Der Florentiner lebt in einer Zeit der Superstars Leonardo da Vinci und Michelangelo – nicht einfach, sich gegen die zwei Grössen zu behaupten. Aber Botticelli schafft mit der «Geburt der Venus» und dem «Frühling» Werke, die zu den berühmtesten der Renaissance zählen.
Sandro Botticelli, 1476. Ausschnitt
aus dem Gemälde «Die Anbetung
der Heiligen drei Könige». Am
rechten Bildrand erscheint diese
Figur, von der man annimmt, dass
es sich um ein Selbstporträt des
Künstlers handelt.
Botticelli wirkt vorwiegend in seiner Geburtsstadt Florenz. Zunächst absolviert er eine Ausbildung als Goldschmied. Als 20-jähriger nimmt er Malunterricht bei Filippo Lippi, später bei Andrea del Verrocchio und Andrea Mantegna.
Seine Karriere startet er mit Madonnenbildern und religiösen Darstellungen. Der künstlerische Durchbruch gelingt ihm dann aber mit seinen mythologischen Werken. Diese Allegorien begeistern die Zeitgenossen durch ihre neuartige Fröhlichkeit der Sinne.
Seine Hauptauftraggeber sind die Florentiner >Medici, er arbeitet aber auch an den Fresken der Sixtinischen Kapelle im Vatikan. Papst Sixtus IV. beordert ihn 1481 nach Rom. Dort sollt er zusammen mit Rosselli, Ghirlandaio und Perugino die Wände der päpstlichen Wahlkapelle schmücken. Mit Motiven aus dem Leben Moses und Christus.
In Florenz zurück, malt er seine berühmtesten Bilder: Die Geburt der Venus und Primavera, beides Motive aus der griechisch-römischen Mythologie.
Nach 1490 arbeitet er für den Dichter Dante Alighieri. Er liefert ihm für die Illustration der «Göttlichen Komödie» rund 100 Zeichnungen ab.
Mit der Machtübernahme des Reformators und Busspredigers Girolamo Savonarola um 1494 ändert sich seine Haltung der Kunst gegenüber. Er verurteilt die lockeren Sitten der Renaissance – ganz im Sinne von Savonarola – und konzentriert sich wieder auf die religiöse Malerei.
Er führt zwar immer noch seine eigene Werkstatt, verliert aber im Alter an Bedeutung und Anerkennung. Sandro Botticelli stirbt am 17. Mai 1510 in Florenz.
Titelbild (Ausschnitt)
Sandro Botticelli (1445-1510)
Geburt der Venus, 1482
Galleria degli Uffizi, Florenz
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1470: Das Frühwerk
«Die Entdeckung der Leiche des Holofernes» entstand um 1470. Das Bild wirkt schwer und düster. Es zeigt noch nicht den «typischen» Botticelli mit seinen lebendigen Figuren. In dieser Phase ist er noch stark von seinem ersten Lehrern geprägt, sucht noch den eigenen Malstil.
>Galleria degli Uffizi, Florenz
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1474: Porträtmalerei
Botticelli macht sich als Porträtmaler durchaus einen Namen, aber in Florenz steht ihm bei den Medici einer vor der Sonne: >Bronzino heisst der bevorzugte Porträtist der Familie Medici. Bild: Sandro Botticelli, Portrait eines Mannes mit Medaille von Cosimo dem Älteren, 1474.
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1480: Die Madonna mit den fünf Engeln
Die «Madonna con il Bambino e cinque angeli» stellt möglicherweise die Familie des Piero de
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1481: Fresken in der Sixtinischen Kapelle
Von Papst Sixtus IV wird er nach Rom berufen.
>mehr über die Sixtinische Kapelle
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1482: Die Geburt der Venus
Sein berühmtestes Werk – fast schon sein Markenzeichen – entsteht in Florenz. Gemalt für ein Mitglied der Familie Medici – man weiss aber nicht, für welches. Und das Bild zeigt auch nicht die Geburt der Venus, sondern ihre Anlandung auf der Insel Cythera, so wie es Homer beschreibt. Mehr in der
>Galleria degli Uffizi, Firenze
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1482: Primavera – im Reich der Venus
Noch so ein bekanntes Meisterwerk Botticellis aus seiner mytholgischen Serie. Eine Allegorie auf den Frühling im Reich der Venus, die viele Deutungen und Fantasien zulässt. Auftraggeber soll Lorenzo di Pierfrancesco de Medici gewesen sein. Galleria degli Uffizi, Firenze.
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Im Sinne Savonarolas: Die Beweinung Christi
Piazza Signoria in Florenz
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1490-1498. Abkehr von der Renaissance
Von 1494-1498 herrscht in Florenz Girolamo Savonarola, ein Reformator und Bussprediger, der den luxuriösen Lebenswandel – vor allem der Familie Medici – anprangert. Sandro Botticelli ist ein Anhänger Savonarolas. Er wendet sich immer mehr ab vom Geist der Renaissance und widmet seine Kunst wieder den religiösen Bildern. Im Gemälde «Die Beweinung Christi» – gemalt um 1495 herum – kommt das gut zum Ausdruck. Alte Pinakothek, München.
Girolamo Savonarola kann sich an diesem Bild nicht lange erfreuen. 1497 von Papst Alexander VI als Häretiker und «Verächter des Stuhles» angeklagt, wird er im Mai 1498 von den Florentinern aus dem Kloster geschleppt, gefoltert und auf der Piazza della Signora öffentlich verbrannt. Sinnigerweise genau an dem Ort, wo Savonarola ein Jahr zuvor einen Scheiterhaufen errichten liess und die Bürger aufforderte, ihre Luxusgewänder, teuren Möbel sowie Bücher und Gemälde zu verbrennen. Savonarola-Anhänger Botticelli soll bei diesen Bilderverbrennungen einige seiner Werke den Flammen übergeben haben.
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Fotos / Diashow
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