Antoine Watteau (1684-1721)


Mit seinen «Fêtes galantes» und «Schäferszenen» begründet er eine neue Gattung der Malerei, die sogar seinen Namen trägt: die Watteaumalerei. Sein Einfluss geht über die Kunst hinaus – er prägt auch die Mode jener Zeit des Rokokos. Mit «Coiffures à la Watteau» und mit nach ihm benannten Kostümen und Wattehäubchen.

 

 

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Antoine Watteau um 1721. Portrait

von Rosalba Carriera (1675-1557).

Luigi Bailo Museum Treviso.

 

 

Er kommt 1684 in Valenciennes als Sohn eines Zimmermanns und Dachdeckermeisters zur Welt. Seine Eltern scheinen eine künstlerische Tätigkeit schon früh bejaht zu haben. Mit zehn Jahren wird er bereits Lehrling beim einheimischen Maler Jacques-Albert Gérin. 1702 zieht er dann nach Paris. Dort entdeckt er seine Vorliebe zum Theater und zur Bühne. Beim Dekorationsmaler Claude Audran erlernt er dann die Kunst der «Panneaux-Malerei» (Wanddekos) – dies in der Galerie du Luxembourg, wo Marie de Medici ihre Residenz hat. Audran vermittelt ihm auch Aufträge in Meudon für das Château de la Muette.

 

1708 beginnt Antoine Watteau das Studium an der von Louis XIV ins Leben gerufenen «Académie Royale de Peinture et de Sculpture». Mitglied wird er dort aber erst 1717 mit der Einreichung seines Aufnahmebildes «Einschiffung nach Kythera».

 

 

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Detail «Einschiffung nach Kythera»,

1717, Musée du Louvre.

 

 

1715 kommt Watteau in den Genuss einer besonderen Förderung. Der Besitzer der damals grössten Kunstsammlung Frankreichs, der Financier Pierre Crozat (1661-1740), wird sein Mäzen und nimmt ihn für zwei Jahre in sein Haus auf. In Crozats mächtiger Sammlung findet Watteau reichlich Gemälde und Zeichnungen, die er als Anregungen für seine weiteren Werke studieren kann. Zudem bekommt er von Crozat Aufträge für Gemälde. Er könnte es sich gut gehen lassen. Was ihm aber Sorgen bereitet, ist sein Gesundheitszustand.

 

Watteau leidet an einer Lungenkrankheit. 1719 reist er nach London in der Hoffnung, dort für sein Leiden eine Behandlungsmethode zu finden. Die Hoffnung erfüllt sich nicht. Anfangs 1721 kehrt er nach Frankreich zurück. Er stribt noch im Sommer des gleichen Jahres am 18. Juli 1721 an Tuberkulose.

 

In seinen nur 37 Lebensjahren war er sehr produktiv. Heute sind noch etwa zweihundert Gemälde von ihm erhalten und dazu eine Vielzahl von Zeichnungen.

 

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Antoine Watteau (1684-1721).

Les deux cousines, 1716.

Musée du Louvre Paris.

 

 

 

 

 

 

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Antoine Watteau (1684-1721). Tanz auf dem Lande, 1706-10. Indianapolis Museum of Art.

 

1706: Anmut auf dem Lande

 

Eines seiner ersten Gemälde – und bereits weist es die Charakteristiken des Stils Watteau auf. Er malt es kurz nach seinem Umzug von Valenciennes nach Paris. Flämische Maler wie Brueghel oder Rubens dürften dabei Pate gestanden haben, aber Watteau verpasst der bäuerlichen Szene einen Touch von höfischer Anmut. Während in Brueghels Bauernbildern ausschweifend gefeiert wird, tanzt hier eine anmutige Gruppe von Dorfbewohnern in modisch-eleganter Kleidung nach den Klängen von Musikanten, die sich ganz offensichtlich einem vorhandenen Publikum zuwenden.

 

 

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Antoine Watteau (1684-1721). Fête galante, 1712. Brighton Museum & Art Gallery.

 

 

1712: Galante Kavaliere, feine Damen

 

In vielen seiner Werke spielen Begegnungen von Kavalier und Dame eine bedeutende Rolle. Solche Szenen gehören gewissermassen zu Watteaus Markenzeichen. Dabei stellt er nicht nur die höfische Mode, sondern mehr noch royalen Benimm dar. Perfekte Etikette, Höflichkeit und Anstand zeichnen seine Gemälde aus – «politesse et civilité» rundum.

 

 

 

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Antoine Watteau (1684-1721). Einschiffung nach Kythera, 1717. Musée du Louvre, Paris.

