Diego Rivera (1886-1957)


Mexikos berühmtester Künstler. Weltbekannt

wird er vor allem durch seine Wandbilder, die «Murales», die er übergross in zahlreichen öffentlichen Gebäuden Mexikos anbringt. Sie erzählen eine dramatische Geschichte des Landes – viele davon haben sozialkritische Inhalte. Diego Rivera steht zeitlebens der russischen Revolution nahe und ist Mitglied der kommunistischen Partei Mexikos.

 

 

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Diego Rivera, Selbstporträt 1907.

Dolores Olmedo Collection,

Mexico City. WikiArt Fair Use.

 

 

Diego Rivera kommt am 8. Dezember 1886 im zentralmexikanischen Guanajuato zur Welt. Mit seiner Familie zieht er nach Mexico City, wo er sich in der Kunstakademie San Carlos einschreibt.

 

1907 bekommt er ein Stipendium und darf sein Studium in Europa fortsetzen. In Paris befasst er sich mit den Werken von Cézanne, Braque, Picasso und Gris. Zum Schluss seines Europaaufenthalts studiert er in Italien auch noch die Meister der Renaissance und Giottos Fresken.

 

1921 kehrt er nach Mexiko zurück und konzentriert sich auf die nationalen Ursprünge der Kunst, die er in den berühmten archäologischen Stätten in Yucatan findet. Auch die neuere Geschichte interessiert ihn – vor allem die mexikanische Revolution. Auf grossformatigen «Murales» erzählt er ab 1922 die gesamte Geschichte Mexikos und schafft sich mit diesen Wandbildern einen klingenden Namen.

 

1929 heiratet er Mexikos bekannteste Künstlerin, >Frida Kahlo. Nicht nur die Kunst verbindet die beiden, sondern auch ihre politische Haltung – beide sind Mitglieder der kommunistischen Partei. In der 1930er-Jahren setzt sich Rivera für den russischen Revolutionär Leo Trotzki ein und verschafft dem bei Stalin in Ungnade Gefallenen und aus der Sowjetunion Verbannten ein Exil in Mexiko.

Auch in den USA wird man auf den inzwischen berühmten «Murales»-Maler aufmerksam. Er bekommt Aufträge von Ford in Detroit, für die Börse von San Francisco und für das Rockefeller Center in New York. Da Rivera aber auch in der Hochburg des Kapitalismus in seinen Bildern die Arbeiterklasse in den Vordergrund rückt, kommt es zu Unstimmigkeiten. Rivera kann sein Werk in New York zwar noch ausführen, aber man akzeptiert es nicht und feuert den Maler. Rivera reist enttäuscht nach Hause und malt ein ähnliches Bild in Mexico City neu.

 

In seinen letzten Lebensjahren muss er aus gesundheitlichen Gründen auf Wandbilder verzichten und arbeitet nun an Tafelbildern, Mosaiken und Zeichnungen. Er leidet an einem Krebsgeschwür und begibt sich 1955 zur ärztlichen Behandlung in die Sowjetunion. Am 24. November 1957 stirbt er in seinem Atelier in Sant Angel am Rande von Mexico City an einem Herzinfarkt.

 

 

Anahuacalli Museum

Das Anahuacalli Museum in Mexico City.
Foto AlejandroLinaresGarcia, WikiCommons.

 

 

In Mexico City gibt es mehrere Museen, die Werke von Diego Rivera zeigen. Das 1963 fertig gestellte Anahuacalli Museum soll über 50'000 Objekte aus seiner Sammlung verfügen.

 

1986 wird das Museo Casa Estudio Diego Rivera y Frida Kahlo eröffnet – im Doppelhaus des Ehepaars in Sant Angel am Rande von Mexico City. Dort werden nur wenige Werke der beiden gezeigt, dafür aber Riveras Atelier im Originalzustand.

