Ausstellung Klodin Erb «Vorhang fällt Hund bellt»
Kunsthaus Aarau, 21.9.25 bis 4.1.2026
Diese Ausstellung verblüfft. Sie kommt so vielseitig und vielfältig daher, dass man sich kaum vorstellen kann, dass da nur eine einzige Künstlerin zugange ist. Klodin Erb zeigt eine unfassbare Fülle von Werken und Gemälden verschiedenster Art in zahllosen Stilen, dazu Textilarbeiten in allen erdenklichen Kombinationen, fantasievolle Installationen und auch Filme und Videos.
Um ihre vielfältigen Formen zu verstehen, muss man mit wachem Geist an die Betrachtung ihrer Arbeiten gehen und eine gehörige Portion an literarischem und mythologischem Wissen mitbringen. Wie war das noch mit dem Aufstand der Sabinerinnen? Oder mit der Himmelfahrt Jasons? Alice im Wunderland? Und was hat Leda mit dem Schwan zu schaffen? Wie stellt man sich die Figuren vor, die in Virginia Woolfs Roman «Orlando» aus dem Jahr 1928 vorkommen? Und erschrickt man, wenn der Höllenhund Cerberus einen überraschend aus seiner Hundehütte anbellt?
Die Ausstellung thematisiert auch die ständige Anpassung der Menschen an die heutige Zeit – auch in der Kunst. Klodin Erb zeigt das teils in sinnlichen und tiefgründigen, aber auch in humorvollen und witzigen Bildwelten.
Die Ausstellung läuft vom 21. September 2025 bis
4. Januar 2026 im Aargauer Kunsthaus in Aarau.
Vorhang fällt.
Plants Life, 1999-2025. Textil, Kunststoff,
Metallständer.
Serie Venusinfurs, 2022/23.
Serie Leda und der Schwan, 2024.
Planetarium, 2025. Tryptichon.
Titelbild (Ausschnitt)
Klodin Erb (1963). Aus der Serie Leda und
der Schwan, 2024. Ausgestellt im Aargauer
Kunsthaus Aarau, 2025-2026.
Wer ist Klodin Erb? |
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Klodin Erb (1963) stellt sich vor:
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Gewinnerin des Prix Meret Oppenheim
Klodin Erb kommt 1963 in Winterthur zur Welt. 1989-1993 studiert sie an der Zürcher Hochschule der Künste. 2018-2023 lehrt sie an der Hochschule Luzern im Departement Design & Kunst.
Sie arbeitet und lebt in Zürich. Ihre künstlerische Palette ist extrem vielseitig: Malerei, Textilarbeiten, Installationen jeder Art und Video. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine vielfältige Bildsprache aus, manchmal tiefgründig, manchmal auch witzig und augenzwinkernd.
2022 wurde Klodin Erb mit dem renommierten «Prix Meret Oppenheim» geehrt.
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Klodin Erb (1963)Serie Venusinfurs, 2022/23. Aufstand der Sabinerinnen.
Klodin Erb (1963)Serie Venusinfurs, 2022/23. Himmelfahrt Jasons.
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Kryptisch Mythologisches
Will die Künstlerin die Besucher:innen testen? Es macht den Anschein. Denn einen «Aufstand der Sabinerinnen» gibt es eigentlich gar nicht. In der römischen Gründungslegende ist die Rolle der Sabinerinnen eine ganz andere: Sie werden von den Römern geraubt und entführt; die Sabiner wollen ihre Frauen zurück; es kommt zum Krieg; in diesem stürzen sich die Sabinerinnen in den Kampf und werden am Schluss als Retterinnen des Friedens gefeiert. Also kein Aufstand, keine Rebellion.
Auch eine «Himmelfahrt Jasons» kommt nirgends vor – höchstens in der Fantasie der Künstlerin. Jason ist entweder eine biblische Figur aus dem Neuen Testament, hat aber keinerlei Bezug zur Himmelfahrt Christi. Man zählt Jason zu den «Siebzig Jüngern».
Oder bezieht sich die Künstlerin auf die griechisch-mythologische Gestalt Jason? Dieser Jason fährt allerdings auch nicht in den Himmel auf, sondern sucht das berühmte Goldene Vlies, zusammen mit Kollegen wie Herakles und Orpheus.
>mehr über Jason und das Goldene Vlies
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Serie Leda und der Schwan, 2024.
