Er ist zwar Italiener, kommt aber in Griechenland zur Welt, weil sein Vater dort als Eisenbahnbauer tätig ist. De Chirico selbst studiert auch Ingenieur am Polytechnikum in Athen. Was seine Vorliebe für technisch wirkende Malsujets erklären mag.
Malerei studiert er von 1906 bis 1909 in München. Dort kommt er mit dem Symbolismus von Arnold Böcklin in Kontakt. 1911 lässt sich de Chirico in Paris nieder und zeigt seine Arbeiten in einer Ausstellung des «Salon d’Automne» und am «Salon des Indépendants». In Paris steht er auch in Kontakt mit Künstlern wie Pablo Picasso, André Derain, Constantin Brancusi und dem Kunstkritiker Guillaume Apollinaire.
Giorgio de Chirico (1888-1978).
Selbstbildnis, 1920. Pinakothek
der Moderne München.
De Chirico ist der Begründer der «Pittura metafisica», einer typisch italienischen Strömung in der Malerei, die als Vorläufer des Surrealismus gilt. Typisch für diese Stilrichtung sind bühnenhafte, steril wirkende und menschenleere Plätze. Auch eine unrealistische Farbgebung und eigenwillige Proportionen gehören dazu. Ein Markenzeichen von de Chirico sind auch antike Statuen und gesichtslose Menschenfiguren.
1924 ist er Mitbegründer der Pariser Zeitschrift «La Révolutioin surréaliste».
Ab 1930 wendet sich de Chirico von der «Pittura metafisica» ab und einer barocken und pathetischen Malweise zu. Zudem beginnt er, die moderne Malerei scharf zu kritisieren. Er malt jetzt in akademischem Stil – und stellt bald fest, dass er mit solchen Bildern nicht genug verdienen kann. Also kopiert er für seinen Lebensunterhalt Werke seiner metaphysischen Epoche und verkauft diese.
Bis 1939 lebt er in Paris, dann kehrt er nach Italien zurück, wo er 1978 – im Alter von 90 Jahren – stirbt. Beerdigt ist er in der Kirche San Francesco a Ripa im Stadtteil Trastevere in Rom.
Titelbild (Ausschnitt)
Giorgio de Chirico,
Ettore e Andromaca, 1917.
Kunsthaus Zürich.
Le muse inquietanti, 1917. Pinakothek |
1917: Le muse inquietanti
Im Gemälde «Die verstörenden Musen» sind alle Themen enthalten, die die metaphysische Malerei auszeichnen: Im Hintergrund eine Fabrik, die auf einen urbanen Ort hindeutet, dazu eine Art Burg. Die Szene spielt auf einer menschenleeren Piazza – aber irgendwie doch nicht, denn es ist kein Platz, sondern eine Bühne. Der Boden aus Holzbrettern deutet darauf hin. Die Figuren sind seltsame Wesen. Im Vordergrund steht eine Säule, darauf eine mit einer Tunika bedeckten Skulpturbüste – als Kopf dient eine Schneiderpuppe. Rechts eine sitzende Figur mit winzigem Kof, auch dieser ist gesichtslos. Alles wie aus einer Traumwelt...
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Ettore e Andromaca, 1924. Galleria Nazionale d'Arte Moderna, Roma. |
1924: Ettore e Andromaca
Ein Thema aus der griechischen Mythologie, das Giorgio de Chirico in seine Traumwelt umsetzt. Es geht um Hektors Abschied in Troja von seiner Frau Andromache und seinem Sohn Astyanax (aus Homers Heldenepos «Ilias»). Im Bild verzichtet der Künstler auf den Sohn, dafür zeigt er im Hintergrund, was auf Hektor zukommen wird. Die Schlacht. Obwohl er auch hier keine Gesichter malt, kann er die Traurigkeit des Anlasses rüberbringen: Hektor und Andromache scheinen zu ahnen, dass sie sich nie mehr sehen werden.
>mehr über Hektor (und Achilles)
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Carlo Carrà (1881-1966). L'ovale delle apparizioni, 1918. Galleria
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La Pittura Metafisica
Mit seinem Bruder Alberto Savinio und dem italienischen Futuristen >Carlo Carrà gründet Giorgio de Chirico 1916 die «Scuola metafisica» in Ferrara. Diese befasst sich mit «Übersinnlichem» und nimmt den Surrealismus um rund zehn Jahre vorweg.
Die Künstler verbinden in ihren Werken reale und imaginäre Elemente, die untereinander kaum noch einen Bezug haben – es geht jetzt nur noch um die künstlerische Fantasie, die ein Bestandteil des Bildaufbaus wird. Traumähnliche Szenerien in magisch-metaphysischen Stimmungen.
Zusammen mit Carlo Carrà gibt de Chirico ab 1920 die Zeitschrift «Pittura metafisica» heraus.
>mehr über die Pittura Metafisica
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Bagnante coricata, 1932. Galleria Nazionale d'Arte Moderna, Roma. |
1932: Die Badende mit Rubensformen
Nach der Abkehr vom Metaphysischen anfangs der 1930er-Jahre kehrt de Chirico zur akademischen Malerei zurück. Was für ein Kontrast zu seinen bisherigen Arbeiten! Nun entstehen solche barocken Werke wie «Die liegende Badende» hier.
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Autoritratto in costume del Seicento, 1952. |
1952: Selbstbildnis 17. Jahrhundert
Selfies malt de Chirico gerne und häufig – bis 1930 in seinem eigenen modernen Stil.
Doch in den späteren Lebensjahren packt ihn die Lust, sich in verschiedenen Kostümen aus vergangenen Jahrhunderten abzubilden. Dieses Werk war an einer Ausstellung in der Fondation Vincent van Gogh in Arles zu sehen. Es gehört der Galerie Andrea Caratsch, St. Moritz.
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Fotos / Diashow
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