 

Die weltweit grösste Privatsammlung von Werken des Künstlerehepaars Diego Rivera und Frida Kahlo beherbergt das Museo Dolores Olmedo.
Es befindet sich im Ortsteil La Norivon Xochimilco in Mexiko City.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Diego Rivera. The Organization of the

Agrarian Movement, 1926.

Universidad Autonoma Chapingo.

WikiArt Fair Use.

 

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Diego Rivera
(1886-1957).
Notre Dame de
Paris, 1909. Privatsammlung. WikiArt Fair Use.

 

1909: Studien in Europa

 

Der 21jährige Diego erhält 1907 ein Stipendium, das ihm einen Aufenthalt in Europa ermöglicht. In Madrid studiert er im Prado die Werke von Goya, Velazquez und von flämischen Meistern.

 

1909 reist er nach Paris und zeigt 1910 erstmals eigene Arbeiten an einer Ausstellung der Artistes Indépendents.

 

Im Sommer 1910 kehrt er über Madrid wieder nach Mexiko zurück. Dort stellt er seine Werke in der Academia San Carlos aus, kann sieben Gemälde verkaufen und verschafft sich damit das nötige Geld, um wieder nach Europa zu reisen.

 

 

kubismus

Portrait of Two
Women, 1914.
Arkansas Arts
Center. WikiArt
Fair Use.

 

1913: Kubistische Werke

 

Er experimentiert mit verschiedenen Malstilen. In Madrid befasst er sich mit dem Pointilliusmus, dann in Paris mit dem Kubismus. 1913 stellt er solche im Salon d'Autome aus. Im April 1914 bietet ihm die Galerie Berthe Weil die erste Einzelausstellung für kubistische Werke. Er kann einige davon verkaufen.

 

In Paris verfolgt er aus der Distanz die Entwicklung der mexikanischen Revolution. Später wird er behaupten, er habe an der Seite von Emiliano Zapatas gekämpft – wahrscheinlich eine Legende.

 

1920 reist er nach Italien und studiert dort Giottos Fresken und die Wandmalereien Michelangelos. Vielleicht war das ein Anstoss zu seiner späteren Leidenschaft für «Murales».

 

 

murales1

 
The History of
Mexico, 1929-35.
Palacio Nacional,
Mexico City.
WikiArt Fair Use.

 

 

 

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Murales im Treppenaufgang
zum Palacio
Nacional in
Mexico City.
Foto Kgv88,
WikiCommons.

 

 

 

1922: Mit «Murales» zum Ruhm

 

Die Idee für die Wandbilder, für die Rivera heute so berühmt ist, stammt aber in erster Linie vom mexikanischen Bildungsminister José Vasconcelos. Dieser lädt den Künstler 1921 auf eine Reise zu den archäologischen Stätten in Yucatan ein – nach Uxmal und Chichen Itza.

 

Rivera wird beauftragt, die Geschichte des Landes in Bildern aufzubereiten – im Dienste der Volksbildung. 1922 beginnt er damit in der Escuela Nacional, es folgen Fresken im Secretaria de Educacion in Mexico City und in der Escuela de Agricultura in Chapingo.

 

Für diese Arbeiten zahlt man dem Künstler zwei Dollar pro Tag. Um sein Einkommen aufzubessern, verkauft Rivera Gemälde und Zeichnungen an amerikanische Sammler.

 

1929 erhält er den Auftrag, den Treppenaufgang des Palacio Nacional in Mexico City auszumalen – daran arbeitet er zwei Jahre lang.

 

Der Botschafter der USA erteilt ihm dann den ersten wirklich lukrativen Auftrag: Für Wandgemälde im Palacio de Cortés in Cuernavaca bietet man ihm ein Honorar von 12'000 Dollar.

 

 

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Frida Kahlo
(1907-1954).
Frida und
Diego, 1931.
San Francisco
Museum of
Modern Art.
WikiArt Fair Use.

