Umstritten, kritisiert, angefeindet und nie wirklich akzeptiert bis zu seinem Tod. Heute ist alles anders: Jetzt ist er der absolute Superstar Wiens und von ganz Österreich. Seine Werke sind unbezahlbar und die Museen, die Klimt zeigen, werden überrannt.
Gustav Klimt um 1914.
Klimt steht für eine Epoche, die eigentlich längst vergangen ist, die nach seinem Abgang als für immer passé galt – aber dann zu neuem Leben erwacht ist. Sein Jugendstil hat seine Faszination bis heute erhalten.
Er hat die Zeit um 1900 geprägt. Und mit seinem progressiven Stil auch ausserhalb Wiens Spuren hinterlassen. Okay, das war nicht Klimt allein, da gab es auch noch Egon Schiele und Oskar Kokoschka und so – aber Gustav Klimts Name überstrahlt alle.
Wien um 1900, das war eine andere Welt als heute. Da war weit und breit keine Demokratie in Sicht. Da sagte noch der Kaiser, wos lang ging. In dieses Umfeld muss man sich hineindenken, wenn man die Arbeit der Künstler begreifen will. Klimt, der sich den Obrigkeiten stets widersetzte, kämpfte ständig für die Freiheit der Kunst. Er hat auf diesem Feld für viele wertvolle Vorarbeit geleistet.
Künstlerisch spiegelt Klimts Werk den Weg vom akademischen Historismus – gelehrt auf der kaiserlich-königlichen Kunstgewerbeschule – zu einer komplett neuartigen Kunstrichtung. Zu einer Mixtur aus byzantinischen Heiligenbildern mit Golddekor und moderner abstrakter Kunst. Klimt spezial eben.
Aus seinem Schaffen stechen drei Werke besonders heraus: Judith I, Adele und Der Kuss. Alle gehören seiner «goldenen Phase» an.
Selbstporträts malte der Künstler keine.
Zu diesem Thema soll er selbst gesagt haben: «Von mir gibt es kein Selbstporträt. Ich interessiere mich nicht für die eigene Person – eher für andere Menschen, weibliche. Wer etwas über mich wissen will, soll meine Bilder aufmerksam betrachten, daraus erkennen zu suchen, was ich bin und will».
Ein guter Tipp. Seine Werke zu betrachten und zu studieren – eine wahre Freude!
Titelbild (Ausschnitt)
Gustav Klimt. Danae, 1907.
Danae und der Goldregen.
Leopold Museum Wien.
>Klimts Stiegen im Kunsthistorischen Museum Wien
>Der Beethovenfries im Secessionsgebäude
>Mehr über Danae und der Goldregen
>Wieso ist die Goldene Adele nicht mehr in Wien?
Judith II oder Salome?, 1909.
Galleria Internazionale d'Arte
Moderna im Palazzo Ca’ Pesaro,
Venedig.
>mehr über die biblische Salome
Männlicher Akt, 1879. |
Das Zeichentalent
Er stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Sein Vater ist Goldgraveur. Am 14. Juli 1862 (quatorze juillet!) kommt er als zweites von sieben Kindern in Wien zur Welt. Man erkennt sein Talent fürs Zeichnen. Dank Stipendium kann er mit 14 in die Kunstgewerbeschule des kaiserlich-königlichen Museums für Kunst eintreten. Dort lernt er das Handwerk und die Malkunst, die zunächst noch dem Historismus verpflichtet ist.
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Deckengemälde im Burgtheater Wien |
1885: Gute Aufträge für die «Compagnie»
Mit seinem Bruder Ernst und Franz Matsch gründet er in den 80er-Jahren eine Ateliergemeinschaft, die sich «Künstler Compagnie» nennt und rasch grosse Aufträge an Land zieht. Vornehmlich für Decken- und Wandgemälde in Theatern. Besonders prestigeträchtig ist der Auftrag für die Hermesvilla in Wien-Lainz von Kaiserin «Sisi».
Beim Neubau des Wiener Burgtheaters führt die Compagnie Deckenfresken aus, darunter das Sujet «Theater von Taormina».
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Nuda Veritas,1899. Österrei-ches Theater-Museum Wien. |
1897: Gründung der Wiener Secession
Klimt wird 1891 Mitglied der Genossenschaft bildender Künstler, tritt aber 1897 dort wieder aus und gründet die «Wiener >Secession, deren erster Präsident er wird.
1898 findet die erste Ausstellung statt.
1902 malt Klimt den >Beethovenfries
1903 zeigt die Secession 80 Werke Klimts.
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Ausschnitt aus dem Fakultätsbild Medizin.
