Caspar David Friedrich (1774-1840)


Der berühmteste deutsche Romantiker. Seine Romantik ist aber keine fröhliche, lebensbejahende – ganz im Gegenteil. Seine Werke sind geprägt von Schwermut und Melancholie. Kein Wunder bei der tragischen Biographie des Künstlers.

 

 

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Caspar David Friedrich im Alter von 62.
Von Johann Karl Bähr (1801-1869).

Galerie Neue Meister Dresden.

 

 

Caspar David Friedrich kommt 1774 in Greifswald zur Welt, das liegt an der Ostsee in der Nähe von Rügen und war damals noch eine schwedische Provinzstadt. Sein Vater ist ein Seifensieder. Der junge Caspar erhält Zeichenunterricht von einem Universitätsbaumeister namens Johann Gottfried Quistorp. Dieser vermittelt barocke Kunst. Schon als 13-jähriger hat Caspar sein erstes traumatisches Erlebnis: Er fällt bei einer Bootsfahrt ins Wasser, sein jüngerer Bruder versucht ihn zu retten und stirbt dabei.

 

Als 20-jähriger beginnt er ein Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen. Vier Jahre später, 1798, zieht er nach Dresden an die dortige Akademie. Seine ersten Werke sind Federzeichnungen und Aquarelle.

 

Zu Fuss unternimmt er Reisen nach Greifswald und Rügen. Dort interessiert ihn vor allem eine verfallene Klosterruine, mit der er sich intensiv befasst. Denn Verfall und Todesnähe ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Leben und schlagen sich in seinem künstlerischen Schaffen nieder.

 

Dieses wird 1803/05 auch noch durch einen Selbstmordversuch unterbrochen. Aufwärts gehts erst wieder, als ihm ein Erster Preis der Weimarer Kunstfreunde verliehen wird. Aber seine Werke bleiben düster und pessimistisch, nachdem 1808/09 der Tod auch noch seine Schwester und seinen Vater holt.

 

Und auch das Umfeld trägt nicht zur Hochstimmung bei. Es herrscht Krieg. Napoleon zieht durch die Landen, Dresden wird mal durch die Franzosen, mal durch die Preussen und mal durch die Russen besetzt. Erst nach dem Wiener Kongress von 1815 beruhigt sich die Lage etwas.

 

Friedrich ist nun Mitglied der Dresdner Akademie, bezieht endlich ein anständiges Gehalt und kann sich eine Heirat leisten. 1818 ehelicht er die fast 20 Jahre jüngere Caroline Bommer. Die beiden haben zwei Töchter und einen Sohn.

 

Dann erneut ein schwerer Schicksalsschlag: 1820 wird sein Malerfreund Gerhard von Kügelgen von einem Räuber erschlagen. Friedrich malt das Grabgemälde. Aber Nachfolger von Kügelgen als Akademielehrer in Dresden wird er nicht. Man ernennt ihn nur zum ausserordentlichen Professor.

 

Eine unbekannte Krankheit zwingt ihn 1826 zu einer Kur auf Rügen. Er ist schlecht zu Fuss, Wanderungen sind kaum noch möglich. Ab 1830 beginnt nochmals eine produktive Zeit, bedeutende Werke entstehen. Aber finanziell sieht es schlecht aus, die Familie Friedrich lebt in finanzieller Not.

 

Nicht genug, erleidet er 1835 auch noch einen Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen. Er ersucht den russischen Zaren um finanzielle Unterstützung – doch diese trifft erst nach seinem Tod ein. Er stirbt mit 65 Jahren am 7. Mai 1840 in Dresden. Dort wird er auch beigesetzt.

 

 

>Kurzbiographie Caspar David Friedrich

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Caspar David Friedrich.
Morgen im Riesengebirge, 1810.

Schloss Charlottenburg Berlin.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ruine Eldena,
1801. Kupferstich-
kabinett
Dresden.

 

1801: Die Klosterruine als Symbol des Todes

 

Die Ruinen des ehemaligen Klosters Hilda in Greifswald faszinieren ihn. Und passen in seine düstere Gemütslage. Sie werden für den jungen Künstler zum Symbol des Verfalls und der Todesnähe.

 

In dieser Zeit gerät er in eine seelische Depression, die 1803 (oder 1805) sogar zu einem Suizidversuch führt. Seine künstlerische Produktion kommt für längere Zeit zum Erliegen.

