Elisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842)

 

Die Französin gehört zu den erfolgreichsten Porträt-malerinnen des Rokoko und stand in Diensten von Berühmtheiten wie Marie Antoinette oder der Zarin Katharina der Grossen.

 

Elisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842).
Selbstporträt mit Strohhut, 1782.
National Gallery London.

 

 

Elisabeth Vigée kommt 1755 in Paris zur Welt, als Tochter des Porträtmalers Louis Vigée und dessen Gattin Jeanne, einer Coiffeuse. Ihren ersten Malunterricht erhält sie von ihrem Vater. Mit 15 verdient sie ihr erstes Geld mit Malen von Porträts. Mit 19 wird sie Mitglied der Académie de Saint-Luc in Paris. 1776 heiratet sie Jean-Baptiste-Pierre Lebrun, der selbst auch malt. Vor allem aber ist er Kunsthändler.

 

Ihren Durchbruch als anerkannte Porträtmalerin schafft Elisabeth 1778: Sie wird an den Königshof nach Versailles berufen, um dort die Königin Marie Antoinette zu porträtieren (Marie Antoinette ist die Gattin von König Louis XVI). Die Königin und die Malerin stehen im gleichen Alter und verstehen sich gut, es entsteht eine Freundschaft zwischen den beiden Frauen.

 

1780 kommt ihre Tochter Jeanne Julie Louise zur Welt, es bleibt ihr einziges Kind. 1783 wird Vigée-Lebrun in die «Académie royale de peinture et de sculpture» aufgenommen. Man darf davon ausgehen, dass sie dies dem Einfluss Marie Antoinettes zu verdanken hat. In der Akademie waren sonst weibliche Künstler wenig erwünscht. Im gleichen Jahr 1783 schafft es Vigée-Lebrun, einige ihrer Werke im >Salon de Paris auszustellen.

 

Als dann 1789 die >Französische Revolution ausbricht, gerät die königliche Familie in Schwierigkeiten – und mit ihr auch alle Personen, die in ihrer Gunst stehen – also auch Elisabeth Vigée-Lebrun. Paris wird auch für sie ein heisses Pflaster.

 

Die Künstlerin verliert ihr Bürgerrecht und flieht zunächst nach Italien. In den nächsten zwölf Jahren reist sie zusammen mit ihrer Tochter durch halb Europa, arbeitet auch in Österreich, England und Russland. Ihr guter Ruf öffnet ihr die Türen zu den königlichen Palästen. Auch in Sankt Petersburg, wo sie 1795 eintrifft. Ihre Erfahrung mit aristokratischen Familien erweist sich als Gold wert. Sie wird von der Zarin Katharina der Grossen mit Aufträgen eingedeckt und verdient sich damit ein Vermögen. Sie wird sogar Mitglied in der Akademie der Bildenden Künste.

 

In dieser Phase verändert sich ihr Malstil vom Rokoko zum Klassizismus. Nun stellt sie ihre adligen und königlichen Modelle vermehrt als Figuren der griechisch-römischen Mythologie dar, als Iris, Ariadne, Hebe, Flora und so weiter.

 

1802 kann die Künstlerin in ihre Geburtsstadt Paris zurück kehren. Ihre Ehe mit Lebrun ist während ihrer Abwesenheit geschieden worden.

 

Elisabeth Vigée-Lebrun veröffentlicht noch ihre umfangreichen Memoiren, bevor sie im Alter von 86 Jahren am 30. März 1842 in Paris stirbt. Sie ruht auf dem Friedhof Louveciennes.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Elisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842).
Selbstporträt, 1790. Gallerie degli Uffizi Firenze.

 

 

 

 

Elisabeth Vigée_Lebrun (1755-1842). Marie Antoinette mit ihren Kindern, 1787. Schloss Versailles.

 

Elisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842). Marie Antoinette mit Rose, 1783. Schloss Versailles.

 

 

Freundschaft mit Marie Antoinette

 

Schon in jungen Jahren – mit zarten 19! – wird Elisabeth Vigée Mitglied der Pariser Akademie des Heiligen Lukas >mehr über den hl. Lukas

 

1776 heiratet sie Jean-Baptiste-Pierre Lebrun. Dieser ist auch Maler, vor allem aber im Kunsthandel tätig. Die Künstlerin arbeitet jetzt unter ihrem neuen Namen Vigée-Lebrun.

 

Ihren entscheidenden Durchbruch als anerkannte Porträtmalerin erreicht Elisabeth Vigée-Lebrun im Jahr 1778. Der Königshof von Versailles ruft sie, um von Königin Marie Antoinette ein Staatsporträt anzufertigen. Das macht sie so gut, dass Marie Antoinette begeistert ist und der Künstlerin weitere Aufträge erteilt.

