

 

 

Charles-Edouard Jeanneret kommt am 6. Oktober 1887 in La Chaux-de-Fonds zur Welt. Er absolviert eine Lehre als Gravierer und besucht die Ecole d'Art in La Chaux-de-Fonds, wo er den Zugang zur Malerei und zur Architektur findet.

 

In Wien kommt er in Kontakt zum Architekten der Wiener Secession, Josef Hofmann, und macht sich auch mit den Theorien von Adolf Loos vertraut. In Paris arbeitet er 1909 im Büro des berühmten Auguste Perret, dem Pionier des Stahlbetonbaus.

1917 verlegt er seinen Wohnsitz definitiv nach Paris. Er befasst sich vornehmlich mit Malerei, vor allem Stillleben im Stil des Kubismus. Er stellt zusammen mit Amédée Ozenfant aus, mit dem er auch eine Zeitschrift gründet: «L'Esprit Nouveau». In dieser veröffentlicht er seine Artikel unter dem Pseudonym LE CORBUSIER. Von nun an ist er nur noch Le Corbusier.

 

1914-1920 entwickelt er Pläne für Wohnhäuser in Serienfertigung nach dem «Dom-ino»-System; 1922 gründet er mit seinem Vetter Pierre Jeanneret (1896–1967) ein Architekturbüro in Paris. Das Büro nimmt 1927 am Wettbewerb für den Völkerbundpalast in Genf teil, erhält den Auftrag aber nicht.

 

1930 nimmt Le Corbusier die französische Staatsangehörigkeit an und heiratet das aus Monaco stammende Mannequin Yvonne Gallis (1892–1957).

 

Nach der Besetzung von Paris durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg wird sein Architekturbüro geschlossen. Er flieht mit seiner Frau zunächst in die Pyrenäen und dann 1941 nach Vichy, wo er mit der Pétain-Regierung Kontakte knüpft. Von dort erhält er Aufträge als Architekt und wird zum Verantwortlichen für Städtebau ernannt. Nach der Befreiung Frankreichs 1944 wird er Vorsitzender der Städtebaukommission des französischen Architektenverbandes «Front national des architectes». Im August 1944 kann er in Paris sein Büro wieder öffnen.

 

1947 erstellt er die Pläne für das UNO-Hochhaus in New York, ausführender Architekt wird aber Wallace Harrison. 1951 beruft ihn die Regierung des indischen Bundesstaates Punjab als Planer der neuen Hauptstadt Chandigarh. Bis 1952 stellt er diese fertig und entwirft danach weitere Regierungsgebäude wie den Justizpalast und das Parlamentsgebäude.

 

In Japan baut er 1959 das Nationalmuseum für westliche Kunst in Tokio und in den USA erhält er 1962 den Auftrag für den Bau des «Carpenter Center for Visual Arts» an der Harvard University.

 

Le Corbusier erhält von mehreren Universitäten den Titel eines Ehrendoktors. 1937 wird er Ritter, 1952 Kommandeur und 1963 Grossoffizier der französischen Ehrenlegion. 1968 wird er post mortem Ehrenmitglied des American Institute of Architects (AIA).

 

Charles-Edouard Jeanneret «Le Corbusier» stirbt 1965 mit 77 Jahren in Cap-Martin, als er beim Baden im Meer einen Herzschlag erleidet und ertrinkt. Er erhält eine offizielle Trauerfeier im Hof des Louvre und wird auf dem Friedhof von Roquebrune-Cap-Martin bestattet.

 

 

 

Titelbild: Pavillon Le Corbusier

in Zürich-Seefeld.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Corbusierhaus
in Berlin.
Foto A. Savin, WikiCommons.

 

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Parlament in
Chandigarh. Foto
Chiara, Wiki Commons 2.0.

 

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Dom-ino. Foto
J.-P. Dalbéra,
WikiCommons.

 

 

Der Architekt – berühmt, geehrt, umstritten

 

Le Corbusiers Konstruktionen sind bis heute umstritten. Er sah die Aufgabe des Architekten nicht im Erstellen von «schönen» Bauten, sondern von zweckmässigen, funktionalen, wirtschaftlichen.

 

Heisst: Einsatz von Eisenbeton, Stahl und Fertigteilen. Damit schaffte er eine völlig neue Architektur. Der althergebrachte Zierrat wurde über Bord geworfen, Ornamente waren für ihn kein Thema, die Funktionalität hatte über allem zu stehen.

 

Damit setzte Le Corbusier auch den Rahmen zum Brutalismus. Der Ausdruck leitet sich von «béton brut» ab. Gemeint ist die Verwendung von Sichtbeton in meist grober Ausarbeitung und einfacher Gliederung der Gebäude.

