1919-2019: 100 Jahre Bauhaus

 

Museum Bauhaus, Dessau


Hundert Jahre nach der Gründung des Bauhauses hat die gleichnamige Kunst- und Designschule ein neues Museum bekommen. Der Glasbau stammt vom spanischen Architekturbüro Gonzales Hinz Zabala. Das Museum konnte im September 2019 eröffnet werden. Die Sammlung soll rund 49'000 Objekte umfassen, die die Geschichte der Schule und ihrer – teils berühmten – Studierenden erzählen.

 

Eng mit dem Begriff Bauhaus verbunden ist der Name Walter Gropius. Er ist der Gründer des ersten Bauhauses in Weimar (1919). Dieses hatte allerdings einen Vorläufer: die von Henry van de Velde 1907 ins Leben gerufene Sächsische Kunstschule Weimar. Beide, Henry van de Velde und Walter Gropius, hatten das selbe Ziel vor Augen: die Zusammenführung von Architektur, Kunst und Design.

 

Das erste Bauhaus – es hiess zunächst «Staatliches Bauhaus» – war noch in den Räumen der Weimarer Kunstschule untergebracht und bestand von 1919 bis 1925. Als Lehrer konnte Gropius so klingende Namen wie Lyonel Feininger, Johannes Itten, Paul Klee, Oskar Schlemmer oder Wassily Kandinsky gewinnen.

 

Als sich dann 1924 in Thüringen die politischen Machtverhältnisse radikal änderten, stutzte die neue Regierung ihre Beiträge ans Bauhaus um die Hälfte. Gropius suchte nach einem neuen Standort. Dessau, etwa 120 km südwestlich von Berlin gelegen, bot sich an. Zumal man hier einen Sponsor fand: den Flugzeugbauer Hugo Junkers.

 

Walter Gropius entwarf ein neues Schulgebäude. Nach seinen progressiven architektonischen Ideen: Klare Linien, keine Schnörkel, dafür Stahl, Beton, Glas. Das Gebäude wurde 1926 fertiggestellt. Gleichzeitig verbaute Gropius seinen Stil in so genannten «Meisterhäusern». Diese dienten als Wohnhäuser für seine Lehrerschaft – zum Beispiel für Künstler wie Wassily Kandinsky und Paul Klee.

 

Den Nazionalsozialisten (NSDAP) war das liberale Bauhaus ein Dorn im Auge. Als sie 1931 in den Gemeindewahlen von Dessau an die Macht kamen, verfügten sie die Schliessung der Schule und des Hauses. Ein letzter Versuch misslang, die Schule als private Einrichtung in Berlin weiterzuführen: 1933 zwang die NSDAP die Studenten zur endgültigen Aufgabe. Viele Mitglieder des Bauhauses entschlossen sich zur Emigration und trugen so zur internationalen Verbreitung des neuen Achitekturstils bei.

 

 

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Das Bauhaus-Museum in Tel Aviv.

Foto Talmoryair, WikiCommons.

 

 

Die grösste Verbreitung fand die Bauhaus-
Architektur in Israel. In Tel Aviv entstanden
mehr als 4'000 Gebäude im neuen Stil. Dieser
Stadtteil wurde als «Weisse Stadt» bekannt
– sie ist seit 2003 UNESCO-Weltkulturerbe.
In Tel Aviv hat man auch ein Bauhaus-
Museum eingerichtet.

 

 

 

 

Titelbild

Museum Bauhaus Dessau, 2019.

Architekt Gonzales Hinz Zabala.

Fotoquelle und weitere Infos
>Museum Bauhaus Dessau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

gropius

Walter Gropius,
1919. Foto
Louis Held
(1851-1927). WikiCommons.

 

 

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Bauhausgebäude
Dessau von
Walter Gropius.
Foto Mewes, WikiCommons.

 

 

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Die gläserne Werkstattfront.

 

Der Gründer: Walter Gropius (1883-1969)

 

Das erklärte Ziel des Bauhaus-Gründers:
«Das Bauhaus erstrebt die Sammlung allen künstlerischen Schaffens zur Einheit, die Wiedervereinigung aller werk-künstlerischen Disziplinen zu einer neuen Baukunst».

 

Architektur, Kunst und Design

 

sollten also zusammengefügt werden. Es gelingt Gropius, bekannte Künstler, vor allem Maler, für seine Idee zu begeistern und als Lehrer für das Bauhaus zu gewinnen. Nach und nach erweitert er die Schule um die Fächer Architektur, Baupraxis und Design. Heute gilt er zusammen mit Ludwig Mies van der Rohe, Frank Lloyd und Le Corbusier als Mitbegründer der Modernen Architektur.

 

Walter Gropius kommt 1883 in Berlin zur Welt.

1903 nimmt er sein Architekturstudium in München auf, dann in Charlottenburg – und bricht es 1908 ohne Diplom ab.

