Die Kapelle in der Kirche Santa Maria del Carmine in Florenz wurde von Felice Brancacci in Auftrag gegeben – zum Seelenheil seiner Familie.
Brancacci war ein wohlhabender Seidenhändler. 1423 beauftragte er den 40-jährigen Masolino und den halb so jungen Masaccio, einen Zyklus über das Leben des heiligen Petrus zu malen. Brancacci war zu jener Zeit ein erklärter Gegner der >Medici und beteiligte sich an einer Verschwörung gegen die mächtige Familie.
Cosimo de Medici wurde in der Folge in die Verbannung geschickt. Als dieser aber 1434 nach Florenz zurückkehrte und die Macht wieder an sich riss, liess er seinerseits den Medici-Gegner Brancacci aus der Stadt vertreiben. Die Malerarbeiten an der Kapelle wurden eingestellt.
Die Brancacci-Kapelle in der Kirche Santa
Maria del Carmine, Florenz.
Erst 1480 ging es weiter. Aber nicht mehr von Masaccio und Masolino – da waren beide schon tot – sondern von Filippino Lippi (1457-1504). Dieser musste nun versuchen, an den Stil seiner Vorgänger anzuknüpfen. Vor allem Masaccio war für seine eindrucks- und gefühlsvollen Darstellungen von Menschen bekannt.
Masaccios Abbildungen zeigen die Regungen der Menschen auf eine Art, wie man sie vor seiner Zeit nicht gekannt hatte. Er gilt nicht umsonst als der Begründer dieser neuen Form der Darstellung. Es heisst, dass sogar Michelangelo und Leonardo da Vinci Masaccios Malkunst in der Brancacci-Kapelle studiert hätten.
Drei Maler waren also an der Erstellung der Fresken in der Kapelle beteiligt. Keine einfache Aufgabe für die Kunsthistoriker, die Werke richtig zuzuordnen. Man geht davon aus, dass die Mehrzahl der Bilder von Masaccio stammt. Gesichert ist, dass Filippino Lippi das Gesamtfresko in den Jahren 1480 bis 1485 ergänzt und vollendet hat.
Die Fresken mussten 1771 einen Brand in der Kirche überstehen und mehrere Restaurationen über sich ergehen lassen. Die letzte fand 1990 statt. Sie lässt die über 500-jährigen Werke in erstaunlich lebendigen Farben weiterleben.