Eckpunkte der russischen Revolution


Schon 1905 begehrt das russische Volk auf (nach der Niederlage im russisch-japanischen Krieg >mehr), geplagt von Hunger und Unterdrückung durch die Zaren. Zar Nikolaus II (1868-1918) lässt die Aufstände brutal und blutig niederschlagen.

 

Die «richtige» Revolution beginnt dann im Februar 1917 in Petrograd (heute St. Petersburg). Demonstrationen und Streiks führen zum Sturz des zaristischen Regimes und zur Bildung einer provisorischen Regierung.


Nach der Oktoberrevolution 1917 übernehmen die so genannten «Bolschewiki» (die «Mehrheitler») unter der Führung von Wladimir Lenin die Macht. Sie stürzen die provisorische Regierung, etablieren eine sozialistische Regierung und übernehmen die Kontrolle über wichtige Einrichtungen in Petrograd und Moskau.


Das führt zu einem Bürgerkrieg, der von 1918 bis 1922 dauert. Auf der einen Seite stehen die Bolschewiki und die von Leo Trotzki aufgebaute «Rote Armee»; auf der anderen die so genannte «Weisse Armee», die das alte Regime des Zarenreichs zu verteidigen versucht.

 

Der äusserst blutig geführte Bürgerkrieg endet mit dem Sieg der Bolschewiki und der Ermordung des Zaren Nikolaus II und seiner gesamten Familie 1918. Zuerst setzen sie den Zaren, seine Frau und fünf Kinder in Gefangenschaft in Jakaterinburg (Uralregion, Region Swerdlowsk). In der Nacht des 16. Juli 1918 werden alle Familienmitglieder erschossen.

 


Der letzte Zar: Nikolaus II (1868-1918).
Foto Library of Congress, Washington.

 

 

1922 erfolgt die Gründung der Sowjetunion als sozialistischer Staat. Die Bolschewiki unter der Leitung von Wladimir Lenin errichten ein autoritäres Regime und führen die Planwirtschaft ein.


Lenin stirbt aber schon zwei Jahre später, 1924. Zu seinen Mitstreitern gehört auch Leo Trotzki, dem der Aufbau der Roten Armee übertragen wird. Dieser möchte nach dem Tod Lenins die Führung übernehmen, unterliegt aber im Machtkampf Josef Stalin.


Stalin wird 1924 Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Er regiert mit harter Hand, beseitigt viele seiner politischen Rivalen und etabliert ein totalitäres Regime.

 

Unter Stalin wird die Sowjetunion zu einer industriellen und militärischen Grossmacht, aber auch zu einem Ort von Massenrepressionen und staatlichem Terror.

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)

Boris Michailowitsch Kustodijew

Russische Avantgarde-Gallery

Wikipedia.

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Wladimir
Iljitsch Lenin (1870_1924).
Foto Pavel Zhukov,
WikiCommons.

 

Lenin – der Kopf der russischen Revolution

 

Er kommt am 22. April 1870 in Simbirsk, Russisches Kaiserreich (heute Ulyanovsk, Russland), zur Welt. Er entstammt einer Mittelklassefamilie und erhält eine solide Ausbildung, studiert Jurisprudenz. Früh schon zeigt er ein Interesse an der Politik und schliesst sich >marxististischen Zirkeln und der revolutionären Bewegung an. 1898 gründet er Russlands Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAPR).

 

1917 spielt er eine entscheidende Rolle in der Oktoberrevolution, die zum Sturz der provisorischen Regierung führt. Er wird der erste Vorsitzende des Rates der Volkskommissare (Sowjetregierung) und der erste Premierminister der Sowjetunion.

 

Unter Lenin führt die Regierung eine Reihe von Reformen durch, darunter die Enteignung des Adels und der Grossgrundbesitzer, die Umverteilung des Landes an die Bauern, die Nationalisierung von Industrie und Banken sowie die Einführung des Kommunismus als politisches System.

 

Noch im Jahr der Gründung der Sowjetunion (1922) erleidet er einen Schlaganfall und zieht sich aus der aktiven Politik zurück. Er stirbt 1924 und wird im Mausoleum Moskau beigesetzt.

 

 

Leo Dawidowitsch Trotzki (1879-1940). Foto BRD-Bundesarchiv Koblenz.