 

1914 entwickelte er mit seiner Erfindung «Dom-ino» einen Haustyp, der sich auf Decken, Böden und Stützen reduzierte. Damit schaffte er die Grundlage für industriell produzierbare Fertighäuser. 1914 erhielt er zusammen mit dem Ingenieur Max du Bois ein Patent auf dieses Bausystem in Stahlbeton-Skelettbauweise aus vorgefertigten Teilen. Auf tragende Wände in den einzelnen Geschossen konnte damit verzichtet werden.

   

 

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Heidi Weber, die Erbauerin des Pavillons, 1965.

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LC 102 Fauteuil grand confort, Produktion Heidi Weber, von Le Corbusier autorisiert.

 

 

Pavillon Le Corbusier in Zürich

 

Zur Stadt Zürich hatte Le Corbusier zeitlebens ein gespanntes Verhältnis – aus verständlichen Gründen: Alle seine Entwürfe für die Limmatstadt waren abgelehnt worden. Dass es heute trotzdem ein Bauwerk aus seiner Hand in Zürich gibt, ist einer Frau zu verdanken:

 

Heidi Weber. Die 1927 geborene Innenarchitektin, Kunstverlegerin, Kunstsammlerin, Galeristin und Mäzenin erteilte 1960 Le Corbusier den Auftrag, Pläne für sein eigenes Museum zu entwerfen.

 

Er legte sich ins Zeug und entwarf ein modernes Gebäude, das eigentlich von seiner bisherigen Linie abwich. Es war nicht mehr nur funktionell, sondern farbenfroh und gefällig. Gebaut wurde es aus Stahl und Glas und mit einem schwebenden Dach. Es sollte Le Corbusiers letzter Entwurf für ein Gebäude sein. Die Fertigstellung (1967) erlebte er nicht mehr – er starb zwei Jahre vorher in Südfrankreich.

 

Die Stadt Zürich hatte Heidi Weber 1964 ein Stück Land an bester Lage im Seefeld im Baurecht zur Verfügung gestellt – unentgeltlich für 50 Jahre.

 

Nach Ablauf des Baurechts ging das Gebäude 2014 an die Stadt über. Von 2017 bis 2019 wurde das inzwischen denkmalgeschützte Haus für fünf Millionen Franken renoviert. Allerdings kam es zwischen Heidi Weber und der Stadt zum Streit darüber, ob das Museum in eine Stiftung überführt werden solle. Das Bundesgericht entschied gegen die Initiantin des Pavillons. >mehr

 

Seit 2019 wird das «Heidi-Weber-Haus» unter dem Namen Pavillon Le Corbusier als öffentliches Museum von der Stadt Zürich geführt.

 

 

   

 

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Le Corbusier (1887-1965). Nature morte aux nombreux objets, 1925. Kunst Museum Winterthur.

 

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Taureau, 1953. Pavillon Le Corbusier Zürich.

 

 

 

Le Corbusier als Maler

 

Seine Reputation als Architekt überstrahlt alle seine künstlerischen Werke als Maler und Bildhauer. Dabei hat er mehr als 400 Gemälde, 44 Skulpturen und 27 Gobelinentwürfe geschaffen.

 

Zwar besuchte er die Kunstgewerbeschule in La Chaux-de-Fonds schon um 1900, aber so richtig begann seine künstlerische Phase 1917, als er seinen Wohnsitz definitiv nach Paris verlegte.

 

Dort traf er auf den Maler Amédée Ozenfant (1886-1966) und beschäftigte sich wie dieser vornehmlich mit Stilleben. Ozenfant war allerdings kein Freund des Kubismus und Le Corbusier (damals hiess er noch Jeanneret) bekannte sich eh zu einfachen Formen. Also veröffentlichten die beiden anlässlich einer Ausstellung das Manifest «Après le Cubisme». In diesem traten die zwei für eine «neue Kunst» ein, den Purismus.

 

Dieser Stil zeichnet sich durch klare geometrische Formen aus, durch eine beschränkte Farbwahl und durch eine geringe Auswahl von Gegenständen als Bildsujet. Die Epoche des Purismus dauerte etwa zehn Jahre, von 1918 bis 1928. >mehr

 

 

 

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Der Sessel LC2 von 1928. Foto www.seipp.com (Martin Seipp/
Christopher Söhngen)

 

 

 

Möbel-Design

 

Zusammen mit seinem Vetter Pierre Jeanneret (1896-1967) und Charlotte Perriand (1903-1999) designte Le Corbusier zahlreiche Möbelstücke. So zum Beispiel diesen «kubistischen» Sessel LC2 mit Stahlrohrrahmen und Leder. Eines seiner berühmtesten Entwürfe ist der «Chaise Longue» LC4. Es folgten Entwürfe für Drehstühle und Esstische.

 

Charlotte Perriand (1903-1999) war Innenarchitektin und lud Le Corbusier 1927 zum «Salon d'Automne» in Paris ein. Die beiden fanden sich im Business: Perriand war fortan in seinem Architekturbüro für Möbel-Entwicklung zuständig. Perriand-Möbel sind bis heute auf dem Markt.


 

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Fotos Pavillon und Werke Le Corbusier

 

 

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