Napoleonmuseum Thurgau

Schloss Arenenberg und der
Kaiser mit dem Schweizer Pass.


Dass er Kaiser der Franzosen war, weiss jeder. Aber wer weiss auch, dass Napoleon III Schweizer Bürger war? Und dass er akzentfrei Thurgauer Dialekt sprach, die Militärschule Thun absolvierte und Artillerie-Hauptmann in der Schweizer Armee war?

 

 

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Kaiser Napoleon III. Gemälde nach
Franz Xaver Winterhalter (1805-1873).
Museo Napoleonico, Rom.

 

 

Kein Witz. Louis Napoleon Bonaparte wächst im Thurgau auf – im Schloss Arenenberg am Bodensee. Er kommt zwar 1808 in Paris zur Welt, muss dann aber nach dem Sturz von Kaiser Napoleon 1815 als Siebenjähriger mit seiner Mutter aus Frankreich fliehen. Sie ziehen zuerst nach Konstanz, doch dort verweigern die siegreichen Allierten den Flüchtenden das Exil. Einen Sitz in der Schweiz akzeptieren sie.

 

Louis Napoleons Mutter – Hortense de Beauharnais – ist eine Stieftochter Napoleons, eine leibliche Tochter seiner Gattin Joséphine. Und Hortense ist eine Königin. Als Gemahlin des Königs von Holland. Der ist ein Bruder von Kaiser Napoleon.

 

1817 kauft Königin Hortense für sich und ihren Sohn Louis Napoleon das Schloss Arenenberg oberhalb des Bodensees an allerschönster Lage.

 

 

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Napoleonmuseum Thurgau, Schloss Arenenberg.

 

 

Ein «Schloss» ist es zwar nicht, aber die Napoleons nennen es liebevoll ihr «Château». Hortense tut alles, um die repräsentative Villa in napoleonischem Geist auszustatten. Bis hin zu Zelt-Zimmern, die an den grossen Napoleon erinnen, der auf seinen Feldzügen in ganz Europa in Luxuszelten unterwegs war.

 

 

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Das Baldachin-Speisezimmer als Hommage an
den grossen Feldherrn Kaiser Napoleon I.

 

 

Mutter Hortense unternimmt alles, um ihren Sohn auf eine politische Karriere vorzubereiten. Für sie ist klar: Er ist der legitime Anwärter auf den Thron. Der grosse Coup gelingt tatsächlich, wenn auch nach mehreren Fehlschlägen. 1848 wird Louis Napoleon zunächst Staatspräsident der Franzosen und vier Jahre später sogar deren Kaiser – als Napoleon III.

 

 

 

>mehr über Kaiser Napoleon III

 

>mehr über die Mutter Napoleons III

 

>mehr über den Vater Napoleons III

 

 

 

>mehr über Napoleon I Bonaparte

 

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Titelbild (Ausschnitt)

Château d'Arenenberg. Gemälde von

Henri Emile Brunner-Lacoste (1831-1881).

Napoleonmuseum Thurgau.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Königin Hortense.
Gemälde von
François Gérard
(1770-1837). Napoleonmuseum
Thurgau.

 

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Schloss
Arenenberg 1825.
Zeichnung
Napoleonmuseum
Thurgau.

 

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Hortenses Zelt-Salon.

 

 

Hortense – Mutter von Napoleon III

 

Sie heisst eigentlich Hortense de Beauharnais und kommt 1783 als Tochter von Joséphine de Beauharnais zur Welt (Joséphine ist die Gattin von Kaiser Napoleon I). Im Klartext: Hortense ist eine Stieftochter Napoleons. Königin ist sie, weil Napoleon sie mit einem seiner Brüder verheiratet, den er zum König von Holland machte. >mehr

 

Nach Napoleons Sturz 1815 muss Hortense mit ihrem Sohn Louis Napoleon aus Frankreich fliehen. In der Schweiz finden sie ihr neues Heim.

 

Hortense kauft ein Schloss – in der Schweiz.

Auf der Schweizer Seite des Bodensees ist eine prächtige Villa mit grossem Park zu haben, auf dem «Narrenberg», heute Arenenberg. Sie kauft es von der Familie von Streng und baut das Anwesen nach dem Vorbild ihres eigenen Schlosses St. Leu in der Nähe von Paris grosszügig aus. Für die Gartenarbeiten verpflichtet sie einen berühmten französischen Gartenarchitekten: Louis-Martin Berthault.

 

Die Inneneinrichtung widmet sie ganz ihrem Stiefvater, dem grossen Feldherrn Napoleon Bonaparte. Der war ja ständig auf Feldzügen in ganz Europa unterwegs und lebte in Luxuszelten.

