Er wird nur 27 Jahre alt, hinterlässt aber
mehr als tausend Gemälde und schafft den Sprung zum internationalen Star. Viele seiner wirren Werke sehen aus, als seien sie unter Drogen gemalt. So betrachtet passen sie gut zu seiner Lebensführung und auch zu seinem Ableben: In der Tat ist der junge Künstler drogenabhängig und stirbt am 12. August 1988 an einer Überdosis – in seiner New Yorker Wohnung.
Jean-Michel Basquiat 1982 im Atelier
der Galerie Annina Nosei New York.
©Naoki Okamoto. A_Beyeler_2023.
In New York kommt er auch zur Welt – am
22. Dezember 1960
im Stadtteil Brooklyn. Sein Vater stammt aus Haïti, die Mutter aus Puerto Rico. Schon als Kind malt und zeichnet er viel, am liebsten Comics und Cartoons. Mit der Schule hat er seine Probleme, die hier geltenden Regeln mag er nicht. Mit 17 tut er sich mit seinem Freund Al Diaz zusammen, einem Graffitikünstler. Das Duo nennt sich SAMO (Kurzform für «Same old shit»). Sie hinterlassen gesprayte Statements in U-Bahnen und Hauswänden – mal pointierte, mal poetische, mal humoristische.
Ab 1979 tritt Basquiat dann als Einzelkünstler in Erscheinung und gewinnt rasch Anerkennung. Besonders, als er sich mit dem fast 40 Jahre älteren >Andy Warhol (1928-1987) anfreundet. Diese Freundschaft verleiht dem jungen Künstler Aufwind. Basquiat/Warhol produzieren auch gemeinsame Werke. Als Einzelkünstler tritt Basquiat weltweit auf: von Los Angeles bis Hawaii und von Paris bis Tokio auf, auch in Zürich, Jamaika und an der Côte d'Ivoire – und überall wird er als Superstar gefeiert.
Heute werden Basquiat-Werke zu irrwitzigen Preisen gehandelt. Im Mai 2017 ging bei einer Auktion von Sotheby's ein Gemälde «Untitled» aus dem Jahr 1982 für 110 Millionen US-Dollar an den japanischen Unternehmer Yusaku Maezawa. Auch Berühmtheiten aus Showbusiness und Sport wie Johnny Depp, Dennis Hopper, John McEnroe, Madonna und Leonardo DiCaprio gehören zu seinen Fans und sammeln seine Werke.
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AUSSTELLUNG 2023
BASQUIAT. THE MODENA PAINTINGS
11. Juni bis 27. August 2023
Fondation Beyeler Riehen-Basel
1982 lädt der Galerist Emilio Mazzoli den erst 21jährigen Künstler an eine Einzelausstellung nach Modena ein. Dort, an Ort und Stelle, soll Basquiat für ihn bereitgestellte Monumental-Leinwände bespielen. Innerhalb weniger Tage malt er acht Gemälde, die bis zu fünf Meter breit sind. Aber die Pläne für eine Ausstellung werden nicht umgesetzt und die Werke werden einzeln verkauft. Sie gelangen in amerikanische, asiatische und Schweizer Sammlungen.
Mehr als vierzig Jahre später – 2023 – werden die «Modena Paintings» zum ersten Mal zusammen gezeigt und einem breiteren Publikum präsentiert: in der Fondation Beyeler in Riehen-Basel.
11. Juni bis 27. August 2023.
>Fondation Beyeler, Riehen-Basel
Titelbild (Ausschnitt)
Jean-Michel Basquiat (1960-1988).
Untitled (Angel), 1982. Private Collection. Ausstellung Fondation Beyeler 2023.
Graffiti? Street Art? Art brut?
Basquiats Malstil ist nur schwer einzuordnen. Er selbst legt sich nicht fest – aber als Graffiti-Künstler will «Mein Werk hat nichts mit Graffiti zu tun, die meisten Leute sind einfach nur Rassisten (…) und sie reden endlos über Graffiti, obwohl ich Sie haben dieses Bild von mir: der Wilde auf der Flucht, der wilde Affenmensch oder was zum Teufel sie auch denken».
Wie also soll man seinen Malstil bezeichnen? Vielleicht als eine schnelle Pinselstrich und seine fehlende Lust, Details zu verarbeiten. Kein Wunder, konnte er in seinem kurzen Leben über tausend Gemälde fertigstellen.
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>YouTube Film
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Privates – seine Schwestern erzählen
In diesem kurzen Film erzählen seine Schwestern Lisane Basquiat und Jeanine Heriveaux Geschichten aus dem Leben des mit 27 verstorbenen Künstlers – über seine Kindheit, seine Probleme mit der Schule, seinen Aufstieg zum Star, sein Umfeld.