 

Sein erstes Werk ist eine Fabrik. Hier setzt er neue Massstäbe: Stahl und Glas. In den 1920er-Jahren erhält dieser Stil den Begriff «Neues Bauen». Oder «Neue Sachlichkeit».

 

Sein Credo lautet:

«Schön ist, was funktional ist».

 

1919 wird Gropius Direktor der «Grossherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst» in Weimar. Er entwirft zahlreiche Wohnbauten in Frankfurt, Dessau und Berlin.

 

Für den neuen Sitz des «Bauhauses» in Dessau entwirft und baut er 1925 das neue Schulgebäude. In einfacher, funktionaler und schnörkelloser Form aus Beton, Stahl und Glas. Vor allem die gläserne Fassade der Werkstätten ist zukunftsweisend.

 

 

 

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Gropius-Haus am Tiergarten,
Berlin, 1957.
Foto Mehlauge, WikiCommons.

 

1934: Emigration nach England

 

Als die Nazionalsozialisten 1931 in Dessau die Macht übernehmen und das Bauhaus schliessen, emigriert Gropius 1934 nach England und 1937 weiter in die USA. Dort wird er Professor für Architektur an der Harvard University.

 

Nach dem Krieg ist Gropius wieder häufig in Berlin tätig, wo er jetzt ab 1957 auch Wohnblöcke errichtet. Diese gelten zwar als die «moderne Architektur», sind gleichzeitig aber auch Vorbilder für hässliche Plattenbauten.

 

Privates: 1910 lernt Gropius >Alma Mahler kennen, die Frau des Komponisten Gustav Mahler. Die beiden haben zunächst eine aussereheliche Beziehung und heiraten 1915, vier Jahre nach Gustav Mahlers Tod. Ihre Tochter Manon stirbt mit 19, die Ehe wird 1920 geschieden. 1923 heiratet Gropius die Journalistin Ise, geborene Frank (1897–1983).

 

Walter Gropius stirbt am 5. Juli 1969 im Alter
von 86 Jahren in Boston/Massachusetts.

 

 

meisterhaus

Meisterhaus
Kandinsky/Klee,
das seit
2019 für das
Publikum wieder
zugänglich ist.
Quelle: Foto und
weitere Infos
www.bauhaus
>Link

 

Das «Meisterhaus» Klee/Kandinsky

 

Parallel zum Bauhaus errichtet Gropius auch die so genannten Meisterhäuser als Wohnhäuser für die Lehrerschaft und ihre Familien. Darunter sind sehr prominente Namen wie Lyonel Feininger, Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky und Paul Klee. Die farbliche Innengestaltung der kubischen Blöcke ist den Künstlern überlassen.

 

Nach der Schliessung des Bauhauses 1931 werden die Häuser anderweitig vermietet. Im Krieg kommen einige Gebäude zu Schaden, wie zum Beispiel das Meisterhaus Klee/Kandinsky. Es wird umfassend restauriert und ist seit 2019 für das Publikum wieder geöffnet.

 

 

kandinsky

Wassily
Kandinsky
(1866-1944).
Schweres
Schweben, 1924.
Sammlung Gurlitt,
Kunstmuseum
Bern.

 

Die Bildende Kunst im Bauhaus

 

Malerei spielt im Bauhaus eine grosse Rolle, obwohl es keine Kunstschule im traditionellen Sinn ist. Lehrer wie Lionel Feininger (am Bauhaus von 1919-1932), Johannes >Itten (1919-1923), Wassily >Kandinsky (1922-1933), Paul >Klee (1922-1932) vermitteln lediglich gestalterische Grundlagen und sind Leiter der Werkstätten. Dazu Kandinsky 1926 in der ersten Bauhauszeitschrift: «Die Malerei wird als mitorganisierende Kraft betrachtet».

 

Die Vielfalt der am Bauhaus entstandenen Kunstwerke reicht von spätexpressionistischen über geometrisch-abstrakte bis hin zu figürlichen, teils neusachlichen oder auch surrealistischen Arbeiten. Von einem einheitlichen «Bauhaus-Stil» kann keine Rede sein (Zitat: 100 Jahre Bauhaus).

>Quelle

 

 

stuhl

Freischwinger-Stuhl.

 

Das Bauhaus-Möbeldesign

 

Zur Architektur gehört – so befinden die Mitglieder des Bauhauses – auch die Gestaltung von Möbeln. Dabei geht es darum, herauszufinden, wie der «moderne Mensch» in seinem Zuhause leben möchte. Zahllose im Bauhaus entwickelte Designs sind bis heute aktuell. Ein Beispiel ist dieser Freischwinger-Stuhl, gestaltet von Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe, der in heutigen Möbelhäusern in zahlreichen Versionen zum Kauf angeboten wird. Auch grosse Würfe wie die Einbauküche gehen auf die Gestalter des Bauhauses zurück.

 

 

 

bauhaus-museum