Der berühmteste Künstler der Welt. Er schafft in seinem langen Leben rund 20'000 Werke – vielleicht waren es auch 50'000, wenn man alle Zeichnungen und Plastiken mit einrechnet. Er ist ein Phänomen, das sich von allen anderen abhebt.
Einer der ganz wenigen, die schon zu Lebzeiten berühmt sind. Einer, der den klassischen Weg des hungernden Künstlers nicht kennt, nie so richtig unten durch muss. Der mit seiner Kunst steinreich wird und davon in Saus und Braus leben kann. Der unzählige Stilrichtungen durchlaufen oder gar selbst erfunden hat. Dem schon zu Lebzeiten zwei Museen gewidmet werden. Ein Phänomen eben.
Picasso mit 81 Jahren.
Picasso kommt am 25. Oktober 1881 in Màlaga in Südspanien zur Welt und stirbt am 8. April 1973 in Mougins/Frankreich. Er hat in seinem langen Leben sieben Lebenspartnerinnen und zeugt vier Kinder, denen er zwei Schlösser und ein märchenhaftes Vermögen hinterlässt.
Pablo Picasso (1881-1973).
Selbstbildnis Paris, 1901.
Musée national Picasso Paris.
Das Talent fürs Zeichnen ist ihm buchstäblich in die Wiege gelegt worden. Von seinem Vater, der freischaffender Maler und Zeichenlehrer an der Kunstschule San Telmo in Màlaga ist. Dort wird traditionelle akademische Malerei gelehrt. Als Zehnjähriger wird der kleine Pablo – der mit der Volksschule nicht zurecht kommt – in die «Schule für Bildende Künste» in La Coruña geschickt.
Mit 14 schafft er die Aufnahme an die Kunstakademie von Barcelona und studiert dann an der königlichen Akademie in Madrid.
Um 1900 ehrt man ihn bereits mit seiner ersten Einzelausstellung – in Barcelona. Picasso ist ein begnadetes Talent, das er allerdings zunächst nur in der klassischen Malerei unter Beweis stellen kann. Das aber ist ihm nicht spannend genug.
In Paris lernt er die Werke von Cézanne, Degas, Bonnard und Toulouse-Lautrec kennen. Und freundet sich mit Henri Matisse an. Der Funke springt über. Und nun beginnt Picasso, in seinem eigenen Stil zu malen. Oder besser gesagt: In seinen eigenen Stilen. Die blaue Periode, die rosa Periode, der Kubismus, die Abkehr vom Kubismus, der Surrealismus... und der bunte Reigen seines folgenden stilistischen Nebeneinanders.
Dora Maar aux ongles verts, 1936.
Museum Berggruen, Berlin.
Jacqueline mit Rosen, 1954.
Privatsammlung.
Portrait de Marie-Thérèse, 1937.
Musée Picasso Paris.
>Picassos blaue und rosa Periode
>Museo Reina Sofia Madrid (Guernica)
Wissenschaft und Nächstenliebe, 1897. Museo Picasso Barcelona.
Zeichenheft.
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1895-1899: Akademische Grundausbildung
Schon als Kleinkind ist er vom Zeichnen besessen. Sein Talent wird schnell erkannt. Die Schule ist für ihn aber ein Alptraum. Er hat Glück und darf stattdessen Kunstschulen besuchen. La Coruña, Barcelona, Madrid. Und bekommt so eine umfassende Ausbildung in traditioneller akademischer Malerei. Das Gemälde von 1897 heisst «Wissenschaft und Nächstenliebe» und wird mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Heute hängt es im Museo Picasso von Barcelona.
Das Zeichenheft stammt aus seiner Studienzeit in Barcelona von 1899. Musée Picasso, Paris.
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Skizzen nach El Greco, 1899. Museu Picasso Barcelona. |
1899: Interesse an El Grecos Werken
Schon als 17-jähriger zieht es ihn ins Museo del Prado in Madrid. Dort studiert er El Grecos Werke und fertigt Skizzen und Zeichnungen von diesen an. Vor allem die Porträts von Edelmännern mit ihren mächtigen Spitzbärten scheinen es ihm angetan zu haben. «Was ich wirklich mag an seinem Werk, sind die Porträts, all die Herren mit spitzen Bärten».
Aber auch El Grecos >manieristische Werke mit den verrenkten Figuren müssen ihn in den Bann gezogen haben – und sicherlich hatten diese später Einfluss auf Picassos Arbeiten. Für seine verzerrten Figuren ist er ja berühmt. Vielleicht hat er auch bei El Greco Anregungen dafür gefunden.
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La buveuse assoupie, 1902. Kunstmuseum Bern. |
1901-1904: Die Blaue Periode
Picasso reist zur Weltausstellung 1900 nach Paris. Dort lernt er die impressionistischen Werke von Cézanne, Bonnard, Degas und Toulouse-Lautrec kennen. Er begeistert sich an deren farbenfrohen Darstellungen.
Zur Farbe Blau kommt er aber aus einem anderen Grund. Es ist der Tod seines Freundes Carles Casagemas, der sich aus Liebekummer umgebracht hat. «Der Gedanke, dass Casagemas tot ist, brachte mich dazu, in Blau zu malen», sagt Picasso. Und: «Die Blaue Periode war keine Frage des Lichts oder der Farbe, sondern eine innere Notwendigkeit, so zu malen». In seiner blauen Phase malt er ernste und traurige Sujets von Randständigen.