Das Künstlerduo Basquiat/Warhol
2023 fand in Paris – in der Fondation Louis Vuitton –
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Die «Modena Paintings» von 1982 |
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Jean-Michel Basquiat (1960-1988). Untitled (Cowparts), 1982. Aby Rosen Collection New York. |
Einladung nach Modena
1982, da steht Basquiat noch am Anfang seiner Karriere, lädt der Galerist Emilio Mazzoli den erst 21jährigen Künstler zu einer Einzelausstellung nach Modena ein. Er stellt ihm leere Leinwände hin. Diese soll er nun vor Ort bespielen. Innerhalb weniger Tage malt Basquiat acht Gemälde – sie sind bis zu fünf Meter breit.
Doch die Ausstellung findet dann nicht statt und die Werke gelangen in amerikanische, asiatische und Schweizer Sammlungen.
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Jean-Michel Basquiat (1960-1988). Untitled (Angel), 1982. Private Collection.
Jean-Michel Basquiat (1960-1988). Untitled (Devil), 1982. Private Collection. |
Monumentalwerke – ad hoc gemalt
Die beiden rund fünf Meter breiten Gemälde Angel und Devil sollen (vielleicht) den Gegensatz von Gut und Böse anschaulich machen.
Der Engel aus groben schwarzen, weissen und roten Pinselstrichen – im Stil der >Art brut – weitet seine Arme aus und scheint die Menschen im Himmel empfangen zu wollen. Allerdings weisen höchstens der Bildtitel und der Heiligenschein darauf hin, dass diese Fratze ein Engel sein könnte.
Im Bild zwei dieser «Serie» versteckt sich der Zähne bleckende Teufel hinter einem Dickicht von (scheinbar) unkontrolliert tropfenden Farben.
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Jean-Michel Basquiat (1960-1988). Profit I, 1982. Detail. Private Collection Switzerland.
Hands up? |
Triumphator oder Opfer?
Dieses Bild heisst «Profit I» ist vier Meter breit. Hier geht es offensichtlich um die Kritik an der Profitgier. Es zeigt eine über ihren Reichtum jubelnde Figur in Triumphpose, im Hintergrund sind eine Art Bilanzzahlen zu sehen.
Oder könnte es auch ganz anders sein? Wohnen wir hier einem Überfall bei? Ist das gar keine Jubelpose, sondern signalisiert die Geste des überfallenen Opfers mit den erhobenen Händen «ich leiste keinen Widerstand»?
Und wie lässt sich das Gesicht des Profitgierigen deuten? Ist es ein Grinsen oder ein Maulkorb? Nur der Künstler könnte es erklären. Maltechnik: Acryl, Ölstift, Marker und Sprayfarbe auf Leinwand.
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Jean-Michel Basquiat (1960-1988). Woman (Medusa?) with Roman Torso (Venus), 1982. Private Collection.
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Venus und Medusa?
Zwei klassische Sujets in der Kunst, seit Jahrhunderten von unzähligen Künstlern verarbeitet. Basquiat zeigt seine Venus – immerhin die römische Göttin der Schönheit – ziemlich unförmig und mit zahlreichen «Problemzonen» versehen. Nichts da mit klassischen Schönheitsidealen. Mit diesem klassischen Sujet tritt Basquiat gegen sein Image als «ungebildeter Strassenkünstler» an.
Die schwarze Frau im Zentrum mit den Schlangenhaaren könnte eine klassisch-mythologische Figur darstellen: Die schreckeinflössende >Medusa, bei deren Anblick man angeblich zu Stein erstarrt.
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Jean-Michel Basquiat (1960-1988). Boy and Dog in a Johnnypump, 1982. Private Collection. |
Boy and Dog in a Johnnypump
Was ist ein Johnnypump? Im New Yorker Slang versteht man darunter den Sprühnebel eines geöffneten Hydranten in der Stadt. Der Boy und sein Hund befinden sich darin – an einem heissen Tag, angedeutet durch die feurigen Farben. Das Bild wirkt zwar eher verstörend, aber letztlich soll es Ausdruck von Lebensfreude sein, Erinnerungen an die Spiele in seiner Kindheit. Dass sich der Künstler in diesem Werk selbst darstellt, erkennt man an den Dreadlocks.
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Jean-Michel Basquiat (1960-1988). The Field Next to the Other Road, 1982. Private Collection.
Detail.
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Die Kuh auf der grünen Wiese
Was passiert auf diesem vier Meter breiten Bild? Versucht die skelettartige Figur mit dem Strahlenkranz über dem Kopf eine Kuh von der Weide zu ziehen – auf die andere Seite der Strasse? Das Tier scheint sich dem Tod (?) zu widersetzen, anderseits guckt es ziemlich verdutzt in die Welt, als wolle es nicht glauben, was sich da abspielt. Vielleicht stellt die Figur ja auch nicht den Tod dar. Immerhin sind an ihr noch fleischliche Überreste zu erkennen.
Die Silhouette der Figur wie auch jene der Kuh zeichnete der Künstler mit Sprüh- und Acrylfarbe. Danach füllte er den Körper des Tieres mit schnellen, groben Pinselstrichen.
Basquiat soll in seinem kurzen Leben über 1000 Bilder gemalt haben. Das erscheint durchaus plausibel – in Anbetracht seiner «Blitz-Maltechnik».
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