Museo Nazionale delle arti
del XXI secolo (MAXXI) Rom.


Für Freunde der wahren Kunst ist es schon brutal, wenn sie – zum Beispiel von der Galleria Borghese her kommend – noch die grossartigen Werke eines Bildhauergenies wie Bernini im Kopf haben. Und sich dann im MAXXI mit Müll-Installationen aus dem 21. Jahrhundert konfrontiert sehen. Kein Wunder, wenn dann wieder die berühmte Frage auftaucht: «Und das soll Kunst sein?»

 

 

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Okay, nicht alle Werke im MAXXI bestehen aus einem Haufen Müll wie im Titelbild. Das Museum zeigt durchaus Arbeiten mit Tiefgang. Einige haben einen politischen Hintergrund, andere zeigen einfach Schönes, das Auge erfreuend, wieder andere tragen architektonische Ideen in sich. Aber alle sind sie auf der Suche nach neuen Kunstformen. Und das erweist sich als enorm schwierig.

 

Stellt sich die Frage: Warum eigentlich muss man immer Neues erfinden? Könnte der Grund darin liegen, dass sich heute niemand mehr findet, der an die Leistungen eines Michelangelo, Bernini oder Raffael rankommt?

 

Oder könnte es daran liegen, dass heutzutage niemand mehr die Zeit und die Musse hat, an einem Werk fünf oder zehn Jahre dranzubleiben? Natürlich ist es einfacher, so rasch mal einen Haufen Müll aufzuschichten und das als Kunst zu deklarieren. Erstaunlich ist dabei eigentlich eher, dass sich immer irgend ein Museum findet, in dem man den Müll ausstellen darf.

 

 

Titelbild (Ausschnitt):

Jimmie Durham (1940).
La strada di Roma, 2011.

MAXXI Roma.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Das MAXXI in Roms Stadtviertel Flaminio.

 

Das MAXXI – Museum for Modern Art 21

 

Das Museum für zeitgenössische Kunst gibt es eigentlich nur, weil Rom lange die einzige europäische Hauptstadt war, die über kein solches Haus verfügte. Also beschloss man 1998, auch «so etwas» zu bauen.

 

Die Architektin Zaha Hadid realisierte ihr Projekt auf einem ehemaligen Kasernenareal in Roms Quartier Flaminio. Das Museum ist seit 2010 im Betrieb.

 

   

 

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Proposal for a public fountain,
2013.

 

Sam Durant (1961)

 

Der Amerikaner recherchiert weltweit auf dem Gebiet der Sozialpolitik. Dabei spielt die Demokratie eine bedeutende Rolle. In seinem ironischen Werk «Vorschlag für einen öffentlichen Brunnen» zeigt er einen Aktivisten mit der Anarchistenflagge, der vor der Polizei und deren Wasserwerfer flieht.

 

 

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Parasol Alternative,
2018.

 

Moe Satt (1983)

 

Er stammt aus Myanmar und zeigt in seinem Werk traditionelle burma-typische Sonnenschirme, die bei ihm mit Reissverschlüssen versehen sind. Damit will er auf die unstabile Lage in seinem Land verweisen. Mal ist es eine Militärdiktatur, mal fast eine Demokratie – und mit den flexiblen Reissverschlüssen kann man sich gut anpassen.

 

 

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La Strada di Roma, 2011.

 

 

 

 

Jimmie Durham (1940)

 

Der Amerikaner lebte 2007 bis 2012 in Rom. Er versteht sich als Künstler, Poet und politischen Aktivisten.

 

Seine Installation «La Strada di Roma» besteht aus Müll, den er in den Strassen von Rom aufgesammelt hat, von Autotüren über Computer bis zum Urinal. Mit seinem Werk will er seine anti-strukturelle Haltung aufzeigen: Gegen Dominanz der Macht, gegen feste Architektur.

 

Und weil der Müll nun in einem Museum gezeigt wird, ist er zu Kunst geworden. Alles klar?

 

 

 

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Ingres Wood Seven, 2018.

 

 

Katharina Grosse (1961)

 

Die Freiiburger Künstlerin zeigte das Werk aus Baumstämmen und Textilien erstmals an ihrer persönlichen Ausstellung in der Villa Medici im Februar 2018, wo sie die Treppe mit farbigen Tüchern dekorierte. Der mit Acryl bemalte Baum soll von Überresten jener Pinien stammen, die der französische Maler Jean-Auguste-Dominique Ingres anfangs des 19. Jahrhunderts im Park gepflanzt hatte. Für das MAXXI wurde die Installation neu arrangiert.

 

 

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Los Encargados, 2012.

 

 

Santiago Sierra (1966)

 

Der Spanier trägt mit einem Film über seine Performance von 2012 bei, die «Los Encargados» heisst (Jene an der Macht). Ein Konvoi von sieben schwarze Mercedes-Limousinen fährt durch Madrid. Die Autos haben riesige Poster auf dem Dach, von Spitzenpolitikern seit der Wende der Franco-Diktatur. Die Fotos der Politiker stehen auf dem Kopf. Im Film erfolgt dann «die Wende» zur Demokratie – und jetzt erscheinen die Gesichter richtig rum und die Autos schweben über ihnen.

 

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