Martin Schongauer (1448-1491)


Der Kupferstecher zählt zu den Pionieren der

Druckkunst und zu den bedeutendsten Grafikern des

15. Jahrhunderts nördlich der Alpen. Auch für seine Malkunst ist er berühmt. Man nannte ihn «Hübsch Martin», weil seine Gemälde so ästhetisch und reizvoll daher kamen.

 

 

Porträt Martin Schongauer. Von
Hans Burgkmair d.Ä. (1473-1531).

Alte Pinakothek München.

 

 

Martin Schongauer kommt 1448 in Colmar zur Welt. Damals ist die elsässische Stadt noch deutsch, heute gehört sie zu Frankreich. Schongauer wird in eine Künstlerfamilie geboren, sein Vater ist Goldschmied. Vermutlich erhält Martin seine künstlerische Ausbildung in der Werkstatt seines Vaters – möglicherweise auch bei anderen einheimischen Künstlern wie den Kupferstecher Caspar Isenmann (1430-1480).


In seinen Wanderjahren soll Schongauer in den Niederlanden und in Italien unterwegs gewesen sein, wo er Werke von Rogier van der Weyden und der italienischen Renaissancekünstler studierte.

 

Schongauer hat eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der Druckgrafik. Er ist bekannt für seine herausragende technische Beherrschung des >Kupferstichs. Sein Lielingsthema sind religiöse und biblische Themen. Schongauers Kupferstiche zeichnen sich durch eine aussergewöhnliche Detailversessenheit aus. Zudem hat er einen Weg gefunden, den Szenen Tiefe und Dreidimensionalität verleihen.

 

Überragende Kupferstiche sind zwar Schongauers Markenzeichen, aber er schafft sich auch mit der Malerei einen klingenden Namen. Biblische Gemälde sind in der Epoche des 15. Jahrhunderts sehr gefragt. Schongauers Werke besonders, denn er versteht es, biblische Figuren lebensnah und voller Emotionen zu malen. Sie wirken so ästhetisch und reizvoll, dass man dem Künstler den Spitznamen «Hübsch Martin» verpasst.

 

 

Martin Schongauer (1450-1491).

Noli me tangere, 1473. Tempera auf

Holz. Museum Unterlinden, Colmar.

 

 

Martin Schongauer stirbt 1491 in Breisach am Rhein. Die genauen Umstände seines Todes sind unbekannt. Sein Ableben beendet zwar eine produktive künstlerische Karriere, aber Schongauer hinterlässt ein bedeutendes Erbe, das die Entwicklung der Druckgrafik nördlich der Alpen nachhaltig beeinflusst. Und auch viele Künstler nach ihm, wie Albrecht Dürer.

 

 

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Titelbild (Ausschnitt)

Martin Schongauer (1450-1491).

Die Heilige Familie, 1480-90.

Kunsthistorisches Museum Wien.

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

Martin Schongauer (1450-1491). Christi Geburt, 1480-90. Engraving. National Gallery of Art Washington

 

Martin Schongauer (1450-1491). Kupferstich. Der Heilige Antonius, von Dämonen gepeinigt, ca. 1470. Städel Museum, Frankfurt.

 

Martin Schongauer (1450-1491). Ecce Homo, 1470-72. Metropolitan Museum of Art, New York.

 

Der Meister des Kupferstichs

 

Martin Schongauer gilt als einer der wichtigsten Vorläufer der nordeuropäischen Druckkunst. Seine Arbeiten haben einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Druckgrafik und setzen neue Standards.

 

Schongauer ist bis heute für seine herausragenden technischen Fähigkeiten bei der Herstellung von >Kupferstichen berühmt. Schon zu seinen Lebzeiten sind seine Drucke begehrt, weil sie sich durch aussergewöhnlichen Detailreichtum und durch ihre dreidimensionale Wirkung auszeichnen.

 

Seine Kupferstiche werden in ganz Europa bewundert und gesammelt. Durch ihre weite Verbreitung nehmen sie Einfluss auf die Arbeit späterer Künstler, darunter auch >Albrecht Dürer.