 

 

 

 

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Antoine Watteau (1684-1721). Dritte Version. Einschiffung nach Kythera, 1720. Schloss Charlottenburg Berlin.

 

 

 

1717: Mythologie und Höfisches

 

Watteau reicht dieses 129 x 194 grosse Gemälde 1717 als sein Aufnahmebild an die «Académie Royale de Peinture et de Sculpture» in Paris ein. Lange hat er sich überlegt, ob es das richtige Werk dafür sei. Es ist das richtige – Watteau wird als Mitglied aufgenommen. Die Académie Royale wurde 1648 von Louis XIV ins Leben gerufen und ist die Vorgängerinstitution der heutigen Académie des Beaux-Arts.

 

Mit der Darstellung der pilgernden Liebespaare auf der Reise zum Heiligtum der Göttin Venus schlägt der Künstler eine Brücke zwischen der griechischen Mythologie und den eleganten höfischen Rokoko-Gesellschaften – was ganz in seinem Sinn ist. Die liebliche Reisegruppe hat sich am Ufer eines Gewässers eingefunden, um mittels eines von Putti begleiteten Bootes auf das Eiland der Liebesgöttin Venus zu gelangen.

 

Von diesem Sujet malt er drei Versionen. In der dritten Fassung sind die Figuren wesentlich dynamischer dargestellt. Diese Version erwirbt 1763 >Friedrich der Grosse. Sie ist heute im
>Schloss Charlottenburg in Berlin zu sehen.

 

 

 

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Antoine Watteau (1684-1721). Comédie Française, 1720. Metropolitan Museum of Art New York.

 

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Antoine Watteau (1684-1721).
The Italian Comedians, 1720. National Gallery of Art Washington.

 

 

1720: Comédie française et italienne

 

Die französische Komödie stammt vorwiegend aus dem höfischen Zeremoniell, wie es unter König Louis XIV gepflegt wurde.

 

Die Commedia dell'Arte hat dagegen einen volkstümlichen Hintergrund und wird weniger zeremoniell als vielmehr spontan und improvisiert aufgeführt. Sie hat ihren Ursprung in Venedig und wird meist auf Jahrmärkten gespielt. In Paris ist diese Truppe nicht gern gesehen. Madame de Montespan, die Geliebte von König Louis XIV, sorgt dafür, dass sie Frankreich 1697 verlassen muss. Die Truppe kehrt erst nach dem Tod des Königs, 1715, wieder nach Frankreich zurück.

 

Watteau gibt in seinen Gemälden beiden Gruppen die Ehre und inszeniert beide sorgfältig. Die Comédie française stellt er in einen gediegen- royalen architekonischen Rahmen; den italienischen Komödianten weist er die Bühne zu und stellt einen Pierrot in den Mittelpunkt.

 

 

 

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Antoine Watteau (1684-1721). Enseigne de Gersaint, 1720. Schloss Charlottenburg Berlin.

 

 

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Detail.

 

 

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Detail.

 

 

1720: Das berühmte Gersaint-Ladenschild

 

Edme Gersaint ist ein Pariser Kunsthändler. Für ihn malt Watteau dieses 163 x 308 cm grosse Bild. Es zeigt das Innere der Kunsthandlung von der Strasse aus und ist voller Kunden.

 

Hauptmotiv ist die Szene links aussen: Ein Porträt von König Louis XIV wird in eine Transportkiste gepackt. Man erkennt einen Ladendiener, der das Bild in die Kiste legt, einen zweiten, der einen Spiegel vorbeiträgt und einen Träger, der darauf wartet, die Kiste auf sein Tragegestell laden zu können. Beide schauen auf das Königsbild hinab. Auch eine elegante Kundin sieht sich das Bild an.

 

Auf der rechten Seite kniet ein Mann nieder, um weibliche Akte zu studieren. Neben dem Bild mit den Nymphen steht der Kunsthändler, der es mit seiner Rechten hält und mit seiner Linken in einer erklärenden Geste auf das Bild weist.

 

Watteau malt das Bild nur wenige Monate vor seinem Tod. Zwei Wochen lang hängt das Gemälde vor Gersaints Ladentür – die Passanten können es betrachten. Allerdings ist es hier der Witterung ausgesetzt. Ein gewisser Claude Glucq kauft es dann. 1744 erwirbt es >Friedrich der Grosse und hängt es im >Schloss Charlottenburg in Berlin in sein Konzertzimmer. Dort ist es heute noch zu sehen.

 

 

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