Woran denkt man beim Namen Thyssen zuerst? Ja, an die berühmten Stahlwerke und die dazugehörige schwerreiche Familie. Kunstfreunde haben zuerst das weltberühmte >Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid im Kopf.
Aber Malaga und Thyssen? Das kleine Museum im Herzen der Stadt mit dem Namen Carmen Thyssen hält natürlich keinem Vergleich mit dem grossen Bruder in Madrid stand. Das muss es aber auch nicht. Es hat sich ganz und gar auf einheimisch-regionale Malerei spezialisiert.
Museum Carmen Thyssen im Palacio de
Villalón in der Altstadt Malagas.
Das Museum wurde 2011 in einem Palast
aus dem 16. Jahrhundert eröffnet und befindet sich im Zentrum von Malaga. Der Schwerpunkt liegt bei andalusischen und spanischen Künstlern.
Was die Sammlung besonders interessant macht, sind die Werke aus der Sparte des «Costumbrismo» – den Sitten und Bräuchen der spanischen Gesellschaft. Hier bekommt man einen umfassenden Eindruck in das Leben der Andalusier aus vergangener Zeit.
Enrique Martinez Cubelis (1874-1947).
Pescadores arrastrando la barca,
ohne Datum.
Titelbild (Ausschnitt)
Julio Vila y Prades (1873-1930).
Valencianos, 1908.
Museo Carmen Thyssen Malaga.
Ricardo Maccaron (1926-2004). Retrato de la Baronessa Thyssen-Bornemisza, 1988. Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid.
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Carmen Thyssen – die Kunstsammlerin
Die 1943 in Sitges bei Barcelona geborene Carmen Cervera war nicht immer Kunstsammlerin. Bevor sie über ihren dritten Ehemann, Hans Heinrich von Thyssen, zur Kunst stiess, war sie 1961 Miss España, dann Model. Von 1966-1982 wirkte sie als Schauspielerin – als Tita Barker. 1985 heiratete sie Baron Hans Heinrich von Thyssen und wurde so zur Baronessa. Dadurch gelangte sie auch an die internationale Kunstszene. Ihr Ehemann hatte bereits von seinem Vater eine wertvolle Kunstsammlung geerbt, die Hans Heinrich nun ausbaute und im Tessin (in Castagnola) ausstellte. Auf Betreiben von Carmen Thyssen wurde die Sammlung vom Tessin nach Madrid verlegt. Dort entstand 1992 das bedeutende Museo Thyssen-Bornemisza. 1993 verkauften die Thyssens Teile ihrer Sammlung dem spanischen Staat.
>mehr über Museo Thyssen-Bornemisza Madrid
Carmen Thyssen trug dann später ihre eigene Colección Carmen Thyssen zusammen.
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Julio Vila |
Der Costumbrismo
Darunter versteht man Sitten und Gebräuche der spanischen Gesellschaft. Die Sammlung enthält eine bunte Palette an Werken von Menschen in landestypischen Szenen und Kostümen, mit und ohne Pferd, beim Flamenco, beim Maskenball, in der Stierkampfarena, am Strand und und...das ganze Programm.
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Enrique Martinez Cubells (1874-1947). La Puerta del Sol, Madrid, 1902.
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Nostalgie aus dem «Fin de Siglo»
Dieses stimmungsvolle Gemälde zeigt die Puerta del Sol in Madrid um die Jahrhundertwende 1900. Wo heute dichter Strassenverkehr herrscht – auf dem Platz, an dem sich sechs Nationalstrassen treffen – scheint es damals schon quirlig zugegangen zu sein, nur etwas gemütlicher. Mit Kutschen, Tramwagen und vielen Menschen zu Fuss unterwegs.
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Francisco Iturrino (1864-1924).
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Die Badenden von Sevilla
Der Baske Francisco Iturrino begann seine Karriere als Maler nördlich der Alpen. Zuerst in Brüssel, dann in Paris. Seine Werke lassen erkennen, dass er mit dem Fauvismus liebäugelte. Mit Henri Matisse war er denn auch eine zeitlang unterwegs: in Marokko in den Jahren 1911/12. Seine zweite Lebenshälfte verbrachte der Baske in Südspanien, vorwiegend in der Hauptstadt Andalusiens, Sevilla.
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Hermen Anglada-Camarasa (1878-1959). Baile gitano, 1914-21. |
Der wilde Tanz der Zigeunerin
Unverkennbar, dass der aus Barcelona stammende Künstler von den neuen Stilen seiner Epoche beeinflusst war. In Paris traf er auf Picasso; er war auch in Kontakt mit der Wiener Secession. Dieses expressionistische Werk hat sich vom spanischen Realismus weit entfernt – der «baile gitano» macht jetzt ganz auf Stimmung. Man kann die Musik förmlich hören.
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Fotos / Diashow |
Sonderausstellung «Fantasia Arabe» 1860-1900. |
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Benjamin-Constant |
Arabische Fantasien
Alles, was man sich darunter vorstellen mag. Von Haremsfrauen über Schlangenbeschwörer bis Auspeitschungen von Sklavinnen und Schlachtengetümmel.
Die Ausstellung (vom 12.10.2019 bis 1.3.2020) zeigt Werke von spanischen und französischen Malern des 19. und 20. Jahrhunderts. Darunter finden sich Porträts aus dem «richtigen» orientalischen Leben ebenso wie Fantasien der europäischen Künstler.
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Fotos / Diashow
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