Er gilt als Meister der Frührenaissance, aber viel weiss man nicht von ihm. Nicht einmal sein Geburtsjahr – denn das Archiv mit seiner Geburtsurkunde ging in Flammen auf. Immerhin soviel: Er wird zwischen 1410 und 1420 in Sansepolcro bei Arezzo geboren – etwa hundert Kilometer südöstlich von Florenz. In Florenz verbringt er seine Jugend und erhält dort auch seine Ausbildung. Dann zieht es ihn wieder in die toskanische Provinz, vor allem nach Arezzo. Hier entsteht ein Grossteil seiner Werke. Er arbeitet für die Fürsten von Urbino, Ferrara und Rimini. Einmal, 1459, ist er auch kurz in Rom tätig, für den Papst.
Heute sind seine Werke weit gestreut, von den florentiner Uffizien über die National Gallery London bis Madrid und Chile. Die meisten seiner Arbeiten findet man in Kapellen und Kirchen von Arezzo, Sansepolcro und Urbino. Sein berühmtestes Werk aber, jenes der schwangeren Madonna, hat ein eigenes Museum bekommen: in der Stadt seiner Mutter, in Monterchi.
Piero ist Kult. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass seine Figuren so verträumt und unergründlich in die Ferne gucken. Oder weil sein Gesamtwerk so rätselhaft bleibt und Raum für alle denkbaren Interpretationen lässt.
Um 1478 hört er auf zu malen und wendet sich der Theorie zu. Er schreibt Bücher über die Kunst, befasst sich mit Studien zur Perspektive und mit Geometrie. Piero della Francesca versucht sogar, perspektivische Probleme mit Hilfe der Mathematik zu lösen.
Man geht davon aus, dass er mit seinem Schaffen grossen Einfluss auf die nachfolgende Malergeneration ausübte, vor allem auf Andrea Mantegna und Luca Signorelli. Vielleicht auch auf Leonardo und Raffael.
Verbrieft ist, dass er sein Testament am 5. Juli 1487 erstellte. Fünf Jahre später starb er erblindet und vereinsamt in seinem Geburtsort Sansepolcro.
Statue von Piero della Francesca in
Sansepolcro.
Foto Louis-Garden,
WikiCommons.
Madonna del
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Pieros berühmtestes Werk:
Das Bild der schwangeren Maria, die sich den runden Bauch streichelt, hat Piero als Fresko in der Kapelle Santa Maria in Silvis (Heilige Maria im Wald) in Monterchi gemalt. Es soll zwischen 1450 und 1475 entstanden sein.
300 Jahre später wurde die Kapelle beim Erdbeben von 1789 (und nochmals 1917) beschädigt. Man verlegte das Fresko in eine Galerie nach Sansepolcro. Seit 1992 befindet sich die «Madonna del Parto» in einem eigens dafür angelegten >Museum in Monterchi und ist heute eine Touristenattraktion.
Die beiden Engel (mit roten und grünen Flügeln und ebenso farbigen Socken...) halten mit gestreckten Armen einen mit Granatapfel-Motiven bestickten Baldachinvorhang. Die Granatäpfel verkörpern das Christus- und Ewigkeitssymbol.
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National Gallery, London. |
Taufe Christi durch Johannes, 1448-50
Johannes der Täufer wird im Neuen Testament (im Markus-Evangelium) als Vorläufer von Jesus dargestellt. Im Koran ist Johannes der drittletzte Prophet vor Jesus und Mohammed.
Die Taube im blauen Himmel stellt den heiligen Geist dar. Rechts im Bild ein weiterer Täufling, der bereits im Wasser steht und bemüht ist, sich das Oberhemd auszuziehen. Links drei Engel in verschiedenen Gewändern, den Taufakt verfolgend.
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National Gallery, London. |
Die Geburt Christi, 1470
Maria kniet vor dem neugeborenen Jesus, fünf Engel empfangen ihn mit Gesung und Lautenspiel. Im Hintergrund ein Esel und ein Ochse. Einer der Hirten weist zum Himmel. Die Gebäude rechts hinten belegen, dass der Künstler das Geschehen nicht im Heiligen Land, sondern in der Toscana ansiedelt.
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The resurrection
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Die Wiederauferstehung Christi, 1463
Piero malte dieses berühmte Fresko um 1460 für den Palazzo della Residenza von Sansepolcro. Christus entsteigt dem Grab und die vier römischen Soldaten schlafen oder trauen sich nicht hinzusehen. Der Soldat im braunen Gewand könnte möglicherweise ein Selbstporträt Pieros sein.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der britische Offizier Tony Clarke zum Helden, weil er die Beschiessung von Sansepolcro einstellte, um die Kunstwerke vor der Zerstörung zu retten. Eine Strasse von Sansepolcro trägt seinen Namen.
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Piero della Francesca (1410-1492). La vergine con il bambino e santi, 1472. Pinacoteca die Brera. |
Beschreibung der Perspektive
Piero della Francesca verdient sich seinen Platz in der Geschichte nicht nur mit seinen Gemälden, sondern auch durch die theoretische Behandlung der >Zentralperspektive.
Er ist der Erste, der genaue mathematische Beschreibungen über die perspektivische Darstellung liefert. Diese hält er in seinem Buch «De Prospettiva Pigendi» aus dem Jahr 1470 fest.
Das Thema beschäftigt ihn so stark, dass er 1478 mit Malen aufhört und sich ganz der Theorie zuwendet. Er gilt als Pionier in der Erforschung der Perspektive, weil er versuchte, die Probleme mit Hilfe der Mathematik zu lösen.
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Die Herzöge von Urbino, 1472-75.
Dieses Doppelporträt hängt in den Uffizien von Florenz. Es zeigt Battista Sforza, die Herzogin von Urbino, und Federico da Montefeltro, Herzog von Urbino und Castel Durante. Ursprünglich für den Palazzo Ducale in Urbino gemalt, gelangte es 1631 nach Florenz.
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Fotos / Diashow
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