Otto Charles Bänninger (1897-1973)
Germaine Richier (1902-1959)

 


Der Zürcher Bildhauer hat in seiner Heimatstadt viele künstlerische Spuren hinterlassen – aber auch in der ganzen Schweiz.

 

Schon sein Vater Friedrich, von Beruf Lehrer, modelliert. Er führt seinen Sohn in diese Kunst ein und schickt ihn dann von 1913-1916 in eine dreijährige Bildhauerlehre bei Franz Wanger in Zürich.

 

Ab 1920 besucht er dann die Académie de la Grande Chaumière in Paris und wird Mitarbeiter seines neuen Lehrmeisters Antoine Bourdelle. Als dieser 1929 stirbt, stellt er einige seiner unvollendeten Werke fertig.

 

 

portrait

Otto Charles Bänninger (1897-1973).

Porträtfotografie Hugo P. Herdeg.

>Quelle SIK-ISEA

 

 

In der Académie de la Grande Chaumière in Paris lernt er die französische Bildhauerin Germaine Richier kennen. Die zwei heiraten 1929 und leben dann abwechslungsweise in Zürich und Paris. 1939 lässt sich Bänninger definitiv in Zürich nieder; 1946 richtet sich Germaine Richier ihr eigenes Atelier in Paris ein – und 1952 trennt sich das Paar.

 

Im Gegensatz zu seiner Gattin, die zeitweilig fast abstrakt arbeitet, ist Bänninger auf klassische, figürliche Themen konzentriert. Für Zürichs öffentliche Plätze schafft er mehrere Werke, darunter «Die Schreitende» auf dem Sechseläutenplatz oder «Der Genesende» beim Unispital. Aber auch in Bern, Basel, Lausanne, Olten, Schaffhausen und Winterthur hinterlässt er seine künstlerischen Spuren.

 

Zu seinen herausragenden Werke gehören auch die Büsten des Schriftstellers Charles-Ferdinand Ramuz, des Kunstsammlers Oskar Reinhart oder des Industriellen und Kunstsammlers Emil Bührle.

 

Bänningers Schaffen wird mit zwei Kunstpreisen ausgezeichnet: 1942 erhält er den Internationalen Preis für Skulptur an der Biennale di Venezia und 1956 den Kunstpreis der Stadt Zürich.

 

Otto Charles Bänninger stirbt am 15. Mai 1973 und findet seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Enzenbühl in Zürich.

 

 

 

 

 

Titelbild
Otto Charles Bänninger (1897-1973).

Gottfried-Keller-Denkmal, 1963. Zürich-Enge.

 

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Alberto Giacometti, 1927. Bündner Kunstmuseum, Chur.

 

1927: Büste Alberto Giacometti

 

 

Bänninger und Giacometti lernen sich in Paris kennen. Als Alberto Giacometti 1922 in die Seine-Stadt kommt, ist Otto Charles Bänninger bereits nicht mehr an der Académie de la Grande Chaumière, sondern als Mitarbeiter im Atelier von Antoine Bourdelle tätig.

 

Der Kopf wird in Bronze gegossen. Ein Exemplar davon ist heute im Bündner Kunstmuseum in Chur zu sehen. Die Büste ist 41 cm hoch.

 

 

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Antoine Bourdelle
(1861-1929).
Beethoven, 1902.
Matisse-
Ausstellung
Kunsthaus
Zürich, 2019.

 

Antoine Bourdelle – Bänningers Lehrmeister

 

 

Antoine Bourdelle (1861-1929) kommt als 13-jähriger an die Ecole des Beaux-Arts in Toulouse und studiert hier ganze zehn Jahre. Als 24-jähriger erhält er ein Stipendium für die Ecole des Beaux-Arts in Paris. Er wird Schüler von Auguste Rodin. Beretis 1888 fertigt er erste Skulpturen von Beethoven.

 

Bourdelle entwickelt sich zu einem bedeutenden Lehrer für Bildhauerei. Von 1909 bis zu seinem Tod 1929 lehrt er an der Académie de la Grande Chaumière in Paris. Sein Einfluss auf die Bildhauerei ist deshalb beträchtlich. Er unterrichtet berühmte Künstler wie Henri Matisse oder Alberto Giacometti – und 1920/1921 auch Otto Charles Bänninger.

 

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Germaine Richier (1902-1959).
Ohne Titel, 1950.

 

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Germaine Richier (1902-1959).La Fourmi, 1953. Fondation
Vincent van Gogh, Arles.