>mehr über die Blaue und Rosa Periode
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Pablo Picasso (1881-1973). Sitzender Harlekin, 1905. Museum Berggruen,
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1905-1906: Die Rosa Periode
Die Melancholie der Blauen Periode geht zu Ende. Immerhin hat er sich mit seinen «Blauen» einen Namen geschaffen. Nun sind seine Rosatöne an der Reihe. Seine Lieblingssujets sind jetzt traurige Spassmacher aus der Commedia dell’Arte.
Sein «Sitzender Harlekin» von 1905
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Pablo Picasso (1881-1973).
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1907: Les Demoiselles d'Avignon
Mit der französischen Stadt Avignon hat der Titel nur insofern zu tun, als es in Barcelona eine Strasse mit diesem Namen gibt. Und die war für ihre Bordelle bekannt. Das Bild zeigt denn auch fünf Prostituierte. Das rosafarbige Gemälde gilt als Picassos Einstiegswerk in den >Kubismus.
In einem ersten Entwurf zeichnet/malt Picasso fünf nackte Frauen und zwei bekleidete Männer, darunter ist ein Medizinstudent, der das Bordell betritt. Tatsächlich spielt die Szene im Bordell an der Carrer d'Avinyo in Barcelona.
Im endgültigen Bild lässt er die Männer dann weg. Der Titel enthält aber noch immer die Anspielung an das Bordell in der Carrer d'Avinyo – katalanisch für Avignon.
>mehr über die Demoiselles d'Avignon
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Pablo Picasso (1881-1973). Buste de femme, 1909. Centre Pompidou, Paris.
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1908-1914: Kubismus. Braque oder Picasso?
Wer hat nun den Kubismus erfunden? Seltsamerweise malten die beiden Künstler um 1908 ziemlich ähnlich.
Als Georges Braque seine Werke in einer Ausstellung zeigte, schrieb der Kunstkritiker Louis Vauxelles: «Monsieur Braque réduit tout à des cubes». So entstand der Name des neuen Stils.
Dieses Bild stammt aber von Picasso, «Buste de femme», 1909. Centre Pompidou, Paris.
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1916-1924: Die neue Lust auf Klassisches
Vom Kubismus ist er nicht mehr begeistert, ganz streicht er ihn aber nicht aus seinem Repertoire. Es folgt eine Periode des Nebeneinanders.
Als er 1917 in Rom die elegante Russin Olga Khokhlova trifft (die er 1918 heiratet), erwacht wieder die Lust auf Klassisches. Bild: Portrait d'Olga dans un fauteuil, 1917. Musée Picasso Paris.
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1925-1936: Abstrakt oder surreal?
Picasso sieht sich selbst zwar nicht als Surrealist und sagt: «Ich bin immer in der Wirklichkeit geblieben».
Aber klingt das nicht etwas surreal? Zumal er sich 1925 an der ersten surrealistischen Ausstellung in der Pariser Galerie Pierre beteiligt. Bild: «La femme qui pleure», 1927. Fondation Beyeler, Riehen/Basel.
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1933-1937: Picasso und der Minotaur
Im Auftrag von Ambroise Vollard schafft Picasso eine Serie von 100 Radierungen – die so genannte Vollard-Suite. Darunter sind auch Werke, die den Minotaur zum Thema haben.
>mehr über Picasso und den Minotaur
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Pablo Picasso (1881-1973). Guernica, 1937. Museo Reina Sofia, Madrid.
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1937: Guernica – der politische Picasso
Zum spanischen Bürgerkrieg nimmt er klar Stellung. Gegen Generalissimo Franco. Als dieser 1937 zusammen mit der deutschen Legion Condor das baskische Städtchen Guernica bombardiert und hunderte von Menschen tötet, macht sich Picasso an die Arbeit und schafft sein eindrucksvollstes Denkmal: «Guernica», 1937.
Ein Schrei, der um die Welt geht. Es war der erste Bombenangriff der Menschheit auf Zivilisten. Das wandfüllende Kunstwerk hängt bis 1981 in New York, heute ist es im >Museo Reina Sofia in Madrid zu sehen.
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1949: Picasso bei den Kommunisten
Den zweiten Weltkrieg und die Besetzung von Paris durch die Nazis übersteht er unbeschadet. 1944 wird er Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs und bleibt es bis zu seinem Tod 1973. 1949 enthält er den Auftrag, für den Pariser Weltfriedenskongress ein Plakat zu entwerfen. Sein Parteigenosse, der Dichter Louis Aragon, rät ihm, eine Taube als Symbol zu verwenden. Picasso schafft sie, die Friedenstaube. Wird damit weltberühmt. Und sagt später: «Aragon hat keine Ahnung von Tauben, die sind so streitsüchtig und grausam...». Was kümmert's die Welt – die Taube wird für ewig zum Friedenssymbol.
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1971: Die Ausstellung im Louvre
Picasso feiert seinen 90. Geburtstag. Im Louvre bereitet man ihm eine Ausstellung über sein Lebenswerk. Damit wird er zum ersten Künstler, der noch zu Lebzeiten im Louvre ausgestellt wird.
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Picasso und seine Frauen
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Werke in diversen Museen |
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Ausstellung 2019 «Der junge Picasso» |
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Ausstellung 2019 «Picasso und Kubismus» |
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Ausstellung 2022 «Picasso und El Greco»
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Ausstellung 2023 «Künstler und Modell» |