Hinduistische Götter


Was für ein Kontrastprogramm gegenüber den monotheistischen Religionen Christentum, Islam und Judentum, wo es nur einen Gott gibt – den man nicht einmal im Bild darstellen darf! >Bilderverbot

 

Wieviele Götter und Göttinnen es im Hinduismus gibt, weiss kein Mensch (und auch kein Gott) – es müssen Millionen sein. Das hat damit zu tun, dass sich jeder Gläubige seine eigenen Gottheiten zusammen basteln kann. Er kann sie beliebig mischen und zu seinem Lieblingsgott machen.

 

In der obersten Hierarchie ist das Ganze noch zu überblicken. Da herrschen Brahma, Vishnu und Shiva in einem Triumvirat, das sich Trimurti nennt. Dieses Dreiergespann ist für die Schöpfung, die Bewahrung und die Zerstörung zuständig. Zerstörung? Macht das Sinn? Nach hinduistischer Logik ja, denn ohne Zerstörung gibt es auch keinen Neuaufbau.

 

 

Trimurti vereint: Brahma, Vishnu, Shiva.

 

 

Im Gegensatz zum Christentum kennt der Hinduismus keine Religionsstifter (wie Christus). Und auch keine Instanzen (wie der Papst), die dem Volk vorschreiben, wer oder was zu verehren ist. Das macht jeder Gläubige mit sich selbst aus. Ihm stehen zahllose Götter und Göttinnen zur Verfügung. Entstanden sind diese über die vergangenen vier Jahrtausende in mündlichen Überlieferungen, Schriften und Legenden. Die Götter leben überall: Nicht nur in grossen Tempeln, auch in Bäumen, Flüssen und Tieren. Und vor allem in den kleinen Schreinen, die sich jeder zu Hause aufbaut. Hier lässt er seinen Lieblingsgott wohnen.

 

Natürlich kann man sich auch begleiten und führen lassen. Dafür gibt es jede Menge von religiösen Spezialisten – wie etwa Gurus, Pandits und Pujaris.

 

Den Guru kennt man auch im Westen. Das Wort stammt aus dem altindischen Sanskrit und bedeutet eigentlich nur «Lehrer». Der Guru hilft seinen Schülern beim Verstehen. Viele indische Familien folgen einem Guru.


Der Pandit ist ein Gelehrter, der die heiligen Schriften und die dazugehörigen Rituale kennt.

 

Der Pujari ist eine Art Priester, der für die Durchführung der täglichen Rituale im Tempel zuständig ist. Diese finden morgens und abends statt und dienen der Verehrung der Götter mit Gebeten, Blumen, Räucherwerk und Süssigkeiten. Das Ritual wird oft von Glocken, Trommeln und Gesang begleitet. Viele Inder führen ihre Puja auch an ihrem Hausaltar durch. Für wichtige Riten wie Geburt, Hochzeit oder Tod machen die Pujari auch Hausbesuche.

 

Wie alt sind die Schriften, auf die sich die Hindus beziehen? Als wichtigste und auch die älteste Schrift gilt der «Veda». Dieser besteht aus vier Büchern, die zwischen etwa 1700 und 500 v. Chr. entstanden sind: Rigveda (der älteste Teil), Samaveda, Yajurveda und Atharvaveda.

 

 

Das indische Epos «Mahabharata»

 

Meilensteine der schriftlichen Überlieferung sind die beiden grossen Epen «Mahabharata» und «Ramayana».

Das Mahabharata ist das wichtigste indische Epos und eines der umfangreichsten Werke der Weltliteratur, in seiner Bedeutung vergleichbar mit Homers Ilias oder dem Alten Testament der Bibel. Das gewaltige Epos befasst sich mit dem Leben der Geschöpfe, mit dem Karma, mit Glück und Leid, mit guten und schlechten Taten, mit Tod und Wiedergeburt.

 

 

Ramayana. Die Abenteuer des Helden Rama.

Sammlung Eva und Konrad Seitz, Museum
Rietberg, Zürich.

