Ausstellung «Zeitgeist»
Galerie Kunst-Zürich-Süd, Adliswil, 3.–26. Juli 2025
Ausstellungsplakat Juli 2025
Wie schön, dass es solche Künstlergalerien wie die
Kunst-Zürich-Süd gibt! In Museen trifft man meistens auf Werke, die von verstorbenen Künstlern stammen. Hier nicht. Hier sind sie alle quicklebendig und mögen es, ausgefragt zu werden.
Walter Diem hat kein Problem, auf die Frage zu antworten, wieso er plötzlich eine Schwäche für Männerakte habe, wo er doch ein halbes Leben lang nur weibliche Akte malte: Weil er grad mal kein weibliches Modell finden konnte und dafür ein Mann auftauchte. Sein Name: Otto. Auch ihn durfte man an der Vernissage live erleben.
Von Tsunshan erfährt man, dass bei ihm der Verkauf von Bildern keine erste Priorität hat. Vielmehr freue er sich darüber, etwas erschaffen zu können. Das «Malen nach Gefühl» sei sein Ding. Und in ihm schlummere immer noch die chinesische Seele – auch nach vielen Jahrzehnten im Westen.
Spannend auch, was Marcello Weiss über seine neue Leidenschaft, die 3D-Animation, zu erzählen weiss. Wie viele Stunden und Nächte er am Compi verbringt, um diese spassigen Animationen zu erstellen. Und welch enormes Technikwissen es dafür braucht.
Ja, sich mit lebendigen Künstlern zu unterhalten,
das macht Freude.
>Marcello Weiss' Film:
Die Präsentation der Künstler
Ausstellung Juli 2025
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Kunst-Zürich-Süd Adliswil
>Ausstellungen in der Galerie
Adliswil seit Februar 2025
Titel (Ausschnitt)
Walter Diem (1947). Acryl-Gemälde
aus der Serie Bodypainting «Otto 1», 2025.
Walter Diem (1947) Der Künstler und...
...sein Modell, Otto.
Otto-Serie 1
Aus Otto-Serie 2
Aus Serie Women
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Diems grosse Lust auf PopArt und Akte
Männerakte malt Walter Diem noch nicht lange.
«Eigentlich bin ich kein Maler», sagt Walter Diem, «ich bin ein Zeichner». Deshalb sind Zeichnungen bei ihm immer die Basis für jede Form von Malerei.
>wie entstehen solche Bodypainting-Gemälde?
Für die Ausstellung in der Galerie Adliswil hat Diem zwei neue Otto-Serien aufgelegt, die sich im Malstil klar erkennbar unterscheiden: Die Otto-Serie 1 kommt im klassischen PopArt-Stil dahier, heisst in flächigem Farbauftrag und in kräftigen Farben.
In der Otto-Serie 2 wirken die Farben dezenter, die Gesichter sind detaillierter ausgearbeitet und die Körperflächen weisen eine Modulation auf – im Gegensatz zu den Farbflächen in Serie 1, die wie «ausgemalt» wirken. Noch muss sich weisen, welche Form von PopArt beim Publikum besser ankommen wird. Aus Sicht des Künstlers ist klar: ihm gefällt die Otto-Serie 2 mit den dezenten Farben besser.
Mit Bodypainting befasst sich Diem schon seit vierzig Jahren. Die damals (!) geschossenen Dias hat er nun verwendet, um für diese Ausstellung eine neue PopArt-Serie New Woman 25 aufzulegen.
Davon gab es schon mal zwei 6er-Serien, die beide verkauft werden konnten. Deshalb legt der Künstler jetzt eine dritte Serie auf. In dieser weicht er bewusst von der bisher flächigen PopArt-Malweise ab, zeichnet feinere Linien und lässt naturalistische Elemente mit einfliessen (zum Beispiel die Augen). Das ergibt eine komplett neue PopArt-Präsentation.
>weitere Werke von Walter Diem (PDF)
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Tsunshan Sam (1956)
Tsunshan (1956). Untitled 181015. 62x100cm.
Tsunshan (1956). Untitled 190202. 43x43cm.
Tsunshan (1956). Untitled 160901. 96x135cm |
Tsunshans asiatische Gefühlsmalerei
Wenn man mit Sam Tsunshan spricht, wird sofort klar: Er lebt zwar seit mehr als vier Jahrzehnten im Westen, aber er fühlt sich dem chinesischen Kunst- und Kulturbereich noch immer tief verbunden. Geboren wurde er 1956 in Hongkong, wo er Kunst und Design studierte. Seinen Abschluss machte er dann 1981 in London. Weiterbildungen in Malerei und Bildhauerei folgten in Florenz. In Mailand und ab 1988 auch in der Schweiz arbeitete Tsunshan als Grafikdesigner bei mehrern renommierten Werbeagenturen wie z.B. Farner. Daneben betrieb er sein Kunstatelier in Wettingen. Seine Werke konnte er in zahlreichen europäischen Ausstellungen zeigen – aber von der Kunst leben konnte er nicht. Seinen Lebensunterhalt verdiente er stets als Designer.
