Ausstellung im MASI (Museo d'arte della
Svizzera italiana), Lugano. Vom 12.2. bis 28.5.2017.

 

 

Meret Oppenheim (1913-1985)


Sie gilt heute als bedeutendste Künstlerin des
20. Jahrhunderts der Schweiz und als wichtigste Vertreterin des Surrealismus.

 

 

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Meret Oppenheim, 1933.

Foto von >Man Ray. Quelle: Press
Release Museo d'arte della
Svizzera italiana, Lugano.

 

 

Ihr Vater ist ein deutscher Arzt, ihre Mutter eine Schweizerin. Meret nennen sie ihr Kind nach Gottfried Kellers «Grünem Heinrich», dort kommt das Meretlein vor.

 

Während des ersten Weltkrieges zieht die Familie nach Delémont ins Haus der Grosseltern. Schon ihre Grossmutter (Lisa Wenger) hatte in Düsseldorf eine Kunstakademie besucht und war Malerin und Kinderbuchautorin. Das bringt Meret zur Kunst.

 

1931 beschliesst sie, selbst Künstlerin zu werden. Zwei Jahre später zieht sie nach Paris, lernt dort >Hans Arp, >Alberto Giacometti und >Max Ernst kennen. Sie verkehrt auch mit den Surrealisten rund um
>André Breton und >Marcel Duchamp und schafft in dieser Zeit Kunstwerke, die sie selbst als Surrealistin bekannt machen. Wie ihr «Frühstück im Pelz» oder die High Heels «Ma Gouvernante», die 1936 an der Londoner «International Surrealist Exhibition» gezeigt werden.

 

Der weltberühmte Fotograf Man Ray lichtet sie mehrmals ab. 1933 im Bildzyklus «Érotique voilée», was der damals 20-jährigen Oppenheim den Ruf einer «Muse der Surrealisten» einträgt.

 

1937 bekommt die in Deutschland lebende Familie Oppenheim aufgrund ihres jüdischen Namens Probleme: die Nazis sind jetzt an der Macht. Die Arztpraxis von Erich Oppenheim wird geschlossen, die Familie zieht nach Basel. Auch Meret verlässt Paris und zügelt nach Basel.

 

Dort belegt sie Kurse für Malerei an der Kunstgewerbeschule und tritt mit der >Gruppe 33 in Kontakt, die sich mit modernistischer Kunst befasst und klar antifastistische Züge trägt. Sie beschäftigt sich auch mit Modeentwürfen und beteiligt sich an einer Ausstellung für fantastische Möbel.

 

1949 heiratet sie Wolfgang La Roche, wodurch sie Schweizer Staatsbürgerin wird. Mit La Roche lebt sie bis zu dessen Tod 1967 in Bern. Ab 1954 hat sie ihr eigenes Atelier, in dem auch Masken und Kostüme entstehen.

 

Ab 1972 lebt sie abwechselnd in Paris, Bern
und in Carona im Tessin.

 

1975 wird Oppenheim als erster Frau überhaupt der Kunstpreis der Stadt Basel verliehen. 1982 wird sie mit dem grossen Preis der Stadt Berlin geehrt und 1983 erfolgt die Einweihung ihres Oppenheimbrunnens auf dem Waisenhausplatz in Bern.

 

Kurz vor ihrem Tod wird sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Am Tage der Vernissage zu ihrem Buch «Caroline», am 15. November 1985, stirbt sie in Basel. Dort gibt es heute eine Meret-Oppenheim-Strasse.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Meret Oppenheim (1913-1985).

Das Leiden der Genoveva, 1939.

Kunstmuseum Bern.

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Le déjeuner en fourrure, 1936. Fotoquelle: flickr, Antonio Campoy Ederra, >Link

 

Oppenheims Surrealismus-Ikone:
Frühstück im Pelz, 1936

 

«Le déjeuner en fourrure» heisst das wahrscheinlich berühmteste Werk der Meret Oppenheim. Es wurde 1936 in London vorgestellt, an der «International Surrealist Exhibition» und hat ihr mit einem Schlag einen Platz unter den Surrealisten gesichert.

 

Wie kam die Künstlerin auf diese Idee?

Ursprung soll eine Unterhaltung zwischen ihr, Pablo Picasso und der Fotografin Dora Maar in einem Pariser Café gewesen sein. Picasso soll Oppenheims pelzbesetzte Armbänder bewundert und gesagt haben, dass man fast alles mit Pelz bedecken könne. Darauf habe Oppenheim geantwortet: «Sogar diese Tasse und Untertasse».

 

 

 

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Foto: Press Release MASI, Lugano.

 

Ma Gouvernante, 1936

 

Auch dieses Werke wurde zur Ikone. Ein paar mit Schnur zusammengebundene Stöckelschuhe, weiss bemalt und mit verzierten Absätzen, präsentiert auf einem Silberteller. Ausgestellt an der Londoner «International Surrealist Exhibition» von 1936.

 

 

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Leiche in einem Boot, 1936

 

Bei einer Surrealistin muss man ja nicht immer verstehen, was die Werke aussagen sollen. Ist es die Umsetzung eines Traums? Jedenfalls heisst dieses Gemälde «Leiche in einem Boot (Musée hygiénique)». Kunstmuseum Basel.

 

 

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Tisch mit Vogelfüssen, 1939

 

Meret Oppenheim entwirft in dieser Zeit Mode und fantasievolle Möbel. Ein Stück, das es zur Berühmtheit gebracht hat, ist dieser vergoldete Tisch mit den Vogelfüssen. Privatbesitz. Quelle: Press Release MASI Lugano.

 

 

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Röntgenaufnahme des Schädels M.O., 1964

 

Im Alter von 51 Jahren lässt sich Meret Oppenheim ihren Schädel röntgen und veröffentlich dieses Bild von ihr. Quelle: Press Release des Museo d'arte della Svizzera italiana, Lugano.

 

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Der Oppenheim-Brunnen auf dem Waisenhausplatz in Bern. Errichtet 1983.

 

 

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Der Brunnen lebt.

 

Oppenheim-Brunnen in Bern, 1983

 

Mit diesem spiralförmigen Kunstwerk auf dem Waisenhausplatz in Bern will die Künstlerin ein Symbol des Lebens errichten. Es soll das Wachsen und Verändern verkörpern.

 

Obwohl dieser Brunnen aus Beton besteht, findet tatsächlich eine unaufhörliche Veränderung statt. Das ständig rieselnde Wasser sorgt für Tuffsteinablagerungen, die das Werk in der Form immer wieder verändern. Und die darauf wild wachsenden Pflanzen geben dem Turm ein ständig neues Aussehen.

 

Bei der Errichtung des Brunnens im Jahr 1983 hatte man 25 Pflanzensorten gesetzt. Dreissig Jahre später waren davon nur noch sieben vorhanden, – aber dafür Dutzende neuer Arten dazugekommen. Von Edelkastanie bis Japanischem Geissblatt, Ahorn, Eichen und Eschen. Diese Samen müssen dem Kunstwerk zugeflogen sein – von den umliegenden Balkon- und Ziergärten.

 

 

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Fotos Ausstellung Meret Oppenheim,
MASI Lugano, 2017.

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Fotos Ausstellung «Mon Exposition»
Kunstmuseum Bern, 2021/22.

 

 

>mehr über Meret Oppenheim (Ausstellung Bern 2021/22)

 

genoveva