Benjamin West (1738-1820)


Er ist zwar in Amerika geboren – in Springfield bei Philadelphia – schafft es aber in London zu einem der anerkannesten Künstler und wird 1792 (nach dem Tod >Sir Joshua Reynolds) der zweite Präsident der Royal Academy of Arts. Als Historienmaler ist er in Grossbritannien hoch angesehen und steht in der Gunst von King George III, von dem er zahlreiche Aufträge erhält. Er malt für ihn rund 60 Gemälde.

 

 

Benjamin West (1738-1820).

Selfportrait, 1776. National
Gallery of Washington.

 

 

Es heisst, West sei ein Autodidakt gewesen – zumindest behauptet er das in seinen Memoiren. Diese lässt er vier Jahre vor seinem Tod vom Schriftsteller John Galt schreiben. Darin findet sich Bemerkenswertes: West erzählt, dass ihm amerikanische Ureinwohner als Kind gezeigt hätten, «wie man Farbe mit Ton vom Flussufer und mit Bärenfett» herstellt. Weiter heisst es in den Memoiren: «West hatte wenig formelle Bildung und konnte selbst als Präsident der Royal Academy of Arts kaum buchstabieren». Zur Malerei sei er so gekommen: Eines Tages habe ihn die Mutter mit seiner kleinen Schwester Sally allein gelassen. Benjamin habe ein Bild von ihr gemalt, und als die Mutter nach Hause kam, soll sie ausgerufen haben «Wow, das ist ja Sally!». Dann habe sie Benjamin geküsst. West erzählt später: «Der Kuss meiner Mutter hat mich zum Maler gemacht». Se non è vero, è ben trovato...

 

Seine Frühwerke sind Kinderportäts, die er noch in Pennsylvania und New York malt. 1760, da ist er 21, offerieren ihm zwei wohlhabende Familien aus Philadelphia die Überfahrt nach Italien, damit er von der grossen europäischen Kunsttradition lernen kann. Er besucht Rom und Florenz, studiert und kopiert Raffael & Co. Drei Jahre später, 1763, zieht er nach London weiter und lässt sich dort nieder. Nun beginnt seine Zeit als Historienmaler. 1764 stellt er in London in der Society of Artists seine ersten Werke aus – mehrheitlich klassische Themen.

1772 wird Benjamin West «Historical Painter to the King». Ab 1780 erhält er ein jährliches Salär von tausend Pfund und erteilt den Prinzessinnen Zeichenunterricht. Zudem unterrichtet er amerikanische Künstler, die in sein Londoner Studio reisen und nach der «Lehre» in die USA zurück kehren. Die Liste seiner Schüler enthält Namen wie Charles Willson Peale, Gilbert Stuart, John Trumbull, Thomas Sully und Samuel Morse.

 

In den 1980er-Jahren wendet sich West auch religiösen Werken zu. Solche hinterlässt er u.a. in der Royal Chapel in Windsor Castle und in der Kapelle St. Peter und St. Paul in London. Weitere Aufträge aus dem Hause Windsor sind Familienporträts und Gemälde aus der englischen Geschichte.

 

Als King George III in den 1790er-Jahren seine Unterstützung für Benjamin West einstellt, wird der englische Schriftsteller William Beckford (1760-1844) ein wichtiger Förderer und Auftraggeber für Gemälde und Porträts, die er sich für sein Landhaus wünscht.

 

1792 stirbt der Präsident der Royal Academy of Arts in London >Sir Joshua Reynolds und Benjamin West wird sein Nachfolger. Zudem ernennt ihn King George III zum «Surveyor of the King's Pictures» (Bewahrer und Betreuer der Gemäldesammlung des Königs). Dieses Amt behält er bis zu seinem Tod.

 

Benjamin West stirbt am 11. März 1820 in seinem Haus in der Newman Street in London und wird in der Saint Paul's Cathedral beerdigt.

 

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Benjamin West (1738-1820).

The death of General Wolfe, 1770.

National Gallery of Canada.

 

 

 

 

 

 

Benjamin West (1738-1820). The Departure of Regulus, 1769. Royal Collection Trust.

 

 

Benjamin West (1738-1820). The Oath of Hannibal, 1770. Royal Collection Trust.

 

 

 

1768: Im Auftrag von King George III

 

König George III bestellt bei West zwischen 1768 und 1801 nicht weniger als 60 Historienbilder. Des Königs Lieblingsbilder hingen im «Warm Room», seinem privaten Wohnzimmer.

 

1772 wird West Historical Painter to the King. Ab 1780 erhält er ein jährliches Salär von tausend Pfund und erteilt den Prinzessinnen Zeichenunterricht.