Heute ist Tsunshan pensioniert und freut sich an seinen Werken – auch wenn er nur wenige davon verkaufen kann. Als er mit der Malerei begann, war er noch von der akademischen Ausbildung geprägt und malte figurativ. Mit etwa 30 Jahren begann er dann, abstrakt zu malen und ist bis heute dabei geblieben. Allerdings mag er es nicht, dass man seiner Malerei das Label «abstrakt» verpasst. Er findet, dass man Kunst nicht kategorisieren sollte.
«Meine Bilder sind das Ergebnis meiner Gefühle», sagt er. Tsunshan malt spontan und weiss – nach seinen eigenen Worten – manchmal nicht, was der nächste Strich bringen wird. In seinen Werken spielt er immer wieder mit den Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft. «Ich überlasse es dem Betrachter selbst, seinen Weg zu meinen Bildern zu finden». Heisst: Man darf in Tsunshans «Gefühlswerken» durchaus Figürliches entdecken wollen. Vielleicht feuerspeiende Vulkane oder geologische Gebirgsfaltungen – man muss diese einfach nur erfühlen.
>weitere Werke von Tsunshan (PDF)
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Marcel Weiss (1951)
3D-AnimationenZeitgeist.
Die Trading-Falle.
Der ewige Kuss.
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Marcel Weiss – der 3D-Künstler
Eigentlich ist er mehr als ein Künstler – er ist ein
Die 3D-Animation ist eine ganz spezielle Kunst – Marcel Weiss beherrscht sie. Dabei ist seine Grundausbildung eine ganz andere: Er ist gelernter Feinmechaniker und macht dann eine Karriere beim Fernsehen – vom Tonoperateur bis zum Art Director und Regisseur. Mitte der 80er-Jahre beginnt er, sich für Kunst zu interessieren. Er malt Bilder in Mischtechnik und befasst sich mit Spraytechnik.
Seit 2013 ist er Freelancer und produziert Filme für verschiedene Veranstaltungen wie «Digitaltage», die «APG Posternight», die «Woohw!Swiss-Out-of-Home-Award-Show» oder den «Prix Walo».
3D-Künstler wird er als Autodidakt. Er studiert mit Engelsgeduld zahllose Tutorials im Netz, besucht Kurse und schnappt alles auf, was er zum Thema finden kann. Jetzt hat er es zur Meisterschaft gebracht.
An der Ausstellung in Adliswil zeigt er drei Werke. Es sind 3D-Animationen. Eine heisst Zeitgeist und nimmt in witziger Form aktuelle Themen der heutigen Zeit auf. Von Rechtsrutsch – sehr plastisch dargestellt – bis zur Handymanie, von FakeNews bis Künstliche Intelligenz. In seinem zweiten Werk Trading warnt er vor Betrügern, die Leute um ihr Erspartes bringen.
Und mit dem Film Ein Kuss ist ein Kuss ist ein Kuss kommt er zu einem ganz interessanten Schluss: Den Kuss wird es immer geben, solange es Menschen gibt. Allerdings auch den Krieg. Und deshalb unterbricht Weiss seine Kussszenen immer wieder mit Schreckensbildern des Krieges.
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Alles nur Fassaden.
Hommage an
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Weitere Weiss-3D-Animationen(nicht in der Ausstellung)
Marcel Weiss' 3D-Animationen sind spektakulär. Und auch die Themen, die er in ihnen aufgreift. So hat er 2021 eine 3D-Animation geschaffen unter dem Titel «Alles nur Fassaden». Im Zentrum stehen dabei verschiedene Finanzhäuser, darunter auch die CS... ziemlich prophetisch.
Faszinierend sind auch jene Art-Videos, die auf bekannten Gemälden von berühmten Künstlern basieren. Weiss macht daraus «Hommagen an M.C. Escher» oder an Paul Delvaux oder Edward Hopper.
Dabei baut Weiss am Computer – in hunderten von Arbeitsstunden – Dinge nach, die auf den Gemälden vorkommen. Beim Beispiel Paul Delvaux eine ganze Dampflokomotive, die dann über Delvaux' Viadukt dampft ...und pfeift. Und die im Gemälde starren Dinge beginnen zu leben... einfach faszinierend, diese Traumwelten.
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