Ausstellung 26.1. bis 26.7.2020

Fondation Beyeler Riehen-Basel

 

Edward Hopper (1882-1967)


Die Ausstellung passt geradezu unheimlich in diese Epoche der Coronapandemie, wo weltweit Städte und Landschaften menschenleer geworden sind. Hopper hat das in seinen Werken bereits vorweg genommen. Seine Bilder verkörpern diese Leere. Sie wirken einerseits bedrückend-pessimistisch, anderseits faszinieren sie durch Intensität und Farbigkeit.

 

 

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Ausstellungsplakat.

 

 

 

In der Ausstellung werden rund 60 Gemälde und Aquarelle präsentiert. Im Mittelpunkt stehen Landschaftsbilder und ländliche Szenen mit Spuren der modernen amerikanischen Zivilisation wie Autos, Tankstellen, Eisenbahnen. In den Hopper-Gemälden kommen Menschen nur spärlich vor, es dominiert die Einsamkeit. Der Künstler zeigt in eindrücklichen Werken die Leere des Landes und irgendwie auch die Leere des Lebens.

 

Was man in der Ausstellung vermisst, sind Hoppers grosse Ikonen. Wie zum Beispiel «Nighthawks», jenes legendäre Bild eines fast menschenleeren Restaurants in Manhattan – das vor achtzig Jahren gemalt wurde und jetzt in den Zeiten des Lockdowns topaktuell wäre.

 

Man habe Nighthawks nicht in die Ausstellung holen wollen, «weil es die anderen überstrahlt hätte», schreibt die Fondation Beyeler in ihrem Eintrag auf Wikipedia. Heisst das, man hätte das Bild haben können, aber lehnte es ab? Das wäre eher schwer verdauliche Kost für Hopperfans. Zumal die Gelegenheiten rar sind, solche eindrücklichen Gemälde einmal im Leben im Original zu Gesicht zu bekommen.

 

>Link zum Bild «Nighthawks»

 

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Whitney Museum of American Art in New York organisiert. Dort befindet sich die weltweit grösste Hopper-Sammlung.

 

 

 

 

 

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Titelbild (Ausschnitt)

Edward Hopper (1882-1967).

Route 6, Eastham, 1941. Sammlung des

Swope Art Museum, Terre Haute, Indiana.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Square Rock, Ogunquit, 1914. Whitney Museum of American Art, New York.

 

1914: Felsen und Meer

 

Als Hopper dieses Bild malt, ist er noch nicht der grosse anerkannte Künstler. Er hat bisher erst ein einziges Bild verkauft und kann von der Malerei noch nicht leben, er arbeitet nebenbei als Illustrator für Werbeagenturen.

 

Den «Square Rock» malt er 1914 in Maine. Genauer in Ogunquit, etwa 70 Meilen nördlich von Boston, wo er den Sommer verbringt. Hier entsteht eine ganze Serie von Küstenlandschaften.

 

 

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The Bootleggers 1925. Curier Museum of Art, Manchester, New Hampshire.

 

 

1925: The Bootleggers

 

Bootleggers sind Alkoholschmuggler. In dieser Epoche der Prohibition sind diese gerade gross im Geschäft.

 

Hopper schafft es mit diesem Bild, die verdeckt-verbotene Handlung greifbar zu machen: Morgendämmerlicht, drei düstere Gestalten im Boot, eisige Atmosphäre. Beim einsamen Haus wartet ein Abnehmer auf die verbotene Fracht.

 

 

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Railroad Sunset,
1929. Whitney
Museum of
American Art,
New York.

 

1929: Bahndamm im Sonnenuntergang

 

Hopper und seine Ehefrau Josephine «Jo», mit der er seit 1924 verheiratet ist, scheinen gemeinsam mehrere Bahnreisen bis an die Westküste der USA unternommen zu haben. Dieses Gemälde entsteht auf einer Reise nach South Carolina. Es soll aber nicht die dortige Landschaft zeigen, sondern die Stimmung und die endlose Weite des Landes.

 

 

 

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Wellfleet Road, 1931. Fraenkel Gallery San Francisco.

 

1930: Depression greifbar gemacht

 

Die Welt steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, die mit dem Börsencrash von 1929 begonnen hat. In den USA ist die Stimmung düster. Wie Hoppers Bild. Heruntergekommene Scheunen, vom Wind zerzauste Telefonmasten, eine verlassene Strasse mit verlottertem Zaun und weit und breit keine Menschenseele. Eine trostlose, pessimistische Stimmung.

 

Dem Künstler selbst geht es in dieser Phase allerdings ziemlich gut. Tatsächlich erreicht er in den 30er-Jahren endlich seine Ziele: Er wird als Künstler anerkannt und kann seine Werke verkaufen. Sogar an grosse Museen wie dem New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) oder dem Whitney Museum of American Art.

 

1933 bietet ihm das Museum of Modern Art sogar seine erste Retrospektive. Hoppers Werke kommen beim Publikum gut an, die Kritiker sind des Lobes voll. Die Preise für seine Bilder ziehen an. Von nun an kann er mit der Malerei seinen Lebensunterhalt bestreiten.

 

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5_uhr_morgens

5 A.M., 1937. Wichita Art Museum, Witchita, Kansas.

 

 

1937: Fünf Uhr morgens

 

Man spürt sie förmlich, die Kühle des Morgens und die Kälte des Meeres. Ein Leuchtturm steht auf einem Felsen vor der Küste und wird von eisigen Wellen umspült. Die Fabrik im Hintergrund wirkt geisterhaft tot, kein einziges Licht am Strand, ein Schornstein ohne Leben.

 

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Gas, 1940. The Museum of Modern Art, New York.

 

 

1940: Die Tankstelle

 

Auch dieses Gemälde vermittelt eine unheimliche Leere. Zwar gibt es diesmal einen in der Einsamkeit verlorenen Menschen – den Tankwart – aber wo sind die Autos, der Verkehr, die Kunden? Lichtstimmung und Farbführung sind genial. Ein echter Hingucker, bei dem man sich in den Details verlieren kann.

 

 

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High Noon, 1949. The Dayton Art Institute.

 

1949: High Noon

Ein Bild, das von den Kontrasten lebt. Das Gebäude in dieser nicht vorhandenen Landschaft wirkt wie ein Puppenhaus. Die Mittagssonne wirft knallharte Schatten. Und dann steht da dieses Wesen mit weichen weiblichen Rundungen in der Haustüre. Wem zeigt sie sich mit leicht geöffnetem Kleid? Irgendwie surreal.

 

 

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Second Story Sunlight, 1960. Whitney Museum of American Art, New York.

 

 

1960: Die seltsame Balkonidylle

 

Ein Bild aus den letzten Lebensjahren des Künstlers. Auch hier dominieren Licht und starke Kontraste. Das Gemälde zeigt zwei Frauen auf dem Balkon. Die eine, vermutlich die Mutter, liest, während die Tochter im Bikini nach unten blickt. Erwartet sie jemanden? Was soll das Bild aussagen? Man müsste den Künstler fragen können.

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