Er gilt als der bedeutendste deutsche Realist und hat sich vor allem mit den historisierenden Gemälden um Friedrich den Grossen einen klingenden Namen gemacht.
Adolph von Menzel um 1895.
Foto Carl Brasch, Berlin. Deutsches
Historisches Museum, Berlin.
Adolph Menzel kommt 1815 in Breslau als Sohn einer gutbürgerlichen Familie zur Welt. Sein Vater betreibt eine lithografische Druckerei, wo Adolph auch seine erste Ausbildung erhält. Als er 17 ist, stirbt sein Vater. Nun führt er die Druckerei und muss für den Unterhalt der vierköpfigen Familie sorgen.
1833 besucht er kurz die Berliner Akademie der Künste, verlässt diese aber nach einem halben Jahr wieder und bildet sich autodidaktisch weiter aus. 1839 erhält er vom Historiker Franz Theodor Kugler den Auftrag für Illustrationen in einer mehrbändigen Geschichte über >Friedrich den Grossen.
Dieser Auftrag spielt eine wichtige Rolle in seinem Künstlerleben: Er macht ihn gewissermassen zum «Friedrich-dem-Grossen-Spezialisten» und verschafft ihm den Zugang zum Königshof.
Adolph von Wenzel (1815-1905). Friedrich
und die Seinen in der Schlacht bei Hochkirch
1758. Gemalt 1856, ehemals Alte Nationalgalerie
Berlin (Bild im Krieg zerstört).
Für den preussischen >König Wilhelm I kann er 1862 das Monumentalbild von dessen Selbstkrönung malen, die ein Jahr zuvor in Königsberg stattfand. Von jetzt an wird Menzel regelmässig an den Hof geladen. Das hebt seinen Status – und nun fliessen auch die Aufträge des Grossbürgertums.
1885 bietet Paris Menzel eine Einzelausstellung und in Berlin feiert man seinen 70. Geburtstag mit einer grossen Ausstellung und vielen Ehrungen. 1895 wird er als auswärtiges Mitglied in die Académie des Beaux-Arts in Paris aufgenommen.
>Kaiser Wilhelm II verleiht ihm 1895 den Titel «Wirklicher Geheimer Rat» mit dem Prädikat Exzellenz und 1898 den «Schwarzen Adlerorden», wodurch Wenzel ein Adliger wird und sich jetzt «von Wenzel» nennen darf. Es heisst allerdings, dass der Künstler diese Ehrung eher skeptisch entgegen nimmt und nicht viel von Ordensverleihungen und Titeln hält.
Adolph von Menzel wird fast 90 Jahre alt. Offenbar sieht er sein Ende kommen und schreibt am Neujahrstag 1905 an Kaiser Wilhelm II eine Grusskarte: «Die letzte Stunde ist vor der Tür! Schütze der Himmel Eure Majestät und Ihr ganzes Haus und unser Deutsches Vaterland!». Er stirbt am 9. Februar 1905. Kaiser Wilhelm, der in Menzel einen feurigen Anhänger des Preussentums sieht und ihn deshalb verehrt, ordnet ein Staatsbegräbnis an und folgt mit seiner Familie dem Sarg.
Adolph von Menzel findet seine letzte Ruhestätte auf dem Dreifaltigkeitskirchhof in Berlin.
Titelbild (Ausschnitt)
Adolph von Menzel (1815-1905).
Flötenkonzert Friedrichs II in Sanssouci,
1850-52. Alte Nationalgalerie Berlin.
Adolph von Menzel (1815-1905). Das Balkonzimmer, 1845. Alte Nationalgalerie Berlin.
Friedrich-Illustrationen.
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1845: Das Balkonzimmer
Eines der bekanntesten Gemälde aus der
In dieser Wohnung fertigt er auch die Illustrationen zur «Geschichte Friedrichs des Grossen», die er für den Historiker Franz Theodor Kugler erstellt. Diese Illustrationen machen Menzel zu einer Art «Friedrich-Spezialisten» und bedeuten für ihn den künstlerischen Durchbruch.