 

1929: Heirat mit Frida Kahlo

 

Im August 1929 heiratet er die mexikanische Malerin Frida Kahlo. Die beiden verbindet nicht nur die Kunst, sondern auch die politische Gesinnung. Beide sind feurige Anhänger der mexikanischen Revolution und Mitglied der kommunistischen Partei.

 

1927 reist Rivera in die Sowjetunion für das 10-Jahre-Jubiläum der Oktoberrevolution.

 

1936 setzt er sich zusammen mit seiner Gattin Frida Kahlo für Leo Trotzki ein, damit man diesem in Mexiko Exil gewährt (Trotzki, ein Mitstreiter Lenins, war von Stalin entmachtet und aus der Sowjetunion ausgewiesen worden).

 

Die Ehe mit Frida verläuft turbulent. Er betrügt sie ständig mit anderen Frauen, sie rächt sich mit Affären (u.a. mit Leo Trotzki). 1939 wird die Ehe geschieden, aber ein Jahr später heiraten die beiden wieder und bleiben bis zu Fridas Tod 1954 ein Paar.

 

>mehr über Frida Kahlo

 

 

 

california

 
Allegory of
California,
1930-1931.
WikiArt Fair Use.

 

 

1930: Wandbilder auch in den USA

 

Diego Rivera ist inzwischen auch in den USA für seine «Murales» berühmt. Aus Kalifornien erhält er den Auftrag, an der Dekoration des neuen Börsengebäudes von San Francisco mitzuarbeiten. Er malt zwischen Dezember 1930 und Februar 1931 ein Wandbild und nennt es «Allegorie Kaliforniens».

 

Obwohl es für ein Gebäude der Finanzwelt bestimmt ist, bildet der Künstler darauf Arbeiter, Bauern und Handwerker ab. Das Wandbild wird zusammen mit dem neuen Börsengebäude im März 1931 eingeweiht.

 

 

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El hombre en el
cruce de caminos,
1934. Mit Lenin
im Zentrum.
Mural Palacio de
Bellas Artes,
Mexico City. Foto
Jaontiveros,
WikiCommons.

 

1934: In New York gefeuert

 

Was in Kalifornien noch toleriert wurde, erleidet in New York Schiffbruch. Hier bekommt der Maler den Auftrag vom Rockefeller Center für ein Bild unter dem Titel «Der Mensch am Scheideweg» (in eine bessere Zukunft). Das Thema wird ihm von einer Kunstkommission vorgegeben.

 

Rivera arbeitet 1933 an diesem Bild. Als der Künstler aber den Revoluzzer Lenin ins Zentrum stellt und den Kapitalismus in negativem Licht erscheinen lässt, hagelt es Proteste. Man verlangt von ihm, Lenin zu übermalen. Der Künstler lehnt das ab. Also deckt man das Gemälde ganz ab. Man zahlt Rivera aus und feuert ihn.

 

Er kehrt enttäuscht nach Mexiko zurück und malt das Bild neu für den Palacio de Bellas Artes in Mexico City. Sein Gemälde im Rockefeller Center in New York wird im Februar 1934 endgültig zerstört.

 

 

felix

 
La Dona Maria
Felix, 1949.
WikiArt Fair Use.

 

1949: Die zauberhafte Dona Maria Félix

 

Von der bildschönen mexikanischen Sängerin und Schauspielerin (1914-2002) ist Rivera völlig fasziniert. Sie ist Mexikos Leinwandstar der 40er- und 50er-Jahre und steht ihm Modell.

 

Auch Riveras Ehefrau Frida Kahlo ist eng mit ihr befreundet. Als sie 1949 erfährt, dass sich ihr Ehemann mit dem Gedanken trägt, Maria Félix zu heiraten, ist sie am Boden zerstört.

 

Schliesslich überlegt es sich der Künstler doch noch anders – und bleibt bis zu Fridas Tod (1954) mit ihr zusammen. Er selbst stirbt drei Jahre später.

 

 

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Fotos / Diashow

 

 

rivera