Josephine Troller (1908-2004). Selbstbildnis mit Blumenstrauss, 1979. Kunst-museum Luzern.
Josephine Troller (1908-2004). Garten Eden, 1963-64. Kunstmuseum Luzern.
Josephine Troller (1908-2004). Mich selbst, 1977. Privatbesitz.
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Josephine Troller (1908-2004)
Sie kommt 1908 in Luzern zur Welt und beginnt 1924 eine Berufslehre als Modistin. Ab 1946 führt sie ihr eigenes Atelier als Hutmacherin in der Luzerner Altstadt. Erst in den 1950ern befasst sie sich mit Kunst: Bleistiftskizzen, Aquarelle und kleinere Ölgemälde mit Landschaften, Gärten und Blumenstillleben.
1961 – da ist sie schon 53 – nimmt sie an der Schweizerischen Kunstausstellung teil. Ein Jahr später hat sie eine Doppelausstellung mit ihrem 1903 geborenen Luzerner Kollegen Max von Moos in Schwyz.
1969 stellt sie an der Triennale Naiver Kunst in Bratislava aus. 1970 bietet ihr das Kunstmuseum Luzern eine grössere Präsentation von Zeichnungen und Gemälden. 1979, 1988 und 2007 folgen Einzelausstellungen in Luzern. 1980 erhält sie den Kunstpreis der Stadt Luzern.
Freunde der naiven Kunst kommen in dieser Ausstellung voll auf ihre Rechnung, denn Trollers fantasievolle Wundergärten, Blumen und bunte Vögel sind echte Hingucker.
Ihrer märchenhaften Traumwelt bleibt sie auch bei Selbstbildnissen treu: Auch mit 70 malt sie sich noch taufrisch – und wunderschön.
Bei den Porträts anderer Personen ist es ähnlich. Sie sind alterslos und ihre Gesichter ähneln sich alle – egal ob Mann oder Frau. Da ist dieser stets gleichbleibende Gesichtsausdruck ohne Mimik, da sind die überzeichneten und überschminkten Augen, wie man sie in Comics findet. Wer die Porträtierten sind, kann man bestenfalls am Titel der Gemälde herausfinden.
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Charlotte Herzig (1983). Earth B, Wandmalerei.
Charlotte Herzig (1983, Vevey). La colère végétale, 2020. Wilde Gallery, Genève.
Charlotte Herzig (1983, Vevey). Sun/Set/ Whistlers, 2020. Wilde Gallery, Genève.
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Charlotte Herzig (1983)
Charlotte Herzig stammt aus Vevey. Sie macht ihren Bachelor in Bildender Kunst 2007 an der École Cantonale d’Art de Lausanne und einen Master in Malerei am San Francisco Art Institute. Sie lebt und arbeitet in Brüssel.
In der Ausstellung im Kunstmuseum Luzern zeigt sie nicht nur ihre grossformatigen Gemälde, sondern bemalt auch die Wände mit stilisierten Blumen – vielleicht um einen «Garteneffekt» zu erzeugen, damit sie dem Thema der Ausstellung gerecht wird.
In die Wände integriert sind auch kleine Keramikarbeiten, die sie zusammen mit der amerikanischen Künstlerin Kayla Ephros und der Schweizerin Maud Constantin gefertigt hat.
Neben Gemälden zeigt sie auch kleinformatige Aquarelle, die sie als meditative Übungen versteht und die ihr zur Bildfindung und -Entwicklung dienten. Mit einer Videoproduktion lädt sie das Publikum zur Meditation ein. Dabei lagert sie die Motive übereinander und transformiert sie in dreidimensional erscheinende Objekte.
Einige der an dieser Ausstellung gezeigten Gemälde enthalten auch Blumenmuster. Die abstrakten Werke laden die BetrachterInnen ein, das daraus zu lesen, was jede und jeder persönlich darin erkennen mag. Vielleicht erklärt sich das eine oder andere Bild auch durch den Titel, den ihm die Künstlerin verpasst hat.
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Ben Sledsens (1991). Morning Row, 2018. Tim van Laere Gallery, Antwerpen.
Ben Sledsens (1991). Girl Lying in the Grass, 2019-20. Tim van Laere Gallery, Antwerpen.
Ben Sledsens (1991). Tiger in the Jungle (Hommage Henri Rousseau), 2016. Tim van Laere Gallery, Antwerpen.
Henri Rousseau (1844-1910). Tiger in the Storm, 1891. National Gallery London.
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Ben Sledsens (1991)
In einem Interview mit Radio SRF erläutert die Kuratorin Fanni Fetzer, dass sie ganz bewusst noch einen männlichen Künstler für diese Ausstellung eingeladen hat, um nicht den Eindruck zu erwecken, es handle sich um einen Frauen-Event.
Wer ist Ben Sledsens? Er wird 1991 in Antwerpen geboren, wo er auch lebt und arbeitet. Seine in Luzern ausgestellten grossformatigen Werke sind in kräftigen Farben gemalt – in nativem Stil.
Sie zeigen utopisch-märchenhafte Landschaften und traumartige Szenarien. Da gibt es Mädchen in einer Blumenwiese liegend, Wölfe und Ritter in farb-verfremdeten Wäldern, rauschende Wasserfälle mit Jaguaren und Tiger im Dschungel.
Seinen «Tiger in the Jungle» widmet Sledsens übrigens dem ebenfalls nativ malenden Künstler Henri Rousseau (1844-1910), von dem das berühmte Bild «Tiger im Tropensturm» von 1891 stammt (National Gallery London, siehe Foto unten). Sledsens kopiert es aber nicht, sondern stellt seinen Tiger frontal und in knalligen (falschen) Farben in einen üppigen Tropenwald.
Was bedeuten ihm Farben? In einem Interview mit dem Royal Museum of Fine Arts, Antwerpen, antwortet Sledsens auf diese Frage:
«Ich male mit meinen Gefühlen, aber ich denke auch viel über Dinge nach. Die Leute unterschätzen oft, wie viele Entscheidungen man treffen muss, um zu einem fertigen Gemälde zu gelangen. Es ist harte Arbeit, ein ehrliches Bild zu finden, das einen anspricht. Jede Berührung, jede Farbe ist eine bewusste Wahl. Es ist also sicherlich nicht intuitiv: Dafür mache ich mir zu viele Gedanken.
Auch während des Malens entscheidet sich vieles. Ich beginne mit einer Skizze, wobei ich eine vage Vorstellung von den Farben in meinem Kopf habe. Aber ich kann das entstehende Bild nur wirklich sehen, wenn ich arbeite. Eine Farbe sagt mir manchmal, dass ich etwas anderes brauche, in einem anderen Farbton. Die Arbeit baut sich auf diese Weise auf. Es ist ein Dialog zwischen mir und der Leinwand.» |