 

Mehrere solcher Zelt-Zimmer sind auch heute noch in der Villa zu sehen. So ihr eigener Salon und ein prächtiger Baldachin-Speisesalon.

 

 

>Wer ist Königin Hortense?

 

 

Wer sich im Detail über die Mutter von Napoleon III schlau machen möchte, dem sei das Buch «Hortense de Beauharnais – Ein Leben im Schatten Napoleons» von Chris Inken Soppa empfohlen. Erschienen im Südverlag, Konstanz.

 

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>Fotos Schloss Arenenberg

   

 

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Prinz Louis
Napoleon, 1832.
Félix Cottrau
(1799-1852). Napoleonmuseum Thurgau.

 

 

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Königin Hortenses Schlaf- und Sterbezimmer im Schloss Arenenberg.

 

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Tschako und Hausse-Col Napoleons III.

 

Jugendzeit des Kaisers im Thurgau

 

Als 9-jähriger Prinz zieht er mit seiner Mutter auf den Arenenberg. Er selbst wohnt nicht in der Villa, sondern hat seinen eigenen Prinzenflügel westlich des Schlosses. Er verbringt auch nicht seine ganze Jugend im Thurgau, sondern besucht auch noch ein Augsburger Gymnasium (bis 1823). Einige Winter verbringt er in Rom und Florenz.

 

Seine Mutter bereitet ihn auf die politische Karriere vor: Für sie er der legitime Anwärter auf den Kaiserthron.

 

1830 besucht er die Militärschule in Thun und wird Hauptmann der Artillerie. 1832 wird er Ehrenbürger des Kantons Thurgau.

 

1836 unternimmt er seinen ersten Putschversuch, um in Frankreich an die Macht zu kommen. Er scheitert und wird in die USA verbannt, kommt aber schon 1837 zurück nach Arenenberg – ans Sterbebett seiner Mutter. Königin Hortense stirbt am 5. Oktober 1837 mit 54 Jahren an Krebs.

 

1840 scheitert sein zweiter Putschversuch. Er wird zu lebenslanger Haft verurteilt und in der Festung Ham eingekerkert, kann aber 1846 spektakulär aus dem Gefängnis flüchten – als Maler verkleidet.

 

Er flieht nach England und kommt 1848 nach Frankreich zurück, als die Februarrevolution ausbricht. Nun bietet er sich dem Volk als Erretter Frankreichs an und wird in einer Volkswahl zum Staatspräsidenten bestimmt. 1852 schwingt er sich dann zum Kaiser auf.

 

 

>mehr über Kaiser Napoleon III

 

 

 

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Kaiserin Eugénie
(1826-1920).
Gemälde von
Franz Xaver
Winterhalter
(1805-1873). Napoleonmuseum Thurgau.

 

 

 

 

 

 

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Salon der
Kaiserin Eugénie im Schloss Arenenberg.

 

Eugénie – Gattin von Kaiser Napoleon III.

Eugénie de Montijo stammt aus einer spanisch-irischen Grandenfamilie. Die kirchliche Trauung des Kaiserpaars findet im Januar 1853 in der Kathedrale von Notre-Dame in Paris statt.

 

Drei Jahre später kommt ihr Sohn Napoléon Eugène Louis Jean Joseph Bonaparte zur Welt – er soll die Dynastie Bonaparte sichern. Aber nach dem verlorenen Krieg gegen Deutschland von 1870 ist es mit der Monarchie endgültig vorbei.

 

Die kaiserliche Familie lässt sich in England nieder – in Chislehurst in der Grafschaft Kent. Kaiserin Eugénie hat einen guten Draht zum englischen Hof und zu Königin Victoria.

 

Prinz Napoléon Eugène Louis besucht ab 1872 die Royal Military Academy Woolwich. Als sein Vater, Napoleon III, 1873 verstirbt, proklamieren ihn die verbliebenen Anhänger der Royalisten in Frankreich als Napoleon IV, aber diese Ernennung bleibt wirkungslos.

 

Den Arenenberg lernt Kaiserin Eugénie erst 1865 kennen. Bis 1878 verbringt sie dort ihre Sommermonate, zusammen mit dem Prinzen.

 

Als dieser aber 1879 in britischen Diensten in Südafrika von Zulukriegern getötet wird, verliert die Kaiserin ihre Lust auf das Schloss Arenenberg, und 1906 schenkt sie es dem Kanton Thurgau.

 

Sie stirbt 1920 im Alter von 94 Jahren in Madrid.

 

 

 

 

 

 

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