 

 

Das Ramayana (der Gang Ramas) dagegen ist eine Erzählung über eine Einzelfigur. Es ist die Geschichte des Prinzen Rama aus dem Königreich Kosala, der vom Hof seines Vaters in die Einsamkeit des Waldes verbannt wird und später Ravana, den Fürsten der Dämonen auf Lanka, besiegt.

 

Dann gibt es noch die «Puranas» – eine unüberblickbare Sammlung von Geschichten. Eine der populärsten ist das «Bhagavata Purana». Es erzählt in zwölf Kapiteln mit über 14'000 Versen von Gott Vishnu. Das Kapitel 10 ist bei den Gläubigen besonders beliebt. Es berichtet über das Leben von Krishna. Krishna ist eine Inkarnation des Gottes Vishnu.

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Der Affengott Hanuman und der Bärengott Jambavan erweisen den Brüdern Lakshmana und Rama die Ehre. Rechts aussen v.l.n.r. die Götter Brahma (mit den vier Köpfen), Shiva und Indra. Aus einer Ramayana-Serie, 1650-60. Sammlung Eva und Konrad Seitz, Museum
Rietberg Zürich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Brahma mit vier Köpfen. Guimet Museum Paris.

 

 

Brahma und seine heiss geliebte Gattin Sarasvati, die Göttin der Weisheit.

 

 

 

 

Brahma – der Schöpfergott

 

In der Götterhierarchie steht er weit oben – was aber nicht heisst, dass er der höchste Gott ist. Diese Frage entscheidet jeder Gläubige für sich selbst.

 

Er wird zwar als Schöpfer des Universums bezeichnet, ist dabei aber nicht allein. Zum «Schöpferteam» gehören auch noch Vishnu und Shiva.

 

Die drei bilden die so genannte Trimurti, ein Schöpfungskonzept, in der sich die drei gegenseitig bedingen:

 

– Brahma als Schöpfer

– Vishnu als Bewahrer

– Shiva als Zerstörer

 

Warum wird Brahma oft als vierköpfiger Gott dargestellt? Eine hübsche Legende besagt, dass er aus sich heraus seine Gattin Sarasvati schuf. Und die begehrte Brahma so sehr, dass er vier Köpfe benötigt, um sie immer im Blick zu haben. Sarasvati ist aber nicht nur schön und begehrenswert, sie ist auch die Göttin der Weisheit.

 

 

Gott Vishnu mit den vier Armen.

 

 

Vishnu liegt auf der Schlange, zu seinen Füssen die Gattin Lakshmi. Brahma schwebt auf einer Lotusblume. Litho aus einem Album, 1870. British Museum, London.

 

Vishnu – der Bewahrer

 

Für viele Hindus ist er der wichtigste Gott. Weil er als «Bewahrer» immer dann herabsteigt, wenn das Chaos auf der Welt überhand nimmt. Dann greift er rettend ein und sorgt für ein Gleichgewicht zwischen Gut und Böse. Er behütet die Götter und die Menschen und bekämpft das Böse.

 

Vishnu zeigt sich gerne jung und prunkvoll, mit üppigem Kopfschmuck, Ringen an den Armen, Fingern und um den Hals. Besonderes Merkmal:
Er hat vier Arme
.

 

Zu den Gegenständen, die er in den Händen trägt, gehört auch ein Muschelhorn. Dieses soll zeigen, dass Vishnu die ganze Welt und alle Wesen durchdringt. Manchmal trägt er auch eine Keule als Zeichen der Macht im Kampf gegen das Böse. Die Lotusblüte ist das Symbol der Reinheit und der Schöpfung.

 

Um auf der Erde helfen zu können, reisst sich Vishnu zwei Haare aus und lässt daraus die Inkarnationen (Avatare) >Krishna und dessen Helfer Balarama entstehen.

 

Vishnus Gattin ist Lakshmi. Sie ist die Göttin der Liebe, des Glücks, der Fruchtbarkeit, der Harmonie, des Wohlstandes, der Gesundheit und der Schönheit. Zudem ist sie die Beschützerin der Pflanzen.

