Ausstellung «Cry my River» im
Kunstmuseum Luzern vom 6.7. bis 20.10.24

 

Ugo Rondinone (1964)


Er kommt 1964 als Sohn eines aus Süditalien eingewanderten Steinmetzes in Brunnen SZ zur Welt und wächst dort auch auf. Von 1986 bis 1990 studiert er an der Universität für angewandte Kunst in Wien.

 

Rondinone beschäftigt sich vorwiegend mit Skulpturen, Malerei und Installationen. 1998 zieht er nach New York, findet rasch Anschluss an die dortige Kunstwelt und etabliert sich als anerkannter Künstler – vor allem mit Werken in grossem Stil auf öffentlichen Plätzen.

 

 

Ausstellungsplakat

 

 

Eine seiner bekanntesten Installationen in New York ist «Human Nature», die 2013 vom Public Art Fund organisiert wird und Rondinones ebenso monumentale wie beeindruckende Steinskulpturen auf dem Rockefeller Plaza zeigt. Einige dieser mächtigen Skulpturen sind nun auch in der Ausstellung in Luzern zu sehen.

 

 

 

Ugo Rondinone in New York. Steinskulpturen auf
dem Rockefeller Plaza. «Human Nature», 2013.

>Fotoquelle ©ugorondinone.com

 

 

 

In der Luzerner Ausstellung «Cry me a River» kommt Rondinones Verbundenheit mit der Zentralschweiz und der herben Natur seiner Heimat am Vierwaldstättersee überwältigend zum Ausdruck. Das gilt vor allem für seine monumentalen Steinfiguren, aber auch für filigrane Werke wie «Rain» oder seine grossflächig verteilten Miniaturbronzen von Pferden, Fischen und Vögeln. Diese weisen Rondinone als begnadeten Bildhauer aus.

 

Mit dem Titel der Ausstellung «Cry me a River» nimmt der Künstler zunächst Bezug auf «seinen» Fluss, die Reuss, dann aber auch auf einen berühmten Jazz-Song mit diesem Titel, der u.a. auch von Ella Fitzgerald interpretiert wurde.

 

>Hier der Song samt Lyrics

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)
Ugo Rondinone (1964). Sechstermaizweitausendundvierundzwanzig,

2024. Vierwaldstättersee am Tag.

Ausstellung Kunstmuseum Luzern, 2024.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ugo Rondinone (1964). Stone Figures, 2024.
Kunstmuseum Luzern.

 

 

Ugo Rondinone (1964). Stone Figures, 2024.
Kunstmuseum Luzern.

 

 

Ugo Rondinone (1964). Stone Figures, 2024.
Kunstmuseum Luzern.

 

 

Prähistorisches... aus New York City

 

Natürlich liegt der Gedanke nahe, dass sich Ugo Rondinone das Material für seine monumentalen «Steinmännchen» aus der Region, also aus der Zentralschweiz, beschafft.

 

Das stimmt zwar – aber das trifft nur für die Figuren zu, die in der Schweiz entstehen – zum Beispiel für Verkehrskreisel in Graubünden, Glarus und Andermatt. Und für die Ausstellung in Luzern.

 

Für seine berühmteste Installation, jene in New York, «Human Nature», die 2013 auf dem Rockefeller Plaza präsentiert wird, verwendet er einen Schiefer aus dem Boden von New York. Er stammt aus sedimentären Schichten, die durch hohen Druck über Millionen von Jahren entstanden sind. Darauf ist Manhattan und New York City gebaut. Rondinone nutzt den Manhattan-Schiefer nicht nur wegen seiner geologischen und ästhetischen Qualitäten, sondern vor allem wegen seiner symbolischen Bedeutung: Er verkörpert die Geschichte von New York City.

 

Jedes der monumentalen «Steinmännchen» der New Yorker Installation «Human Nature» trägt in seinem Titel eine menschliche «Eigenschaft». Wie etwa «the free» oder «the bright», «the satisfied», «the ecstatic», «the quiet», «the tender» und so weiter.

 

An diese Form der Namensgebung hält sich der Künstler auch für seine Steinmännchen-Installation in der Luzerner Ausstellung. Die Figuren, gefertigt aus Blaustein, heissen hier: «the angelic», «the youthful», «the modern», «the eloquent» oder «the dedicated».

 

Nicht ganz einfach, den grob behauenen Blöcken solche Emotionen und Charaktereigenschaften zuzuordnen. Aber dafür imponieren sie mit ihrer Mächtigkeit und dem Ausdruck von roher Natur.

 

 

 

Ugo Rondinone (1964).
Primitive, 2011. Bronzevögel.

