In dieser prachtvollen Villa aus dem 18. Jahrhundert – man nannte das damals «Hôtel» – wohnte und arbeitete Auguste Rodin von 1908 bis 1917.
Ihm persönlich ist es zu verdanken, dass sie nicht abgerissen und in eine Häusersiedlung umgewandelt wurde. 1916, ein Jahr vor seinem Tod, schenkte er dem Staat alle seine Plastiken und Bilder, verbunden mit dem Auftrag, das «Hôtel Biron» zum Museum zu machen und seine Werke dort auzustellen.
Das «Hôtel Biron», heute Musée Rodin.
Das Museum konnte 1919 eröffnet werden und wurde rund 100 Jahre später komplett saniert und ab 2015 dem Publikum wieder zugänglich gemacht.
Das Museum zeigt nicht nur Rodins bekannteste Plastik, «Der Denker», sondern eine ganze Reihe seiner Werke, wie «Das Höllentor» (von dem ein Abguss auch vor dem Kunsthaus Zürich steht), die «Bürger von Calais», und den berühmten Kuss «Le Baiser» in Marmor.
Dazu Arbeiten von Camille Claudel und einige Gemälde von Vincent Van Gogh, Pierre-Auguste Renoir und Edvard Munch.
Auguste Rodin (1840-1917).
Le Penseur.
Jean Baud.
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Auguste Rodin (1840-1917)
Die sicherlich berühmteste Skulptur Rodins. Eigentlich hätte sie «Der Dichter» heissen und Dante Alighieri, den Schöpfer der «Göttlichen Komödie», darstellen sollen.
>mehr über Dantes Göttliche Komödie
Als Modell steht dem Künstler allerdings nicht gerade ein Intellektueller zur Verfügung, sondern ein muskulöser Sportler. Wegen seiner guten Figur arbeitet Rodin gerne und oft mit diesem Mann. Er heisst Jean Baud und tritt als Preisboxer im Rotlichtmilieu auf.
Für den «Denker» mag dieser Typ von Modell vielleicht nicht besonders passend erscheinen, wenn er einen Schriftsteller verkörpern soll. Aber wieso soll ein muskulöser Mensch nicht auch so sinnend da sitzen und über die Welt nachdenken?
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Die Bürger von
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Monument des Bourgeois de Calais, 1889
Eine Auftragsarbeit der Stadt Calais, die mit diesem Monument jene sechs Bürger ehrt, die sich im Hundertjährigen Krieg (1337-1453) für ihre Mitbürger opferten, indem sie sich dem englischen König ergaben.
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Le baiser in Marmor.
Le baiser in Bronze.
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Le Baiser (Der Kuss), 1880-90
Noch ein weltberühmtes Werk des Künstlers, das in mehreren Ausführungen verarbeitet wurde. Den Kuss fertigt er in Mamor, in Bronze und in Terrakotta.
Die Versionen in Marmor und Terrakotta sind im Musée Rodin zu sehen, die Bronzeskulptur steht vor dem Musée de l'Orangerie im Jardin des Tuileries in Paris.
Hinter dem Sujet «Der Kuss» steckt die tragische Lovestory zwischen Paolo und Francesca, die Rodin beim italienischen Dichter Dante Alighieri (1265-1321) entliehen hat.
Die Kürzestform der Geschichte: Francesca muss eine Zwangsheirat mit einem hässlichen Mann eingehen, verliebt sich aber in Paolo und beginnt mit diesem ein Liebesverhältnis. Am Ende wird das Paar vom eifersüchtigten Ehemann getötet.
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La porte de l'enfer.
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La porte de l'enfer (Das Höllentor), 1880-1917
Ein Lebenswerk. Schon 1880 erhält Rodin vom französischen Staat den Auftrag, ein Bronzeportal für das neue Musée des Arts Décoratifs in Paris zu entwerfen. Er arbeitet 37 Jahre daran und baut ständig neue Figuren ein, so auch den «Denker».
Der erste Bronzeguss entsteht erst 1926, also ein Jahrzehnt nach seinem Tod. Ein Abguss steht im Garten des Musée Rodin in Paris, ein weiterer vor dem Kunsthaus Zürich.
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Werke in Terrakotta und Gips
So richtig berühmt ist der Bildhauer für seine Werke in Bronze. Diese sind auf der ganzen Welt gestreut – weil es von allen Kopien gibt. Der Künstler arbeitet aber nicht nur in Bronze, sondern auch mit Terrakotta und Gips.
Hier ein besonders hübsches, fast lebensecht wirkendes Abbild eines jungen Mädchens in Terrakotta. Die Plastik entstand zwischen 1889 und 1894 und heisst «Le sommeil», der Schlaf.
Vom gleichen Sujet zeigt das Musée Rodin auch ein Werk in Gips aus dem Jahr 1889
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Camille Claudel.
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Rodin und seine Camille
Rodin ist 42 Jahre alt, als er die 20 Jahre jüngere Camille Claudel (1864-1943) kennen lernt. Er ist von ihr und ihrem Talent hingerissen. Sie ist ihm Muse, Modell, Assistentin und Geliebte.
Rund ein Jahrzehnt haben sie eine Liaison. Und einen Vertrag. Dieser verpflichtet Rodin, die junge Frau als einzige Schülerin in seinem Atelier zu unterrichten.
Die anfängliche Lovestory wird aber immer problematischer, schliesslich verlässt Camille den grossen Meister. Ab 1905 wird sie psychisch krank und zerstört jeden Sommer einen Teil ihrer Werke.
Marmorskulptur von Camille Claudel (1864-1943). «Vertumne et Pomone», 1886-1905. Musée Rodin, Paris.
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Edvard Munch (1863-1944)
Es gibt keine Hinweise darauf, dass sich Rodin und der norwegische Maler je persönlich getroffen hätten. Aber Munch hat sich von Rodins Arbeiten inspierieren lassen und 1907 dieses Bild gemalt, das mit vollem Namen «Le Penseur de Rodin dans le parc du Docteur Linde à Lübeck» heisst. Das Musée Rodin hat Munch's Werk von der Collection Max Linde gekauft, 1981.
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Fotos/Diashow Musée Rodin Paris |
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