William Adolphe Bouguereau

(1825-1905)


Klassischer Realismus? Eigentlich sind seine nackten Menschen nicht real, sondern makellos und perfekt.

 

Bouguereau gilt dennoch als Meister des akademisichen Klassizismus, wie er im 19. Jahrhundert an den französischen Hochschulen der feinen Künste gelehrt wurde. Mit seinen Nackedeien traf er in Frankreich den Nerv jener Zeit. Damit er nicht der Pornographie beschuldigt wurde, wählte er antike und mythologische Szenen und machte damit seine Akte salonfähig.

 

 

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William Adolphe Bouguereau.

Selbstporträt, 1879. Musée des
Beaux-Arts de Montreal.

 

 

Bouguereau kommt 1825 in der Hafenstadt La Rochelle am Atlantik zur Welt. Seine Familie ist im Wein- und Olivenhandel tätig. Mit 14 schickt man ihn an ein katholisches College – er soll Priester werden. Einer seiner Lehrer ist Louis Sage, dieser hatte beim grossen Jean-Auguste-Dominique Ingres studiert. Im College bringt er Bouguereau die Kunst des Zeichnens und Malens bei.

 

1846, da ist Bouguereau 21, beginnt er sein eigentliches Kunststudium: an der Ecole Supérieure des Beaux-Arts in Paris – also im Zentrum des akademischen Klassizismus. Mit 26 gewinnt er seinen ersten Preis: den Prix de Rome 1850. Nun darf er für drei Jahre in Rom in der Villa Medici logieren. Er studiert vor allem die Antike, macht sich mit Michelangelo, Raffael, Tizian und Rubens vertraut.

 

Am >Salon de Paris 1863 kann er drei Werke ausstellen und kommt mit Kunsthändlern wie Paul Durand-Ruel in Kontakt. Kaiser >Napoleon III kauft ein Gemälde von ihm. Sein Ruf erreicht auch England.

 

Bouguereau wird Professor an der Académie Julian in Paris und unterrichtet dort hunderte von Studenten, einer davon heisst >Henri Matisse. Und eine seiner Studentinnen heiratet er: Elizabeth Jane Gardner.

 

1876 wird er von der Akademie zum Mitglied auf Lebenszeit ernannt; 1885 erhält er den Orden der Légion d'Honneur (der noch von Kaiser Napoleon 1802 ins Leben gerufen wurde).

 

Mit dem Aufkommen der Impressionisten gegen Ende des 19. Jahrhunderts kommen seine Werke dann unter Beschuss – die Avantgardisten und auch viele Kritiker finden seinen klassischen Realismus nicht mehr zeitgemäss. Bouguereau gerät beinahe in Vergessenheit. Erst 100 Jahre später, so ab 1980, findet seine Arbeit wieder Anerkennung.

 

William Bouguereau stirbt im Alter von 79 Jahren
in La Rochelle an einerm Herzversagen. Er ruht in der Familiengruft auf dem Friedhof von Monparnasse in Paris.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

William Adolphe Bouguereau

The Nymphaeum, 1878.

Haggin Museum Stockton.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Dante und Virgil
in der Hölle, 1850.
Musée d'Orsay,
Paris.

 

Klassischer Realismus – in der Hölle

 

Mit diesem fast drei Meter hohen Gemälde macht Bouguereau am Salon de Paris Furore und gewinnt den Prix de Rome 1850.

 

Es ist eine Szene aus Dantes «Göttlicher Komödie» und spielt im achten Kreis der Hölle – dem Kreis für Fälscher und Nachahmer. Die Höllenbesucher Dante und Virgil beobachten einen Kampf zwischen zwei verdammten Seelen: Capocchio (der Ketzer und Alchemist) wird von Gianni Schicchi – in Gestalt eines Toten – angegriffen und in den Hals gebissen. Die malerische Ausgestaltung der beiden nackten Körper zeigt die Meisterschaft des Künstlers.

 

>mehr über Dantes «Göttliche Komödie»

 

 

 

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Geburt der Venus,
1879. Musée
d'Orsay Paris.

 

 

 

Die Geburt der Venus

 

Das Monumentalbild (3 x 2 Meter) zeigt die Geburt der Göttin Venus, die gemäss griechischer Mythologie aus dem Schaum vor der Insel Zypern geboren wurde. Bouguereaus Venus ist eine Schönheit mit makellosem Körper, umgeben von mythologischen Figuren und von Engeln.

 

Das Gemälde wurde am Pariser Salon 1879 gezeigt und gewann den Prix de Rome. Im selben Jahr wurde es vom Musée du Luxembourg in Paris aufgekauft. Dort wurde es bis 1920 ausgestellt. Seit 1979 ist es im Musée d’Orsay zu sehen.

 

 

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The Nymphaeum, 1878. Haggin Museum
Stockton.

 

 

Das Nymphäum – eine Künstlerfantasie

 

Ein Nymphäum der griechisch-römischen Antike ist ein Heiligtum, das rund um einen Brunnen oder um eine Quelle angelegt ist. Ein sehr bekanntes wurde in Olympia eingerichtet, auch in Pompeji gab es Nymphäen. Ob da je solche Szenen zu sehen waren? Was für eine tolle Fantasie.

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Baigneuse, 1864. Museum of Fine Arts, Gent.

 

 

 

La Baigneuse

 

Dass dem Künstler nicht nur Figuren aus der griechischen Mythologie als Vorbild dienten, beweist er mit diesem Gemälde einer schönen Nackten. Es stellt ganz banal eine «Badende» dar – vor oder nach dem Bad – aber auch hier gilt: Voll dem akademischen Klassizismus verpflichtet: Jedes Detail sauber ausgearbeitet, auch die Umgebung bis hin zum Badetuch. Und die perfekte Körperform nach den Idealen der Antike sowieso.

 

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Amor und Psyche als Kinder, 1890. National Gallery London.

 

 

Amor und Psyche als Kinder

 

Was für eine ausgefallene Idee, das berühmte Liebespaar aus der griechischen Mythologie als Kinder darzustellen! Grundlage des Gemäldes ist ein wunderschönes Märchen.

 

Es geht um die Liebesbeziehung zwischen dem Gott Amor und der sterblichen Königstochter Psyche. Am Ende wird sie von den Unsterblichen aufgenommen.

 

>mehr über Amor und Psyche

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Fotos / Diashow

 

 

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