 

 

 

Shiva in einem Tempel in Bangalore, Indien.
Fotoquelle:
Deepak Gupta, WikiCommons.

 

 

Shiva – der Zerstörer

 

Auch Shiva gilt als einer der Hauptgötter des Hinduismus. Die einen sehen ihn als Glücksbringer – der Trimurti (zusammen mit Brahma und Vishnu) ist er «Mitschöpfer» der Welt und der Natur, gleichzeitig aber auch der «Zerstörer». Denn ohne Zerstörung ist ein Neubeginn nicht möglich, heisst es.

 

In dieser Darstellung in einem Tempel in Bangalore legt er zwei Hände im Schoss zur Meditationsgeste, die beiden anderen Hände tragen Dreizack und Sanduhrtrommel. Um seinen Hals und seine Oberarme winden sich Schlangen.

 

 

Ganesha, halb Mensch, halb Elefant. Lustig, schelmisch, weise und einer, der Hindernisse beseitigt.

 

Ganesha – der Elefantengott

 

Sein Vater ist Shiva, die Mutter Parvati. Unzählige verschiedene Legenden berichten über Ganeshas Entstehung.

 

Eine geht so: Shivas Gattin Parvati modelliert in seiner Abwesenheit einen Elefanten und erweckt ihn zum Leben, damit sie eine eigene Wache hat während sie badet. Als Shiva zurückkommt, nimmt der Elefant seinen Job als Wächter etwas gar ernst und verwehrt Shiva den Zutritt. Shiva schlägt ihm im Zorn den Kopf ab, bereut das aber sogleich und erweckt ihn als Ganesha zum Leben: einen Jüngling mit Elefantenkopf.

 

Ganesha gehört zu beliebtesten Hindu-Göttern überhaupt, sogar bis in den Buddhismus. Ganesha ruft man für gutes Gelingen in einen Neustart an, wie eine Hochzeit oder einen Hausbau. Ganesha hilft bei jedem Neuanfang, indem er Hindernisse aus dem Weg räumt. Er steht für Weisheit und Intelligenz.

 

 

Hanuman, der Affengott. 11. Jht, Metropolitan Museum of Art, New York.

 

 

 

 

 

Hanuman – der Affengott

 

Er ist fast so beliebt wie Ganesha. In einigen Legenden ist auch er ein Sohn Shivas, in anderen des Windgottes Vayu, weil er so schnell wie der Wind ist. Er hat so viel Kraft, dass er Berge versetzen kann, hat eine Stimme wie der Donner und kann fliegen. Auch kann er seine Gestalt nach Belieben verändern. Er ist berühmt für seine Streiche, die er in seiner Jugend gespielt hat. Man verehrt in als besonders gutmütigen Gott, der manchmal etwas tollpatschig ist.

 

Die in indischen Tempeln massenhaft vorkommenden Affen sind nach ihm benannt: Hanuman-Languren. Sie werden als heilig verehrt – und von den Tempelbesuchern gefüttert.

 

 

 

Krishna mit seiner Geliebten und Gattin Radha.

 

 

 

 

 

 

 

 

Krishna – eine Inkarnation Vishnus

 

Wie ist Krishna auf die Erde gekommen? Durch den Gott >Vishnu. Der Legende nach reisst sich dieser zwei Haare aus und lässt daraus seine Avatare (Inkarnationen) von Krishna und dessen geistigen Helfer Balarama entstehen.

 

Hat Krishna wirklich gelebt? Historische Belege gibt es nicht, aber einige Indizien in der >Mahabharata sprechen dafür.

 

Es heisst, er hätte einer königlichen Familie von Mathura angehört – heute eine Grossstadt und Wallfahrtsort im Bundesstaat Uttar Pradesch, wo Krishna ganz besonders verehrt wird. Als flötenspielender Kuhhirte.

 

Seine Gefährtin, Geliebte und Gattin heisst Radha.
Sie ist die Göttin der Hingabe und wird in zahlreichen Schriften als die ehebrecherische und illegitime Geliebte des Krishna beschrieben.

 

 

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