 

 

Germaine Richier – Bänningers Gattin

 

Auch Germaine Richier (1902-1959) studiert Bildhauerei an der Académie de la Grande Chaumière in Paris. Im Atelier ihres Lehrers, Antoine Bourdelle, lernt sie Otto Charles Bänninger kennen. Die beiden heiraten 1929.

 

1934 hat sie ihre erste Einzelausstellung in Paris. 1936 erhält sie als erste Frau den Preis für Bildhauerei der Blumenthal Foundation New York.

 

Während des Zweiten Weltkriegs leben Bänninger-Richier abwechselnd in der Provence und in der Schweiz. 1942 kann sie im Kunstmuseum Winterthur und 1943 in der Kunsthalle Basel ausstellen. Nach dem Krieg kehrt sie 1946 nach Paris zurück, ohne ihren Mann, von dem sie sich 1952 endgültig trennt. 1954 heiratet sie den Kunstkritiker René de Solier.

 

Ihre Frühwerke stehen noch unter dem Einfluss ihres ersten Lehrers, Antoine Bourdelle. Später entwickelt sie ihren eigenen Stil, sie schafft hybride Mischfiguren aus Mensch, Tier und Pflanzen. Mit der Zeit kommen ihre Werke immer abstrakter daher.

 

 

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Otto Charles Bänninger (1897-1973). Der Genesende, 1946, Zürich.

 

Der Genesende vor dem Unispital

 

Eines seiner auffallendsten Werke ist die golden schimmernde Skulptur «Der Genesende», die vor dem Universitätsspital Zürich steht.

 

Bänninger schafft diesen Männerakt 1946. Anfangs ziemlich umstritten, regt sich heute niemand mehr über den Nackten auf. Er soll den Kranken im Spital die Hoffnung vermitteln, bald wieder zu genesen und die Sonne geniessen zu können.

 

Foto Adrian Michael, WikiCommons.

 

 

 

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Otto Charles Bänninger (1897-1973). Die Schreitende, 1946, Zürich.

 

 

 

Die über den Platz Schreitende

 

Seit 1946 steht diese schreitende Frauenfigur auf dem Sechseläutenplatz vor dem Zürcher Opernhaus.

 

Während der Neugestaltung des Platzes in den Jahren 2013/2014 ist sie im Werkhof zwischengelagert. Heute schreitet sie wieder stolz über den Platz.

 

Foto Adrian Michael, WikiCommons.

 

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Otto Charles Bänninger (1897-1973). Janus, 1962, Basel.

 

 

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Der zweigesichtige Janus in Basel

 

Janus ist in der römischen Mythologie der Gott des Anfangs und des Endes. Er hat dem Monat Januar den Namen gegeben und steht symbolisch für alle Neuanfänge, die aus dem Alten hervorgehen.

 

Deshalb wird er auch oft mit zwei Gesichtern dargestellt: Eines davon ist jung und blicktoptimistisch in die Zukunft, das andere ist alt und blickt in die Vergangenheit zurück.

 

Bänninger zeigt das alte Gesicht an der liegenden Figur und das junge separat in einem grossen Medaillon am Fussende der Figur.

 

Seit 1962 steht dieser Janus auf dem
Totentanzplatz in Basel.

 

Fotos von EinDao, WikiCommons.

 

 

 

guisan

Otto Charles Bänninger (1897-1973). General Guisan, 1967.
Lausanne.

 

General Guisan hoch zu Pferd in Lausanne

 

1967 wird das Reiterdenkmal des berühmten Schweizer Generals im Zweiten Weltkrieg auf dem Quai d'Ouchy in Lausanne eingeweiht. Es findet nicht nur Anerkennung. Kritisiert wird vor allem das Pferd. «Ce monument est inacceptable. Le cheval ressemble à tout sauf à un cheval» hiess es, warum auch immer.

 

Foto Jorge Skrainka, WikiCommons.

 

 

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Otto Charles Bänninger (1897-1973). Gottfried-Keller-Denkmal Zürich, 1963.

 

Gottfried-Keller-Denkmal Zürich-Enge

 

Auftraggeber für dieses mehrteilige Denkmal ist die Versicherungsgesellschaft Swiss Re. Sie schenkt es der Stadt Zürich anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums. Bänninger fertigt es 1963. Es besteht aus einem überlebensgrossen Kopf des berühmten Dichters und aus einem Block, auf dem seine literarischen Werke eingemeisselt sind.

 

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Fotos / Diashow

 

 

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