Pavel Pepperstein (1966): Die Auferstehung Pablo Picassos im Jahr 3111.

Sonderausstellung im Kunsthaus Zug vom 26. Februar bis 21. Mai 2017.

 

Pavel ist die russische Form von Pablo.

Den Namen geben ihm seine Eltern, weil sie glühende Verehrer von Pablo Picasso sind. Und wer ist Pepperstein? Der 1966 geborene Moskauer vertrittt sein Land an der Biennale von Venedig 2009 und holt 2014 den Kandinsky-Preis ab. Seine Werke sind im Centre Pompidou und im Louvre in Paris zu sehen.

 

Er arbeitet auch als Schriftsteller, verfasst Kritiken, kunsttheoretische Beiträge und übt sich auch schon mal in Belletristik. In seinem jüngsten Essay träumt er von Pablo Picassos Wiederauferstehung.

 

 

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In seinem Märchen kann der Arzt Borissowitch Tote zum Leben erwecken. In seinem Institut reinkarniert er den neuen Picasso. Kaum ist dieser wieder lebendig, verlangt er nach Sex. Pepperstein muss ihm harte Euros in die Hand drücken, damit er sich Frauen kaufen kann. Die erste ist eine Kubanerin namens Juanita, mit der er sich umgehend verlustiert.

 

Mit dem Malen hat es der neue Picasso aber noch nicht so. Er findet die Farben nicht, beginnt deshalb mit einer «grauen Periode». Dann dichtet ihm Pepperstein eine violette Periode an, die dem russischen Konstruktivimus huldigt. Und eine schwarze, weisse, grüne und rote Periode. Letztere ist ziemlich sexlastig. In diesem Punkt haben Pepperstein und Picasso einiges gemeinsam.

 

Wer nur die Bilder betrachtet, erkennt zwar immer wieder klassische Picasso-Motive – von Toreros über Minotauren und Nymphen bis zu den üppigen Frauenformen – aber ohne den Text zu Peppersteins Märchen ist die Ausstellung eher schwer zugänglich. Dieser hängt zwar in den Ausstellungsräumen auf vielen A4-Seiten an der Wand – aber wer will das schon alles lesen. Etwa wie AGBs.

 

Zum Glück kann man im Kunsthaus Zug den russischen Originaltext auf deutsch übersetzt in gedruckter Form erwerben – und in Ruhe zuhause lesen.

 

 


 

 

 

juanita

 

 

Der neue Picasso ist ganz der alte

 

Wie hat Picasso mal gesagt? «Kunst ohne Erotik geht gar nicht». Pepperstein greift dieses Thema auf und lässt seinen im Jahre 3111 wiederauferstandenen Helden ganz der Alte sein:

 

Kaum lebt er (im Jahr 3111...) wieder, will er als Erstes Sex. Und Pepperstein als «Baron des Lour» finanziert ihm eine kubanische Prostituierte. «Juanita mit der 500-Euro-Note» heisst das Bild.

 

 

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Picasso im Jahr 3111 und die violette Periode

 

Eine solche gab es beim richtigen Picasso nicht. Und auch keine solche russisch-konstruktivistischen Werke.

 

Aus dem Märchentext Peppersteins: «Der Sinn dieser Arbeiten erschloss sich mir nicht, Pablo gab keinen Kommentar dazu ab. Obwohl er diesen Bildern eine beinahe sakrale Bedeutung beimass. Er arbeitete weitaus länger daran als an den Porträts der grauen Periode. Er war in dieser Zeit recht paranoid... doch bald drehte der Wind...».

 

 

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An Ostern beginnt (Picassos) rote Periode

 

Klar, Thema Auferstehung. Plus Sex. Pepperstein erzählt weiter: «Man bekam den Eindruck, dass Pablo – eventuell unbewusst – annahm, dass nicht nur die Anstrengung der Wissenschaftler, sondern auch die Welle seiner eigenen sexuellen Energie ihn aus der Welt der Toten geführt und dem Leben wiedergegeben habe.»

 

«Nie zuvor hatte ich Pablo so beschwingt gesehen. Das Studio kochte geradezu vor Arbeit. So erinnern die Bilder denn auch stärker an den früheren Picasso.... Harlekin, Torero, Nymphen...

 

Er strotzte vor sexueller Energie. Er verlangte jetzt, dass ihn täglich zwei bis drei spanisch sprechende Frauen besuchen sollten».

 

 

green

 

Picassos grüne Periode

 

«Pablo interessierte sich weder für meine Arbeit noch für die Entwicklung der Kunst seit seinem Tod 1973.

 

Das änderte sich mit der grünen Periode. “Und was machen Sie?“ fragte er jetzt. Ich erzählte ihm, dass ich derzeit nackte Mädchen mit wasserfesten Farben bemale und zeigte ihm ein Filmfragment dazu.

 

Das gefiel ihm so gut, dass er den Film immer wieder sehen wollte...».

 

 

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Fotos / Diashow Ausstellung Pepperstein.

 

 

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