Venezia: Palazzo Grassi
und die Collection Pinault


Der prächtige Palast in einer Mischung aus Spätbarock und Klassizismus gilt bis heute als der letzte grosse venezianische Palazzo. Bauherrin war die Patrizierfamilie Grassi, die 1745 dem venezianischen Stararchitekten Giorgo Massari den Auftrag für diesen prestigeträchtigen Bau erteilte. Auch innen strahlt das Prachtsgebäude herrschaftlichen Glanz aus und gibt einen Eindruck, wie hoch sich die Grassi selbst einstuften: Göttlich.

 

 

Palazzo Grassi am Canal Grande bei der
Schiffsstation San Samuele

 

 

Feudales Treppenhaus mit
Deckenfresken

 

 

Inside Palazzo Grassi

 

 

 

 

 

Titelbild:

Palazzo Grassi am Canal Grande.

Foto Google Earth.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Apotheose der Familie Grassi. Fresko von Fabio Canal (1703-1767) Salon des Grassi-Palastes. Foto Jean-Pierre Dalbéra, WikiCommons.

 

 

Innenhof mit Marmorboden.
 

 

 

 

Die Apotheose der Familie Grassi

 

Wenn eine Familie ihren Salon mit der eigenen Vergöttlichung ausschmücken lässt, muss sie einiges auf sich halten. Wer waren die Grassi? Eine im Handel tätige Familie aus Chioggia, die ab 1718 dem venezianischen Patriziat angehörte. Sie war aber nicht nur wirtschaftlich tätig, sondern auch kirchlich.
Drei Familienmitglieder waren Bischöfe der Stadt. Ins venezianische Patriziat kauften sie sich ein: durch eine Zahlung von hunderttausend Dukaten.

 

Die Grassi machten sich rasch einen Namen durch den Bau mehrerer Palazzi. Der berühmteste ist jener am Canal Grande, für den sie 1745 den Star-Architekten Giorgio Massari beizogen. Nun erreichte ihr Prestige den Zenith. Als die Republik Venedig 1797 unterging (zuerst Einzug von Napoleon und später dann Übernahme durch die Österreicher), schlidderte die Familie in finanzielle Schwierigkeiten. 1840 musste der letzte Verantwortliche des Familienvermögens, Angelo Grassi, den venezianischen Palast verkaufen.

 

Käufer war der Tenor Antonio Poggi, dann ging der Palazzo an den Wiener Baron Simon von Sina, der umfangreiche Umauten vornehmen liess. 1983 kam der Fiat-Erbe Gianni Agnelli ins Spiel, der im Palast grosse archäolgisch-historische Ausstellungen veranstaltete. Der nächste (und heutige) Besitzer war der französische Unternehmer und Kunstsammler François Pinault.

 

 

   

 

Pinaults Kollektion umfasst Werke aus den 1960er-Jahren bis heute.

 

 

Pinault-Kollektion Punta della Dogana an der Spitze des Sestiere Dorsoduro.

 

François Pinault, der Kunstsammler

 

Seit 2006 befindet sich der Palast nun im Besitz des französischen Unternehmers, der dort seine Sammlung moderner Kunst zeigt. In fünf Jahrzehnten soll er sich eine Kollektion von 10.000 Werken zusammen getragen haben. Daneben unterstützt er Künstler und pflegt sein eigenes «Kulturprojekt», das auch die Förderung der Kunstgeschichte beinhaltet.

 

Seine Werke zeigt François Pinault in Venedig noch an einem weiteren Standort: Punta della Dogana an der Spitze des Stadtteils Dorsoduro, direkt hinter der >Santa Maria della Salute.

 

Leider sind im Dezember 2022 während meines Venedig-Besuches keine seiner gesammelten Werke zu sehen. Der Grund: Im Palazzo Grassi wird das ganze Haus mit einer Sonderausstellung der südafrikanischen Künstlerin Marlene Dumas belegt, und die «Punta della Dogana» ist bis auf weiteres geschlossen.

 

 

   

 

Marlene Dumas (1953). Turkish Girl, 1999.

 

 

 

Sonderausstellung Marlene Dumas

 

Ausstellung vom 27.3.22 bis 8.1.23.

Die in Kapstadt geborene Künstlerin bezeichnet sich selbst als «Figuren-Malerin». Sie bildet Menschen ab, am liebsten nackt. «Meine Kunst ist angesiedelt zwischen dem pornografischen Hang, alles preiszugeben, und dem erotischen Hang, das zu verbergen, worum es geht», sagt sie selbst.

 

Woher kommt ihre Lust für Nacktes? Sie wächst in einer Zeit in Südafrika auf, wo «alles verboten» ist. Als sie dann 1976 in die Niederlande zieht, gibt es keine Einschränkungen mehr. Hier geht man mit Drogen, mit Prostitution und mit Pornographie locker um. Und hier werden der Künstlerin die Ketten abgenommen...

 

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Fotos / Diashow Dumas-Ausstellung

 

 

 

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