 

Trotzki – Erschaffer der «Roten Armee»

 

Als enger Verbündeter Lenins unterstützt er dessen politischen Visionen bis hin zur Weltrevolution. Während des Bürgerkriegs von 1918 bis 1922 wird Trotzki mit dem Aufbau und der Führung der Roten Armee beauftragt. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Kontrolle der Bolschewiki über die Macht. Unter seiner Führung entwickelt sich die Rote Armee von einer unorganisierten Miliz zu einer disziplinierten und effektiven Streitmacht. Er führt die Gattung der Kriegskommissare ein, die die politische Kontrolle über die Armee ausüben und die ideologische Ausrichtung sicherstellen.

 

Nach Lenins Tod 1924 tritt Trotzki in den Kampf um seine Nachfolge ein. Er opponiert gegen Josef Stalin und dessen zunehmend autoritäre und bürokratische Tendenzen. Trotzki verliert den Machtkampf gegen Stalin und wird 1929 aus der Sowjetunion verbannt.
Im Exil in Mexiko wird er 1940 ermordet.

 

 

Josef Stalin
(1878-1953). Generalsekrtär
der UdSSR. Foto WikiCommons.

 

Stalin – Held und Horrorherrscher

 

Im Machtkampf gegen Trotzki setzt er sich durch, weil er viel besser vernetzt ist als sein Gegner. Er tritt die Nachfolge von Lenin an und herrscht danach als Diktator über die Sowjetunion bis zu seinem Tod 1953. Sein offizieller Rang ist Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU).

 

Geboren wird er am 18. Dezember 1878 in Gori, Georgien. Er stammt aus einfachen Verhältnissen und schliesst sich früh der revolutionären Bewegung und der bolschewistischen Partei unter der Führung von Lenin an. Nach der Übernahme der Macht 1924 verfolgt er mit harter Hand die Industrialisierung und die Kollektivierung der Landwirtschaft. Das führt zu einer Modernisierung des Landes, aber auch zu brutalen Repressionen und Millionen von Todesopfern. Unter Stalin wird die Sowjetunion zu einer Supermacht, die im Zweiten Weltkrieg eine entscheidende – wenn nicht die wichtigste – Rolle im Kampf gegen Hitlers Nazis spielt.

 

Nach dem Sieg über Hitler wird er zum Helden. Auf seiner Negativseite stehen allerdings die Massen-repressionen und politischen Säuberungen, die Millionen von Menschenleben kosten. Zu seiner Horror-Herrschaft gehören die «Grosse Säuberung», der Holodomor (eine vom System verursachte Hungersnot in der Ukraine) und die Gründung des unmenschlichen Gulag-Systems, eines ausgedehnten Netzwerks von härtesten Arbeitslagern.

 

 

   

 

Karl Marx (1818-1883). Foto
John Mayall jr., Royal Academy, Amsterdam.

 

Karl Marx' Bedeutung für die Revolution

 

Der deutsche Philosoph hat eine bedeutende und nachhaltige Wirkung auf die russische Revolution von 1917. Als Ökonom und politischer Theoretiker verfasst er zusammen mit Friedrich Engels das «Kommunistische Manifest» und das Konzept des wissenschaftlichen Sozialismus. Seine Ideen und Theorien beeinflussen massgeblich Lenin und die Bolschewiki.

 

Wichtige Beiträge zur russischen Revolution sind

seine Analyse der Gesellschaft und das Konzept des Klassenkampfs zwischen der herrschenden Bourgeoisie und der arbeitenden Klasse, dem Proletariat. Dieser Ansatz wird von den Bolschewiki übernommen, um den revolutionären Kampf gegen die zaristische Autokratie aufzunehmen.


Marx entwickelt auch eine Geschichtsauffassung, die besagt, dass die soziale Entwicklung von den materiellen Bedingungen und Produktions-verhältnissen einer Gesellschaft bestimmt wird.


Er betont die zentrale Rolle des Proletariats bei der Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft. Seine Ideen ermutigen die Bolschewiki, sich auf die Arbeiterklasse als treibende Kraft der Revolution zu konzentrieren und eine Diktatur des Proletariats anzustreben.


Marx kritisiert den Kapitalismus als ein System, das auf Ausbeutung, Ungleichheit und der Akkumulation von Reichtum auf Kosten der arbeitenden Klasse basiert.

 

In der russischen Revolution werden allerdings Marx' Thesen von den Bolschewisten «weiterentwickelt» und nach eigenen Ideen umgesetzt.

 

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