 

Kommt dazu, dass sich die zwei Frauen – beide haben Jahrgang 1755 – privat ausgezeichnet verstehen. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die zunächst von grossem Vorteil für Vigée-Lebrun ist, dann aber nach der >französischen Revolution im Jahr 1789 ins Gegenteil umschlägt.

 

Nicht nur das gesamte Könighaus gerät durch den Volksaufstand in Schwierigkeiten, sondern auch alle Personen, die in der Gunst der Königsfamile stehen – so auch die Künstlerin. Sie muss aus Paris flüchten.

 

 

 

Elisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842). Marie Antoinette im Musselinkleid, 1783. Schloss Wolfsgarten, Langen.

 

 

Skandal – das falsche Kleid

 

Die Freundschaft zwischen Marie-Antoinette und der Künstlerin wird bei diesem Gemälde arg auf die Probe gestellt. Das Bild ist für den >Salon de Paris 1783 bestimmt und verursacht dort einen Skandal.

 

Der Grund: Die modebewusste Königin trägt auf diesem Gemälde ein schlichtes Musselinkleid mit Strohhut, weil das gerade «in» ist. Das kommt im strikt konservativen Salon schlecht an: Wie kann man nur die Königin in sowas malen! Die Besucher des Salons sind so empört, dass das Bild aus der Ausstellung entfernt werden muss. Um die Gemüter zu beruhigen, malt schliesslich Vigée-Lebrun ein neues Porträt mit «angemessener Kleidung», die einer Königin gerecht wird.

 

 

Elisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842). Selbstporträt, 1790. Gallerie degli Uffizi Firenze.

 

 

Flucht nach Italien

 

Die gute Zeit im Schloss Versailles mit Königin Marie-Antoinette endet abrupt, als 1789 die französische Revolution ausbricht. Die Künstlerin verliert ihr französisches Bürgerrecht und wird notgedrungen für zwölf Jahre zur Exilantin in Italien, Oesterreich, England und Russland. Erst 1802 kehrt sie wieder in ihre Heimatstadt Paris zurück.

 

Dieses Selbstporträt der inzwischen 45jährigen Künstlerin entsteht vermutlich in ihrem Exil in Florenz. Dort ist es auch heute noch zu sehen:
in den Gallerie degli Uffizi.

 

 

 

Elisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842). Emma Hamilton als Sibylle von Cumae, 1792. Privatsammlung. Foto gemeinfrei.

 

 

Vom Rokoko zum Klassizismus

 

In ihrer «Exilzeit» von 1790 bis 1802 wandelt sich ihr Malstil vom Rokoko zum Klassizismus. Das zeigt sich darin, dass sie jetzt ihre adligen Modelle als Figuren der griechisch-römischen Mythologie in Szene setzt. Prinzessinnen und Baronessen werden jetzt zu griechischen Göttinnen wie Ariadne, Hebe oder Flora.

 

Es heisst, dass ihr liebstes Porträt jenes von Emma Hamilton war, in dem sie ihr Modell als die mächtige Prophetin der Antike, Sibylle von Cumae, zeigt.

Wer ist >Sibylle von Cumae?

 

Die jugendliche Lady Hamilton ist als Geliebte von Lord Nelson in die Geschichte eingegangen. Vigée-Lebrun malt sie in einem karminroten Kleid mit Turban – als Sibylle.

 

 

Elisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842). Porträt des Muhammad Dervish Khan, 1788. Foto © Sotheby's.

 

 

Die fast vergessene Künstlerin

 

Über einen längeren Zeitraum gehen Vigée-Lebruns Werke fast vergessen. Erst nach einer Retrospektive im Grand Palais Paris im Jahr 2015 und dann 2016 im Metropolitan Museum of Art in New York wird die Künstlerin wieder zum gefragten Thema.

 

Und als dann 2019 das Porträt des Muhammed Dervish Khan aus dem Jahr 1788 bei einer Auktion bei Sotheby's zum Rekorderlös von 6.3 Mio Dollar versteigert wird, gehört sie plötzlich zu den teuersten Malerinnen der Gegenwart.

 

Das Porträt erinnert an den Besuch des indischen Botschafters in Frankreich im Jahr 1788, wo er um Unterstützung gegen die Briten in seinem Land bat.

Der Botschafter weigerte sich zunächst, für eine Frau Modell zu stehen. Wieder war es Marie Antoinette, die ihren Gatten dazu bewog, ein Machtwort zu sprechen, sodass schliesslich das Porträt zustande kam.

(Quelle: barnebys.de)