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1900: Skandal um die Fakultätsbilder
Für den grossen Festsaal der Universität Wien soll Klimt Deckengemälde mit den Themen Philiosophie, Medizin und Jurisprudenz schaffen. Bei der Präsentation kommt es zum Eklat: die Professoren sind entsetzt, die öffentliche Kritik ist massiv. Klimts Darstellungen entsprächen nicht den Vorgaben des Auftraggebers, heisst es. Klimt pocht auf seine künstlerische Freiheit und gibt nicht nach. 1905 kauft er die Bilder vom Staat zurück, sie geraten in den Besitz privater Gönner (August Lederer).
In der Nazizeit (Arisierungsmassnahmen) geraten die Bilder wieder in staatlichen Besitz und werden ins Schloss Immendorf in Niederösterreich ausgelagert. Dieses wird gegen Ende des Krieges von abziehenden SS-Truppen in Brand gesteckt. Die dort gelagerten Kunstschätze verbrennen. Von Klimts Fakultätsbildern existieren nur noch ein paar Entwürfe und Fotografien.
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Judith I, 1901. Schloss Belvedere, Wien.
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1901: Judith I – blickt so eine Mörderin?
Eines seiner Meisterwerke, und wahrscheinlich das sinnlichste von allen. Der erotische Blick dieser biblischen Schönheit verrät Klimt als Frauenheld und -Kenner. Die Idee des Goldhintergrundes hat der Künstler von byzantinischen Mosaiken übernommen.
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Beethovenfries (Ausschnitt) |
1902: Der Beethovenfries
Geschaffen für den linken Seitensaal des Wiener Secessionsgebäudes. Fast schon logisch, dass auch diese Darstellungen Gegenstand von Kritik und Polemik sind. Entsprechende Pressestimmen sammelt ein Freund Klimts, Hermann Bahr, und veröffentlicht diese als Buch, das Ende 1902 erscheint.
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Die drei |
1905: Austritt aus der Wiener Secession
Klimt hat genug von seinen Malerkollegen, die seiner Meinung nach «zu naturalistisch» malen. Er tritt aus der Secession aus und wird noch im gleichen Jahr Mitglied beim Deutschen Künstlerbund. Klimts Bilder werden daraufhin aus dem Wiener >Secessionsgebäude entfernt.
Dafür stellt Klimt 1905 im neu eröffneten Ausstellungshaus der Berliner Session am Kurfürstendamm aus. Er zeigt 15 Werke und wird mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet.
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Danae, 1907. Sammlung Dichand, Wien.
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1907: Danae und der Goldregen
Wahrscheinlich das erotischste Gemälde in Klimts Schaffen. Das Hauptthema – Zeus als Goldregen – ist bei ihm Nebensache. Bei ihm geht es um Danae, die mit ihrer Lust spielt. Eine Hand zwischen ihren Schenkeln, eine an der Brust. Ihr sinnlich geöffneter Mund scheint einen Orgasmus anzudeuten.
Was steckt hinter der mythologischen Geschichte?
>mehr über Danae und den Goldregen
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Der Kuss,
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1907: Der Kuss
In Wien organisieren 1908 einige ehemalige Secessionskünstler (darunter Klimt) eine Kunstschau. Klimt zeigt sein neuestes Werk: Der Kuss. Das kaiserlich-königliche Ministerium für Kultus und Unterricht ist begeistert – und kauft das goldene Meisterwerk sofort. «Der Kuss» gilt heute als das berühmteste aller Klimtbilder und als Hauptattraktion des Schlosses Belvedere Wien. |
Adele, 1907.
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1907: Wieso hängt die Adele in New York?
Das ist eine längere Geschichte. Das Porträt von Adele Bloch-Bauer wurde 1938 im Rahmen der «Arisierung» von den Nazis beschlagnahmt.
Nach dem Krieg gelangte es wieder in die Galerie Belvedere, doch dann klagte die amerikanische Erbin auf Herausgabe und bekam nach vielen Jahren ihr Recht...
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Dame mit Fächer, 1917-18. Leopold Museum Wien. |
Ohne Professur bis zum Tod 1918
1917 – da ist Kaiser Franz Josef schon tot – lehnt das kaiserlich-königliche Ministerium für Unterricht es zum vierten Mal (!) ab, Klimt zum Professor an der Akademie der bildenden Künste zu ernennen (der erste Vorschlag dazu wurde 26 Jahre zuvor gemacht, 1891). Die Akademie ernennt Klimt daraufhin am 26. Oktober 1917 zu ihrem Ehrenmitglied.
Drei Monate später erleidet der Künstler in seiner Wohnung in der Wiener Westbahnstrasse einen Schlaganfall. Er stirbt am 6. Februar 1918 im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.
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Fotos / Diashow
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