Das mal gleich vorab: Maja ist nicht ihr Name – «maja» ist nur die spanische Bezeichnung für eine junge, attraktive Frau, die von jungen Männern, den «Majos», umworben wird.
Die Theorien, wer sie war, gehen auseinander. Eine besagt, dass das Modell eine Geliebte des Malers war. Eine andere – und das ist die meist diskutierte – meint, die Herzogin von Alba sei dem Künstler Modell gestanden. Gelegen.
Belegt ist, dass Francisco de Goya 1815 wegen seiner nackten Maja vor die spanische Inquisition zitiert wurde. Man bedrängte ihn mit der Frage, wer der Auftraggeber des «obszönen Bildes» sei. Von Goya selbst ist darüber keine Aufzeichnung vorhanden. Zu einer Verurteilung des Künstlers kam es zwar nicht, aber der Prozess kostete Goya den Titel als königlichen Hofmaler.
Und wer war nun der Auftraggeber? Immerhin ist der Besitzer der beiden Bilder – der nackten und der bekleideten Maja – bekannt: Der spanische Premierminister Manuel de Godoy. Dieser soll in seinem Haus eine Vorrichtung angebracht haben, mittels der er das Nacktbild durch die «züchtige Version» verdecken konnte. Wäre interessant zu wissen, welchen Besuchern er so weit traute, dass er diesen die freizügige Variante zeigen konnte...
In Godoys Palast sollen sich noch mehr Akte befunden haben, darunter eine Venus von Tizian und die berühmte «Venus vor dem Spiegel» von Diego Velazquez – ein Geschenk der Herzogin von Alba.
Noch um 1800 war es in Spanien tatsächlich ein Verbrechen, eine Person nackt zu malen oder ein solches Bild zu zeigen. Deshalb hat vermutlich Goya eine zweite Version gemalt, – die «bekleidete Maja» – allerdings auch diese so, dass die weiblichen Formen gut zur Geltung kamen.
Der Aufruhr über das Nacktbild hielt sich bis
ins 20. Jahrhundert: Als Spaniens Post Goyas Nackte 1930 auf einer Briefmarke verewigte, kamen prompt Proteste der spanischen Katholiken und sogar anderer Staaten. Sie blieben allerdings erfolglos.
Die Herzogin von Alba, gemalt von
Francisco de Goya, 1795.
Fundacion Casa de Alba, Madrid.
Im >Museo del Prado hängen
die bekleidete und die nackte
Maja Bild an Bild.
«La maja desnuda» soll zwischen 1795 und 1800 gemalt worden sein. Sicher ist, dass Goya die Herzogin von Alba erstmals 1795 gemalt hat, und zwar stehend in einem langen weissen Kleid und roter Schärpe, samt Hündchen (Bild unten links).
Auf diesem Bild gleicht sie in keiner Weise der schönen Nackten, die ein gutes Stück zu jung daherkommt – die Herzogin war damals schon weit über dreissig.
Einige Experten gehen sogar davon aus, dass das Nacktbild erst nach dem Tod der Herzogin entstanden ist, die 1802 starb. Die Chancen stehen also ziemlich schlecht, dass die «nackte Maja» die Herzogin von Alba darstellt.
Francisco de Goya (1746-1828).
Die nackte Maja, ca. 1795-1800.
Museo del Prado, Madrid.
Francisco de Goya (1746-1828).
Die bekleidete Maja. ca. 1800-1805.
Museo del Prado, Madrid.