 

Einer der bekanntesten Kupferstiche Schongauers ist Der heilige Antonius aus dem Jahr 1470. Er zeigt den heiligen Antonius von Ägypten, der von Dämonen gequält wird. Eine aussergewöhnlich fantasievolle Komposition von skurrilen Dämonen und Figuren, ausgeführt in feinsten Strichen und von erstaunlicher Detailversessenheit.

 

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Auch der Kupferstich Ecce Homo von 1470 muss auf die Zeitgenossen Schongauers einen gewaltigen Eindruck gemacht haben, obwohl er nur 24 x 16 cm klein ist. Auch hier lässt der Künstler seiner Fantasie freien Lauf. Sowohl Christus als auch die anderen Figuren werden in dramatischen Posen und voller Emotionen dargestellt.

 

Ecce Homo wird weit verbreitet und hat grossen Einfluss auf die Druckgrafik seiner Zeit und danach. Das Werk wird von vielen Künstlern studiert und kopiert.

 

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Albrecht Dürer (1471-1528). Ritter, Tod und Teufel, 1513. Kunsthalle Karlsruhe.

 

Schongauers Einfluss auf Albrecht Dürer

 

Um 1494 herum besucht Albrecht Dürer mehrere Werkstätten anderer Künstler – darunter auch jene Schongauers in Colmar. Zu dieser Zeit ist zwar Schongauer bereits verstorben, aber Dürer bekommt seine Werke zu sehen und kann sich mit dessen Brüdern und Schülern über die technischen Finessen der Kupferstich-Herstellung austauschen. Dürer adaptiert dann einige von Schongauers Techniken und bringt sie durch seine eigenen Innovationen auf ein neues Niveau.

 

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Martin Schongauer (1450-1491). Die Heilige Familie, 1480-90. Kunsthistorisches Museum Wien.

 

 

Der «Hübsch Martin»

 

Martin Schongauer wird von seinen Zeitgenossen aufgrund seiner herausragenden künstlerischen Fähigkeiten und der Schönheit seiner Werke auch «Hübsch Martin» genannt. Er bekommt diesen Spitznamen, weil die Leute von der ästhetischen Qualität seiner feinen Gemälde so angetan sind.

 

Schongauers Werke werden nicht nur wegen ihrer Brillanz geschätzt, sondern auch, weil der Künstler seine Figuren so lebensecht darstellt. Noch zu seinen Lebzeiten ist er als Maler hoch angesehen und seine Werke sind so bekannt, dass sie immer wieder studiert – und auch kopiert werden.

 

Martin Schongauer (1450-1491). Orlier Altar, 1470-75.
Hl. Antonius und Geburt Christi. Museum Unterlinden Colmar.

 

Martin Schongauer (1450-1491). Orlier Altar, 1470-75. Die Verkündigung. Museum Unterlinden Colmar.

 

 

Grösste Sammlung in Colmar

 

Für Werke von Martin Schongauer besucht man am besten das Museum Unterlinden in Colmar – dieses besitzt die grösste Sammlung des einheimischen Künstlers.

 

Ein bemerkenswertes Werk ist der Orlier-Altar. Ursprünglich flankierten die Flügel einen heute verlorenen Mittelschrein, der vermutlich Schnitzfiguren enthielt.

 

Auf der Innenseite sind die Geburt Christi und der Heilige Antonius dargestellt. Vor Letzterem kniet der Stifter des Altars, Jean d’Orlier, der dem Isenheimer Kloster zwischen 1460 und 1490 vorstand. Die einzelnen Elemente sind 188 cm hoch und 55 cm breit.

 

Die Rückseite zeigt eine besonders reizvolle Maria und einen Engel bei der >Verkündigung. Das ist ein Lieblingsthema Schongauers, zumal der Marienkult im ausgehenden 15. Jahrhundert auf seinem Höhepunkt ist.

 

Möglicherweise hat der Künstler Anleihen bei der Kölner Kunst gemacht. Darauf hin weist vor allem das aufwändig gemalte Muster des Ehrentuchs, vor dem sich die Szene abspielt. Typisch für Schongauer die Sorgfalt, die er auf solche Details legt.