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Leda und der Schwan – frisch interpretiert
Eine Gemäldeserie zum Schmunzeln. Wer die klassische Geschichte von Leda und dem Schwan im Kopf habt, der reibt sich hier die Augen:
Da ist von Täuschung und Vergewaltigung keine Rede. Da gibt es keine Leda, die sich einem lüsternen griechischen Gott namens Zeus widersetzen muss. Erbs Leda ist vielmehr eine selbstbewusste Frau, die das sinnliche Spiel mit dem Schwan nicht nur zu geniessen scheint, sondern dabei auch eine führende Rolle einnimmt und das Sexspiel liebt.
In einer Szene finden sich sogar zwei Frauen beim Liebesspiel – und sie wehren gemeinsam den beim Spiel störenden Schwan ab. Und augenzwinkernd zeigt die Künstlerin in einigen Bildern auch eine Leda, die selbst zum Schwan wird. Eine humorvolle und witzige Neu-Interpretation der Story.
>mehr über Leda mit dem Schwan
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Klodin Erb (1963). Venus in fur, 2016. Öl auf Leinwand. Die Pelztasse ist wohl eine Hommage an Meret >Oppenheim
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Erbs seltsame Beziehung zu Zitronen
Für Zitronen scheint sie eine besondere Affinität zu haben. Ein zentrales Werk in ihrem künstlerischen Schaffen ist The Sweet Lemon Ballad, einer ihrer ersten Animationsfilme. Er hatte seine Premiere 2015 im Zürcher Helmhaus.
Auf der >Website der Künstlerin sind viele ihrer malerischen Werke und auch einige ihrer Videos abrufbar, darunter THE SWEET LEMON BALLAD.
Seit der Entstehung dieses Animationsfilms im Jahr 2015 setzt sich Erb künstlerisch mit Zitronen auseinander, sowohl filmisch als auch malerisch. Für sie steht die Zitrone als Symbol für Süsses und Saures, für Frische und Kontraste. Auch in der Ausstellung im Kunsthaus Aarau sind mehrere Werke mit Zitronenmotiv zu sehen.
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Serie Surrealismus, 2011. Ohrenkopf.
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Eigenwillig Surreales
Ein ganzer Ausstellungsraum ist Erbs Bildern gewidmet, die sich mit surrealen Themen befassen. Sie stammen aus den frühen 2010er-Jahren und legen Zeugnis vom Ideenreichtum und von der Fantasiewelt der Künstlerin ab. Hier als Beispiel das grossformatige Gemälde «Ohrenkopf». Das ganze Werk besteht aus Ohrmuscheln, die irgendwie doch zu einem menschlichen Wesen werden – das Zeitung liest? Vielleicht. Surreal eben.
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Gemäldeserie Orlando, 2013-2021.Gemäldeserie Orlando, 2013-2021.
Gemäldeserie Orlando, 2013-2021.
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Die monumentale Serie «Orlando»
In acht Jahren, von 2013 bis 2021, malt Klodin Erb rund 200 kleinformatige Gemälde, die den Roman «Orlando» von Virginia Woolf aus dem Jahr 1928 thematisieren.
Worum geht es darin? Der Roman handelt von einem englischen Adligen namens Orlando, der vom 16. bis ins 20. Jahrhundert lebt, also etwa 400 Jahre. Als junger Mann geboren, verwandelt er sich im Verlauf der Handlung in eine Frau und muss sich fortan mit den gesellschaftlichen Beschränkungen auseinander setzen, denen Frauen unterliegen. Der Roman vereint historische, literarische und satirische Elemente und zeichnet zugleich ein Bild der englischen Gesellschaft über mehrere Epochen.
Orlando beginnt sein Leben am Hof von Königin Elisabeth I. Als Gesandter ist er in Konstantinopel tätig, wo die magische Geschlechtsverwandlung geschieht. Zurück in England kämpft Orlando als Frau um Anerkennung und Besitzrechte, findet aber schliesslich die Liebe und verwirklicht sich als Dichterin.
Virginia Woolf schrieb das Werk als Hommage an ihre Freundin Vita Sackville-West, und der Roman hinterfragt auf spielerische Weise Identität, Zeit und Geschlechterrollen. (Text KI-generiert, Perplexity).
Die Künstlerin Klodin Erb spinnt den Roman noch bis ins 21. Jahrhundert weiter und kreiert in acht Jahren rund 200 Gemälde von Figuren, die in dieser Zeitepoche eine Rolle hätten spielen können.
Darunter sind Könige und Päpste, aber auch metaphorische Umwandlungen in Tiere, Figuren wie E.T., von Politikern, Fantasiegestalten, moderne Schauspieler und so weiter. In der Ausstellung sind nicht alle zweihundert Köpfe zu sehen, aber viele.
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Bilder aus der Ausstellung in Aarau
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