Frans Hals (1582-1666)


Die Vermutung liegt nahe, dass Frans Hals' Familie zu jenen Emigranten gehörte, die 1585 aus dem katholischen Teil der Niederlande flohen, um in Holland das «Golden Age» zu begründen. Frans Hals war einer der grossen Maler dieses goldenen Zeitalters und machte seinen Namen vor allem als Poträtist.

 

Er wird etwa 1582 in Antwerpen als Sohn eines Tuchhändlers geboren und zieht drei Jahre später mit seiner Familie ins protestantische Haarlem. Dort beginnt er seine Ausbildung 1603 als Lehrling des Amsterdamer Malers Carel van Mander. 1610 tritt in die Haarlemer Lukasgilde der Maler ein.

 

 

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Frans Hals, Selbstporträt ca. 1650.
Kopie nach einem verschollenen
Gemälde des Künstlers.

 

 

Gute Aufträge erhält er vor allem von den Schützengilden, aber als diese Quelle 1637 versiegt, verlegt er sich mehr auf Porträts von wohlhabenden Bürgern. Nach dem Tod der beiden Malergrössen Rubens (1640) und van Dyck (1641) wird er die Nummer 1 unter den niederländischen Porträtisten.

 

In einigen seiner Werke weicht er vom akademischen Stil ab und malt rasch hingeworfene Pinselstriche, die für seine Zeit sehr unorthodox sind. Beim Publikum und auf dem Kunstmarkt kommen die Bilder nicht gut an. Zweihundert Jahre später wird man das Impressionismus nennen.

 

Frans Hals schafft auch Genre-Bilder von Zigeunerinnen und zwielichtigen Frauen, von Kneipen und Trinkern. Vielleicht hat man ihm deshalb ein lasterhaftes Leben nachgesagt. Belege dafür gibt es keine, aber für gesichert gilt, dass er gegen Ende seiner Karriere veramt und auf die Hilfe des Bürgermeisters von Haarlem angewiesen ist.

 

Er hat vierzehn Kinder. Fünf davon bildet er zu Malern aus, aber keines davon erreicht seine Fähigkeiten und seine Bedeutung.

 

Er stirbt am 26. August 1666 in Haarlem im stolzen Alter von 84 Jahren. Bis heute wird er in den Niederlanden hoch verehrt. Einige Strassen tragen seinen Namen.

 

Die meisten seiner Werke findet man im Frans Hals Museum in Haarlem, im Mauritshuis in Den Haag und im >Rijksmuseum in Amsterdam.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Frans Hals (1582-1666).

Fisherman Playing the Violin, 1630.

Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid.

 

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Frans Hals (1582-1666). Portrait Jacobus Zaffius, 1611. Frans Hals Museum, Haarlem.

 

 

1611: Porträt des Jacobus Zaffius

 

Schon in seinen frühen Werken beweist Frans Hals sein Können als Porträtmaler. Das Bildnis des Jacobus Zaffius ist das früheste gesicherte Werk des Künstlers.

 

Jacobus Zaffius war ein katholischer Priester, der in der Grote Kerk in Haarlem predigte. 1577 räumte man den Katholiken im Vertrag der «Satisfactie» gleiche Rechte wie den Protestanten ein, doch schon 1578 plünderten die Calvinisten die Grote Kerk im Rahmen des Bildersturms. Zaffius weigerte sich, die Bilder herauszugeben und kam ins Gefängnis. Er wurde begnadigt, als er versprach, für ein Armenhaus in Haarlem zu spenden. Zu diesem Anlass malte Frans Hals dieses Porträt.

 

 

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Frans Hals (1582-1666). Bankett der Offiziere der St. George Militia, 1616. Frans Hals Museum, Haarlem.

 

1616: Porträts der Bürgerwehr

 

Die «Schutterij», die Schützen der Bürgerwehr, waren nicht nur ein beliebtes Motiv der niederländischen Künstler des «Golden Age», die Schützengilden waren auch wichtige Auftraggeber für viele Künstler.

