Ausstellung vom 31.3.-30.7.17
Kunst Museum Oskar Reinhart Winterthur
Er hat ein angenehmes Leben als Hofmaler bei König Carlos III, doch dann erkrankt er 1792 schwer und verliert sein Gehör. Das höfische Drum und Dran wird ihm zur Last. Verbittert beginnt er mit einem Zyklus von gesellschaftskritischen Zeichnungen. Darin nimmt er nicht nur menschliche Schwächen aufs Korn, sondern prangert auch die Kirche und die Obrigkeit an.
nennt er seine Radierungen (spanisch für Allüren, Launen, Marotten). Solange diese Werke nicht unters Volk gelangen, hat er keine Probleme. Als er sie dann aber drucken lässt und in einem Schnapsladen unter seiner Wohnung verkauft, ändert sich das.
Noch gefährlicher wird es für ihn, als er 1799 in einer Madrider Zeitung das Erscheinen von 80 Sujets ankündigt. Zumal er in einer Zeit lebt, in der es die spanische Inquisition noch gibt. Einige seiner Werke erfüllen den Tatbestand der Ketzerei, zum Beispiel die Vorwürfe wegen Machtmissbrauch durch den Adel oder Kindsmissbrauch durch den Klerus. Goya hat allen Grund, sich vor der Inquisition zu fürchten und verzichtet daraufhin auf die Verbreitung einiger der gefährlichsten Sujets.
Eine zweite Serie unter dem Titel «Desastres de la Guerra» (Die Gräuel des Krieges) ensteht zwischen 1810 und 1830 und thematisiert den Einfall napoleonischer Truppen in Spanien. Goya zeigt vor allem das Leiden der Zivilbevölkerung mit Folter, Verstümmelungen, Vergewaltigungen. Eine dritte Serie befasst sich mit der – vergleichsweise – harmlosen Kunst des Stierkampfs.
Mit der Verbreitung dieser Drucke macht sich Goya in ganz Europa einen klingenden Namen. Das Museum Oskar Reinhart zeigt in einer Sonderausstellung «Goya – Meister der Druckgrafik» den gesamten Bestand seiner Drucke aus der Serie «Los Caprichos» sowie einzelne Werke aus den Zyklen «Desastres de la Guerra» und «La Tauromaquia».
Blatt Nr. 43 «Der Schlaf der Vernunft produziert
Monster» ist nicht so harmlos, wie es klingt.
Es geht dabei um die aufklärerischen Gedanken,
die der Monarchie Schaden zufügen könnten.
Was sind Caprichos als Kunstbegriff?
Die Ursprungsbezeichnung heisst Capriccio und ist italienisch, «capricho» ist der entsprechende spanische Name. Der Begriff
Dieser versteht darunter ein Werk, das dem Kunstverständnis
In der Musik ist es ein Stück von scherzhaftem Charakter,
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Capricho 52: Was ein Schneider vermag!
«Lo que puede un sastre!» bezieht sich auf den weit verbreiteten Aberglauben. «Ein ganzes Volk fällt auf die Knie und betet voller Furcht einen beliebigen Baumstamm an, der als Heiliger gekleidet ist.»
Mit solchen Bildern und Aussagen macht sich Goya in der Kirche keine Freunde. Vielmehr musste er befürchten, von der spanischen Inquisition zur Verantwortung gezogen zu werden. Diese existierte von 1478 bis 1834.
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Capricho 24: Es gibt keine Hilfe
«No hubo remedio». Wer in den Fängen der Inquisition ist, kommt nicht heraus. Mit grässlichen Folterungen werden Geständnisse erzwungen. Die Büsserin hier im Bild trägt den typischen Hut der Verurteilten. Ihr Kopf wird von einer Krücke gestützt, damit jeder ihr Gesicht sehen kann.
Ein Freund Goyas, der Schriftsteller Jovellanos, versucht in seiner Amtszeit als Justizminister, die Inquisition abzuschaffen. Erfolglos. Am Ende gerät er selbst in die Mühle.
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Capricho 3: Hier kommt der «Bölimaa»!
«Que viene el Coco». Goya wendet sich gegen die Kindererziehung mit Hilfe des «schwarzen Mannes»: Kinder sollten nicht mit Aberglauben erzogen werden, das verhindere die Einsicht in die wahre Natur der Dinge. Je leichter sie beeinflussbar seien, desto leichteres Spiel hätten die Priester, ist Goyas Botschaft. |
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Capricho 10: Die Liebe und der Tod
El amor y la muerte. In diesem Bildnis verurteilt Goya den mittelalterlichen Ehrenkodex des Duells. Wer nicht von der Gesellschaft geächtet werden wollte, musste «für die Ehre» zu einem tödlichen Zweikampf antreten. Nur um die Ehre zu retten, wurden so Leben und Lieben zerstört. |
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Capricho 12: Auf der Jagd nach Zähnen
A caza de dientes. Fast unvorstellbar: Zähne eines Erhängten galten im spanischen Volksglauben seiner Epoche als Zaubermittel, das vor allem in Liebesdingen Wunderkräfte verleihen soll. Einmal mehr stellt sich Goya gegen den Aberglauben. Mit der Idee, das leichtgläubige und ungebildete Volk aufzurütteln. |
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Desastres de la Guerra 36: Tampoco
In seiner berühmten Serie Kriegsgräuel zeichnet Goya einen sinnlos Gehängten und will damit sagen: Warum nur wurde er gehängt? «Ich weiss es auch nicht (tampoco)».
Niemand weiss es, auch der abgebildete Offizier nicht – der sich die Szene offensichtlich genüsslich ansieht.
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Desastres de la Guerra 7: Que valor!
Frauen im Krieg. «Welcher Mut!» heisst dieses Capricho. Die junge Frau – die Braut eines Kanoniers – soll am 1. Juni 1808 die von den Franzosen belagerte Stadt Saragossa verteidigt haben, indem sie anstelle der toten Kanoniere die Kanone bediente.
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Desastres de la Guerra 71: El bien general
Das Allgemeinwohl. Goya zeigt das Bild eines Klerikers als Nachtgeschöpf. Seine Aussage: Mit der 1814 erfolgten Wiedereinsetzung des Monarchen Ferdinand VII und der Kirche kehren die Monster zurück. Goya richtet sich gegen die Kirche und den König. Ganz schön gefährlich...
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Tauromaquia 20: Leichtsinn und Wagemut
Gehört zur Stierkampfserie. Goya feiert den leichtsinnigen und wagemutigen Torero Juanito Apinani bei einer akrobatischen Einlage in der Plaza de Toros in Madrid. |
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Tauromaquia 19: Eine andere Tollkühnheit
«Otra locura suya en la misma plaza». Noch eine Szenerie, in der ein Torero zeigt, was für Tricks und Kunststücke er drauf hat.
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Fotos / Diashow
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