Im Buch von Dorothee Entrup
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Adolph von Menzel (1815-1905). Aufbahrung der Märzgefallenen, 1848. Alte Nationalgalerie Berlin. |
1848: Die Aufbahrung der Märzgefallenen
Dass dieses Gemälde unvollendet bleibt, hat einen besonderen Grund: Der Künstler will sich zwar mit der März-Revolution von 1848 befassen, die blutig unterdrückt wird und zu Toten führt. Und eigentlich soll dieser 22. März 1848 für den Sieg der Revolution in Berlin stehen. Aber dann drehen sich im Herbst 1848 die politischen Verhältnisse wieder – und zwar zu Gunsten der Monarchie.
Menzel stellt die Arbeit am Gemälde ein. Ob aus Enttäuschung über die gescheiterte Revolution oder aus der Überlegung heraus, dass er es sich mit dem König wohl besser nicht verscherzt, weiss nur er selbst.
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Adolph von Menzel (1815-1905). Flötenkonzert Friedrichs II in Sanssouci,
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1850: Friedrichs Flötenkonzert in Sansouci
Wahrscheinlich Menzels berühmtestes Gemälde. Es misst 142 x 205 cm und zeigt eine fiktive Szene in Friedrichs Sommerresidenz >Sanssouci. >Friedrich der Grosse lebte von 1712 bis 1786, gemalt wurde das Bild rund 100 Jahre später.
Menzel zeigt in seiner erfundenen Szene den flötenspielenden König in seinem Musikzimmer – festlich gekleidete Gäste sind sein Publikum. Zum Meisterwerk wird das Gemälde durch die von Kerzenleuchtern erzeugte Lichtstimmung. Auch die realistische Wiedergabe des Mobiliars, des Raumes und der Kleidermode der Leute ist bemerkenswert. Zumal es ein «Realismus» ist, der der Fantasie des Künstlers entspringt.
1850: Friedrichs Tafelrunde.
Auch dieses sehr realistisch wirkende Gemälde ist eine Fiktion. Das Bild zeigt eine Tafelrunde König Friedrichs des Grossen im Marmorsaaal des Schlosses Sanssouci – wie es sich der Künstler in seiner Fantasie vorstellt. Er platziert König Friedrich hinten in der Mitte – im Gespräch mit seinem Vordenker-Idol Voltaire (im Profil). Zwischen den beiden sitzt General von Stille, ganz links Lordmarschall Georg Keith, rechts vom König Marquis d'Argens, Graf Algarotti, Feldmarschall James Keith, Graf Rothenburg und La Mettrie, die führenden Köpfe der Berliner Akademie.
Das Gemälde wird 1873 vom Preussischen Staat erworben – für die geplante >Nationalgalerie in Berlin.
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Adolph von Menzel (1815-1905). Krönung Wilhelms I in Königsberg, 1865. Alte Nationalgalerie Berlin.
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1865: König Wilhelm I krönt sich selbst
Am 18. Oktober 1861 setzt sich Wilhelm I in Königsberg die Königskrone gleich selbst aufs Haupt. Diese Szene verarbeitet Menzel zuerst in Skizzen und in Vorgemälden, die er dann dem frisch Gekrönten vorlegt. Die Einwendungen Wilhelms zur Ölskizze sind überliefert: Der 65-jährige findet sich darin «zu bejahrt, zu weissbärtig, nicht edel und majestätisch genug».
In der endgültigen Fassung von 1865 schwingt der König sein Reichsschwert durchaus energisch und bedeutungsvoll – und majästetisch genug.
1871 wird Wilhelm I dann im Schloss Versailles >zum ersten deutschen Kaiser gewählt.
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Adolph von Menzel (1815-1905). Das Ballsouper, 1878. Alte Nationalgalerie Berlin. |
1878: Das Gewimmel beim Ballsouper
Menzel wird regelmässig zu grossen Festen im Berliner Schloss eingeladen. Seine Eindrücke hält er in Gemälden fest und schildert darin mit feiner Ironie die Tücken der wilhelminischen Gesellschafts- und Benimmregeln. Ob es wohl comme il faut war, beim Steh-Essen den Offiziershut zwischen die Beine zu klemmen?
Und wer sich in diesem Gewimmel wohl fühlen konnte, ist eine andere Frage. Aber Menzel schafft ein Zeitdokument. Eine Momentaufnahme, die wie ein Fotoschnappschuss daher kommt. Auch wenn die akribisch «naturgetreue» Abbildung einen Haken hat: Obwohl alles so «real» aussieht, ist die ganze Szenerie der Fantasie des Künstlers entsprungen.
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Fotos / Diashow
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