 

Jede Stadt verpflichtete ihre männlichen Einwohner zum Dienst und bildete ihre eigene Truppe. Die Schützen waren stolz auf ihre Mitgliedschaft und liessen es sich etwas kosten, sich in Gemälden verewigen zu lassen. Frans Hals malte dutzende von Schützenporträts und machte sich damit einen Namen. Das berühmteste Bild von Bürgerwehren stammt von >Rembrandt. Es ist die «Nachtwache» von 1642.

 

 

spassmacher

Spassmacher
mit Laute, 1623.
Musée du Louvre, Paris.

 

Wann war das «Golden Age»?

 

Es war die Epoche im 17. Jahrhundert, in der die Niederlande auf ihrem wirtschaftlichen und kulturellen Höhepunkt standen. Sie wurden in dieser Zeit zur weltumspannenden See- und Handelsmacht und besassen Kolonien in Afrika, Asien und Südamerika – nie zuvor hatte es solchen Reichtum gegeben.

 

>Wie es zum «Golden Age» kam

 

 

 

zigeunermaedchen

Das Zigeuner-
mädchen, 1628.
Musée du Louvre,
Paris.

 

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Malle Babbe,
1633-35. Gemäldegalerie
Berlin.

 

Ein Vorläufer der Impressionisten?

 

Ziemlich unorthodox, wie Frans Hals bei einigen seiner Werke mit dem Pinsel umgeht. Rasche, grobe Striche, einfach so hingeknallt. Das Verständnis des Publikums und der Kritiker dafür fehlt (noch) – er ist gut zwei Jahrhunderte zu früh dran.

 

1628: Das Zigeunermädchen.

Das Gesicht des Mädchens ist noch klassisch gemalt, aber bei der Bekleidung fallen die groben, schnell gesetzten Striche auf.

 

1633: Malle Babbe.

In diesem Gemälde zieht der Künstler seinen schnellen, groben (impressionistischen?) Malstil voll durch. Da ist nichts mehr fein ausgeführt, wie es die akademische Malerei lehrt, sondern spontan hingeworfen. Nur wenige Striche verschaffen einen starken Gesichtsausdruck.

 

Das fand auch Vincent van Gogh, der seinem Bruder schrieb: «Was für ein Genuss, einen Frans Hals zu sehen, sie wirken ganz anders als die zahlreichen Gemälde, auf denen alles so gleichmäßig und glatt dargestellt ist».

 

 

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Portrait de René Descartes, 1649. Musée du Louvre, Paris.

 

1649: Porträt von René Descartes

 

Was bei Kneipenbildern noch geht, ist für die seriöse Porträtmalerei nicht angebracht. Hier greift Hals wieder auf die akademische Lehre zurück.

 

Von Descartes (1596-1650) stammt der berühmte Satz «Ich denke, also bin ich». Der französische Philosoph zog 1629 nach Holland, weil er dort eine grössere geistige Freiheit vorfand. Während seiner ersten Zeit in den Niederlanden arbeitete er an einem Traktat zur Metaphysik, in dem er einen klaren und zwingenden Gottesbeweis zu führen hoffte. Den Beweis fand er dann zwar nicht, er war aber von einem Leben nach dem Tod fest überzeugt.

 

 

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Portrait Isabella Coymans, 1650. Privatsammlung. WikiArt.

 

1650: Die flotte Isabella Coymans

 

Sie ist die Tochter des wohlhabenden Haarlemer Tuchhändlers Joseph Coymans.

 

Mit diesem Gemälde sprengt Hals die damaligen Ketten der Porträtmalerei. Statt die Frau still und gesittet sitzend zu malen, wie das üblich ist, gönnt er Isabella Coymans volle Action und ein strahlendes Lachen, lässt ihr gelocktes Haar auf die Schultern fallen und zeigt sogar ein Stück ihres nackten Halses. Übliche Porträts zeigen die Frauen bis zum Kinn zugeknöpft oder mit Halskrause, tragen die Haare streng nach hinten gekämmt und dazu unter einer niederländischen Kopfhaube.

 

 

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Fotos / Diashow

 

 

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