 

 

 

 

Was für ein Bildhauer!

 

Rondinone kann nicht nur Grobbehauenes wie bei seinen klotzigen «Steinmännchen». Das beweist er mit seiner Tier-Menagerie. Er fertigt Dutzende Bronzen von Miniaturpferden, Fischen und Vögeln.

 

Vor allem bei seinen Fantasievögeln – eine Eigenkreation zwischen Rabenvögeln und Hühnern – zeigt er, wie begnadet er als Bildhauer ist.

 

Jedes einzelne Exemplar seiner Vögel ist ein Kunstwerk. Es sind 59 Bronzevögel, die er auf einer riesigen Ausstellungsfläche spazieren und picken lässt. Phänomenal sind die individuellen Haltungen und «Gesichtsaudrücke» seiner Bronzetiere, die er förmlich zum Leben erweckt.

 

Sie lassen die Besucher:innen staunen und schmunzeln und machen einfach nur gute Laune.

 

>mehr in der Fotogalerie

 

 

 

Ugo Rondinone (1964).
Lightning, 2023. Kunstmuseum Luzern.

 

Ugo Rondinone (1964).
Lightning, 2023. Kunstmuseum Luzern.

 

 

Wo der Blitz einschlägt

 

Naturphänomene wie Gewitter, Blitze und Regen finden in vielen von Rondinones Installationen Eingang. Für sein Werk Lightning lässt er sich eine schlanke Skulptur einfallen. Sie ist in Metall gegossen und knallgelb lackiert. Das sind seine Blitze, die im Boden einschlagen.

 

Im Hintergrund des Blitzgewitters sitzt ein Mann
am Boden, der dem Geschehen – wenn nicht gelangweilt, dann doch ziemlich unbeteiligt – zuzuschauen scheint.

 

Aber der Eindruck täuscht. Es ist eine künstliche Figur. So verwirrend echt gefertigt – sowohl was die Haltung als auch die Hautfarbe und die Bekleidung betrifft – dass die Besucher:innen einen Bogen um sie machen und den «Mann» kaum beachten. Schliesslich will man ja nicht stören.

 

Wer dann am Ende der Ausstellung nochmals auf den Mann trifft, stellt sich die Frage: Wieso sitzt der immer noch da? und schaut dann genauer hin. Verblüffend echt.

 

 

Ugo Rondinone (1964). Rain, 2004. Kunstmuseum Luzern.

 

 

Der künstliche Regenguss

 

Die Installation Rain ist ein filigranes Meisterwerk
aus diagonal gespannten feinen Stahlketten mit glitzernder Oberfläche. Perfekt parallel angeordnet. Aus der Distanz betrachtet vermitteln sie den Eindruck eines heftigen Wolkenbruches.

 

Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die im Himmel angedeutete Gewitterwolke, die sich gerade zu entleeren scheint. Es braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, dass man da gerade in einen heftigen Regenguss geraten ist.


 

Ugo Rondinone (1964). Sechstermai-zweitausendund-
vierundzwanzig, 2024. Vierwald-stättersee, Tag. Kunstmuseum Luzern.

 

Siebtermai-zweitausendund-
vierundzwanzig, 2024. Vierwald-stättersee, Nacht.

 

 

Vierwaldstättersee – Tag und Nacht


Diese beiden Gemälde – auf einer Mauer mitten im Raum platziert (Acryl auf Leinwand, Vorder- und Rückseite bemalt) – zeigen in knalligen Blautönen einen Bildausschnitt, wie man den Vierwaldstättersee von Brunnen aus (die Heimat des Künstlers) sehen könnte.

 

Die helle Vorderseite zeigt den See bei Tag, die Rückseite mit dem dunkeln Himmel stellt die Nacht dar. Oder zumindest in der Fantasie des Künstlers. In einer «echten» Nacht würde der Berg unten rechts ja wohl eher nicht so weiss leuchten.

 

Diese Rauminstallation hat Rondinone eigens für diese Ausstellung gefertigt. Das Auge erkennt fünf verschiedenen Blautöne, aber da gibt es viel mehr. Allein im Nachthimmel sind zahllose Farbnuancen zu erkennen, Grün und Violett, und im Wasser sogar zarte Gelb- und Rotspritzer. Zudem ist jede Farbfläche unterschiedlich verarbeitet – von einem flächigen Farbauftrag bis hin zu Stellen, die an ein Drip Painting
à la >Jackson Pollock erinnern.

 

 

 

 

Fotos Ausstellung «Cry me a river»

 

 

 

>mehr über Kunstmuseum Luzern