 

 

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Das Kreuz im Gebirge, Altarbild, 1807-08. Albertinum Dresden.

 

 

1807: Altarbild Kreuz im Gebirge

 

Ab 1807 entstehen die ersten Ölbilder. Fast alle sind düstere, traurige Landschaftsbilder im Gebirge oder an der See. Viele zeigen Kreuze und Gräber – und immer wieder Ruinen. Oder dann Winterszenen mit Nebel, abgestorbenen Bäumen. Nur ganz selten malt er blauen Himmel und glückliche Menschen. Und wenn, dann sind die Menschenfiguren ganz klein und verlieren sich in der Landschaft.

 

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Wanderer über dem Nebelmeer, 1817. Kunsthalle Hamburg.

 

1817: Wanderer über dem Nebelmeer

 

Friedrichs berühmtestes Gemälde. Und jenes, von denen es am meisten Versuche einer Interpretation gibt (vom Künstler selbst gibt es keine). Was macht der einsame Mann auf dem Gipfel, elegant im Gehrock? Ist er auf seinem Zenith seines Lebens oder am Ende seines Weges? Was denkt er beim Betrachten des Nebelmeers?

 

Charakteristisch für Friedrich ist, dass er den Mann von hinten zeigt. Er malt selten Menschen, und wenn, dann von hinten. Das kann einen ganz einfachen Grund haben: Der Künstler soll einmal gesagt haben, dass er nur schlecht Gesichter malen könne. Möglich ist aber auch, dass er den Bildbetrachter ganz bewusst in die gleiche Position wie die Person im Gemälde versetzt: So schauen beide in die selbe Richtung. In die Landschaft. Oder in eine unbekannte Zukunft.

 

 

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Zwei Männer in Betrachtung des Mondes, 1819-20. Albertinum Dresden.

 

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1819: Zwei Männer betrachten den Mond

 

Auch zu diesem Stimmungsbild gibt es zahllose Interpretationen. Für die einen teilen die Männer die Hoffnung, dass es mit Deutschland aufwärts gehe; andere sehen den Mond als ein Symbol für den wiederauferstandenen Christus. Und wieder andere erkennen in den beiden Figuren Menschen, die damals gelebt haben. Möglich ist auch, dass sich der Künstler selbst darstellt, zusammen mit seinem Lieblingsschüler August Heinrich.

 

Von diesem Mondlichtmotiv gibt es zwei Versionen, die beide am selben Ort spielen. Die zweite zeigt eine Frau und einen Mann. Alte Nationalgalerie Berlin.

 

 

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Junotempel in Agrigento, 1828-
1830. Museum
für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund.

 

1828-30: Die Tempelruinen von Agrigento

 

Sizilien und die Tempel von Agrigento hat Friedrich nie besucht. Er ist sogar ein ausgesprochener Gegner von Künstlern, die nach Italien reisen. Er schreibt: «Denen Herren Kunstrichtern genügen unsere teutsche Sonne, Mond und Sterne, unsere Felsen, Bäume und Kräuter, unsere Ebenen, Seen und Flüsse nicht mehr. Italienisch muss alles sein, um Anspruch auf Grösse und Schönheit machen können».

 

Quelle: Caspar David Friedrich in Briefen und Bekenntnissen. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1974.

 

 

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Meeresufer im Mondschein, 1835-36. Kunsthalle Hamburg.

 

1835: Gleichnis vom Ende der Lebensfahrt

 

Dieses Gemälde entsteht nach seinem Schlaganfall 1835, der ihn teilweise lähmt. Umso erstaunlicher, dass es eines seiner (formatmässig) grössten Werke wird, es misst 135 x 170 cm. Der Inhalt des – einmal mehr in düsterer Stimmung gehaltenen – Bildes sind heimkehrende Schiffe, die der Künstler als Gleichnis endender Lebensfahrt versteht.

 

In vielen seiner Werke vereint Friedrich seinen christlichen Glauben mit der Landschaft – ganz im Sinne des Pantheismus: Alles ist von Gott geschaffen.

 

Die breite Öffentlichkeit ist von seinen Werken wenig begeistert, nach seinem Tod gerät er rasch in Vergessenheit. Erst 1906, an der Berliner Jahrhundertausstellung, wird er wieder zum Gespräch. Und heute sieht man in ihm den wichtigsten deutschen Vertreter der Romantik.

 

 

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