 

Regulus war ein römischer Konsul und General, der 255 v.Chr. im Punischen Krieg von den Karthagern gefangen genommen wurde. Man schickte ihn nach Rom, um dort über einen Frieden zu verhandeln. Er weigerte sich aber und setzte sich für eine Fortsetzung des Kampfes ein. Schliesslich wurde er in Karthago hingerichtet.

 

Auch der «Eid des Hannibal» hat mit den Punischen Kriegen zu tun. Der junge Hannibal, noch ein Kind, schwört seinem Vater: «Niemals werde ich ein Freund der Römer sein».

 

>mehr über Hannibal und die punischen Kriege

 

 

 

Benjamin West (1738-1820). The death of General Wolfe, 1770. National Gallery of Canada.

 

General Wolfe in der Pose als sterbender Christus.

 

1770: «Der Tod des General Wolfe»

 

Das Gemälde zeigt das Ende der Schlacht von Quebec am 13. September 1759 und ist Benjamin West's berühmtestes Bild. Die Schlacht brachte die Entscheidung über die französischen Kolonien in Nordamerika. Die Briten gewannen, aber General Wolfe starb im Kampf und wurde so zum Nationalhelden und zur Ikone des Sieges über die Franzosen.

 

Das Bild ist ein Meilenstein in der englischen Kunst und die erste Darstellung eines historischen (wenngleich zeitgenössischen) Ereignisses mit Figuren in moderner Bekleidung. Es hatte eine längere Kontroverse mit dem berühmten Historienmaler >Sir Joshua Reynolds zur Folge. Dieser hatte dafür plädiert, die Figuren nicht in modernen Kostümen zu malen, sondern stattdessen in klassischen Togas. Benjamin West konterte: «Die gleiche Wahrheit, die den Stift des Historikers leitet, sollte den Pinsel des Künstlers führen». Aber auch West stellt im Bild nicht die Realität dar. Es ist stark dramatisiert und mit Figuren ergänzt, die gar nicht vor Ort waren. Und es zeigt einen gewöhnlichen General in der Pose des sterbenden Christus.

 

 

Benjamin West (1738-1820). Penn's Treaty with the Indians, 1771-72. State Museum of Pennsylvania.

 

1771: Penn's Vertrag mit den Indianern

 

Auftraggeber für dieses Gemälde war der Sohn des Gründers von Pennsylvania. Es zeigt ein legendäres Treffen zwischen William Penn und Mitgliedern des Stammes der Lenni Lenape in Shackamaxon am Delaware River. Mit diesem Vertrag über die Besiedlung schuf West ein berühmtes Symbol des Friedens. Das Bild zu einer Ikone der amerikanischen Geschichte geworden.

 

 

Benjamin West (1738-1820). American Commissioners of the Preliminary Peace Agreement with Great Britain (unfinished oil sketch), 1783-84. Winterthur Museum Delaware.

 

 

 

1783: Unabhängigkeitskrieg der USA

 

«The American War of Independence» wurde von 1775 bis 1783 zwischen den 13 Kolonien und der britischen Kolonialmacht ausgetragen. Er war der Höhepunkt der amerikanischen Unabhängigkeits-Bewegung und führte schliesslich zur Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika.

 

Der Ausgang des Krieges wurde ab 1778 durch das Eingreifen Frankreichs zu Gunsten der Kolonisten entschieden. Die Hauptkampfhandlungen endeten im Jahre 1781 nach der britischen Niederlage in der Schlacht bei Yorktown, der Krieg selbst wurde mit der Friedens-Unterzeichnung von Paris am
3. September 1783 offiziell beendet.

 

>mehr über die Unabhängigkeitserklärung

 

 

Benjamin West (1738-1820). Sketch for The Ascension, 1782. Tate Britain London.

 

Auch religiöse Gemälde

 

Benjamin West ist zwar vor allem für seine historischen Gemälde bekannt und berühmt, aber er befasste sich auch mit religiösen Themen. Nach dem Verlust der königlichen Schirmherrschaft um 1800 herum begann West mit einer Reihe grosser religiöser Werke. Das erste, «Christ Healing the Sick», war zunächst als Geschenk an das Pennsylvania Hospital in Philadelphia gedacht, aber der Künstler verkaufte es für 3.000 £ an die British Institution – die es dann der National Gallery London schenkte.

 

Sein grösstes Werk ist in der Kapelle St. Peter und St. Paul in London zu finden: «Die Errettung des heiligen Paulus nach dem Schiffbruch in Malta» aus der Apostelgeschichte.

 

 

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