Girolamo Savonarola (1452-1498)


Ist er ein Reformator? Wie Martin Luther?

Nicht wirklich. Zumindest kein nachhaltiger. Aber er verurteilte und bekämpfte die Ausschweifungen des Klerus, griff den Papst frontal an. Es ging ihm vor allem um die menschlichen Schwächen, die sich in der Kirche eingenistet hatten. Als Dominikanermönch und Bussprediger zog er gegen Ehebruch, Hochmut, Götzendienst und Luxusleben zu Felde. Und scheiterte am Ende grandios.

 

Girolamo (deutsch Hieronymus) Savonarola wird 1452 als Sohn eines strenggläubigen Katholiken in Ferrara geboren. Mit 23 bricht er sein Philosophie- und Medizinstudium ab und tritt ins Dominikanerkloster von Bologna ein. Als Bussprediger zieht er durchs Land und überzieht die Bürger mit flammenden Reden.

 

 

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Portrait Girolamo Savonarola, 1524.
Von Moretto da Brescia (1498-1554).

Museo Castelvecchio, Verona.

 

 

Er hält ihnen ihre Laster vor und droht mit dem göttlichen Strafgericht. Dabei macht er auch vor den Mächtigen nicht halt. Er greift den Papst an. Und die Medici, rügt deren Luxusleben. Trotzdem holt ihn Lorenzo de Medici nach Florenz, wo er ihn zum Prior des Klosters San Marco macht. In der Hoffnung, dass sich der aufmüpfige Prediger etwas mässigen würde.

 

Diese Hoffnung zerschlägt sich. Savonarola wirft Lorenzo dem «Prächtigen» Prunksucht vor. Und er plündere die Staatskasse. Als Lorenzos Sohn
– Piero Lorenzo, der «Unglückliche» – auch noch politisch versagt und Florenz kampflos den Franzosen übergibt, kocht das Volk und stellt sich auf Savonarolas Seite. 1494 werden die Medici aus der Stadt gejagt.

 

Nun schlägt die Stunde für Savonarola. Er will Florenz in eine Republik umbauen. Klingt gut und kommt zunächst bei den Bürgern an.

 

Aber die Nobeln ausserhalb der Stadt wehren sich, sie fürchten um ihre Macht, verbünden sich mit den Franziskanern unter Domenico da Ponzo, der schon länger gegen Savonarola predigt.

 

In Florenz drangsaliert dieser derweil die Bürger mit Verboten und der Forderung nach einem gottgefälligem Leben, lässt öffentlich Bücher und Luxusgüter verbrennen. Aber als ihn dann der Papst Alexander VI mit dem Vorwurf auf Häresie (Irrlehre, Ketzerei) exkommuniziert, verliert Savonarola den Rückhalt im Volk.

 

Nun fordert der Papst die Gefangennahme des Predigers. Das aufgebrachte Volk zerrt ihn aus dem Kloster. Er wird eingekerkert und gefoltert, zum Tode verurteilt, gehängt und schliesslich verbrannt. Öffentlich und genau an dem Ort, wo er ein Jahr zuvor die Verbrennungen von Büchern und Luxusgütern angeordnet hatte – auf der Piazza Signoria.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die Savonarola-Statue in Ferrara.
Foto Corradox, Wiki Commons.

 

 

Schelte für die Kirchenfürsten

 

Als Prediger nimmt Savonarola kein Blatt vor den Mund. «Ihr Kirchenführer! Nachts geht ihr zu euren Konkubinen und morgens zu euren Sakramenten.» Oder «Diese Kirchenführer haben das Gesicht einer Hure, ihr Ruhm schadet der Kirche. Ich sage euch, diese halten nichts vom christlichen Glauben.»

 

Erster Adressat für solche bissigen Worte ist Papst Alexander VI. Savonarola greift aber auch die Mächtigen im Staat an, vor allem die Medici.

 

Für den grossen Reformator Martin Luther (1483-1546) ist Savonarola «ein heiliger Mann». Die Evangelische Kirche in Deutschland führt ihn als Märtyrer. Und sogar die römisch-katholische Kirche verehrt ihn.

 

1998 leitete Papst Johannes Paul II auf Betreiben des Erzbischofs von Florenz ein Seligsprechungsverfahren ein.

 

 

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Lorenzo de Medici

 

Lorenzo «der Prächtige» – zu prächtig?

 

Die Medici-Familie ist eine willkommene Zielscheibe für den Bussprediger. Er wirft ihr Reichtum und ungerechte Herrschaft vor. Die Medici nehmen es gelassen, unterstützen sogar Savonarolas Wahl zum Prior des Klosters von San Marco. Wohl in der Annahme, dass dieser sich künftig mässigen würde. Ein Irrtum.

 

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Piero Lorenzo de Medici.

 

 

Piero Lorenzo «der Unglückliche»

 

Seine unglückliche politische Haltung gegenüber dem Franzosenkönig Karl VIII kostet ihn die Gunst des Volkes: Zu schnell und kampflos gibt er Florenz preis.

 

Die Opposition, zu der auch Savonarola gehört, gewinnt die Oberhand. Die Medici werden 1494 aus Florenz gejagt.

 

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Papst Alexander VI aus der Familie der Borgia

 

Der Papst verbietet Savomarola das Predigen

 

1495 untersagt ihm Papst Alexander VI das Predigen. Das kümmert Savonarola wenig, er macht weiter.

 

Er findet es unerträglich, dass der Papst – aus der Familie der Borgia stammend – vom Keuschheitsgelübde nichts hält und mehrere Konkubinen und sechs Kinder hat, und dies alles ganz öffentlich.

 

>mehr über Borgia

 

Savonarola attackiert den Papst wieder und wieder, bis dieser genug hat. 1497 greift Papst Alexander VI durch und exkommuniziert den Dominikanermönch. Er wird angeklagt wegen Ketzerei und Missachtung des heiligen Stuhles.

 

 

 
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Bussprediger
Savonarola

 

Savonarola will ein gottgefälliges Volk

 

In Florenz predigt der angriffige Mönch weiter. Verlangt vom Volk, dass es sich mässigt, sich nach den Geboten der Bibel verhält.

 

Er lässt im Namen Christi alles beschlagnahmen, was als Symbol für die Verkommenheit der Menschen gedeutet werden kann: so genannte «heidnische» Bücher, Luxusgegenstände wie Schmuck, Gemälde, teure Möbel, schöne Kleider, ja sogar Musikinstrumente.

 

Am 7. Februar 1497 lässt er diese Dinge auf einem riesigen Scheiterhaufen auf der Piazza Signoria auftürmen und verbrennen.

 

Dabei soll sogar >Sandro Botticelli einige seiner Bilder selbst in die Flammen geworfen haben.

 

 

 

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Piazza Signoria, Florenz, mit Palazzo Vecchio.

 

Das Volk hat genug vom Bussprediger

 

Savonarolas Eifer um Gottgefälligkeit geht den Bürgern von Florenz langsam auf die Nerven.

 

Am 12. Mai 1497 klagt Papst Alexander VI den «Ketzer» an und exkommuniziert ihn, ordnet seine Gefangennahme an.

 

Nun wendet sich auch das Volk gegen Savonarola. Der Mob schleppt ihn aus dem Kloster. Im Kerker foltert man ihn, zwingt ihm «Geständnisse» ab, die er später widerruft. Vergebens.

 

Er wird zum Tode verurteilt. Am 23. Mai 1498 wird er gehängt und verbrannt. Öffentlich, auf der Piazza Signoria von Florenz.

 


 

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