Die wunderbaren Kirchenfenster, die Marc Chagall für das Fraumünster gefertigt hat, sind eine Touristenattraktion der Stadt Zürich.
Wie kam Zürich zu diesen Fenstern? Ein Gestaltungswettbewerb mit Schweizer Künstlern in den 1960er-Jahren war ergebnislos geblieben. Da schickte Pfarrer Vogelsanger an Marc Chagall einen Brief: «Würden Sie die Glasfenster für Zürich gestalten?».
Der jüdische Künstler sagte tatsächlich zu – nach Rücksprache mit einem Rabbiner. Und gestaltete eine malerische Sinfonie aus biblischen Bildern.
Dafür erhielt der weltberühmte Marc Chagall ein Honorar von gerade mal 150'000 Franken. Die Herstellungskosten betrugen nochmals 195'000 Franken. Den gesamten Betrag stiftete das Bauunternehmer-Ehepaar Lou und Heinrich Hatt-Bucher.
Ab 1965 arbeitete Chagall an den Fenstern – da war er schon fast 80. Er arbeitete fünf Jahre lang an diesem Projekt.
Seinen Arbeitsplatz hatte er im Hotel Baur au Lac. Wie es heisst, kleckerte er dabei ganz ordentlich in seiner Suite, und der Spannteppich war regelmässig voller Farbflecken. Die Hoteldirektion ging aber sehr diskret damit um: Sie riss jedesmal den verschmutzten Teppich raus und ersetzte ihn für den nächsten Gast. Den «chagallbefleckten» schmiss man weg... was für ein Sakrileg! Nicht auszumalen, was wohl heute so ein Stück «Teppich, chagallbefleckt» an einer Auktion bei Christie's brächte.
1970 konnten die Fenster im Beisein des inzwischen 83-jährigen Künstlers eingeweiht werden.
>Die Chagall-Fenster im Detail
>Die Vertreibung aus dem Paradies
>Jakobs Traum von der Himmelsleiter
>Moses und der brennende Busch
Fotos: Courtesy Kurt Salzmann
www.salzmaenner.ch
Fraumünster |
Das Fraumünster in Zürich
Gestiftet 853 von König Ludwig dem Deutschen – als Frauenkloster. Die Überführung der Reliquien der Stadtheiligen >Felix und Regula im Jahr 950 brachten der Klosterkirche einen bedeutenden Prestigegewinn.
In der Reformation wandelte sie sich 1524 zu einer protestantischen Kirche. Erst 1912 wurde das Gotteshaus mit einem neugotischen Portal zur Bahnhofstrasse hin geöffnet.
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Die drei |
Chagalls Fenster
Für den aus dem 13. Jahrhundert stammenden Chor gestaltete Chagall von 1965-1970 insgesamt fünf Fenster. Im Bild die drei Hauptfenster: Das blaue Jakobsfenster, das grüne Christusfenster und das gelbe Zionsfenster.
Auf dem Christus-Fenster in der Mitte hat sich Chagall auch selber verewigt: Als kleines Selbstporträt im Profil rechts zu Füssen des Gekreuzigten.
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Christusfenster.
Jakobsfenster.
Zionsfenster mit David. Fotos Kurt Salzmann.
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Chagall – Spezialist für das Alte Testamen
Bibelmotive kommen in Chagalls Werken häufig vor. Kein Wunder, denn als orthodoxer Jude kannte er sich mit dem Alten Testament glänzend aus.
In seinen Zürcher Kirchenfenstern kommt deshalb auch Jakob vor – einer der drei Erzväter der Israeliten. (Die zwei anderen waren Abraham, sein Grossvater, und Isaak, Jakobs Vater). Im Sujet des blauen Jakobs-Fensters träumt Jakob von der Himmelsleiter.
Das Christus-Fenster
Von Ehebruch bis Tötung, alles dabei...
Im gelben Zionsfenster zeigt Chagall den König der Israeliten, David, mit Krone. Hinter ihm steht Batsheba, die Ex-Frau des Urias, den David töten liess, um Batsheba zu besitzen.
So läuft das ab im Alten Testament: Urias dient als Soldat in Davids Heer. Während er im Dienst ist, schwängert David Urias Weib, Bathseba. Um Urias los zu werden, schickt ihn David in die Schlacht, und dort kommt er um. Gott findet das nicht so gut. Und auch den Ehebruch nicht. Gott bestraft David: Er lässt sein und Bathsebas Kind am siebten Tag sterben. David und Bathseba bekommen aber ein weiteres Kind, nämlich Salomo, den späteren Nachfolger Davids auf dem israelitischen Thron.
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Fotos/Diashow, Chagall-Fenster Zürich |
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>Chagalls biblische Werke im Museum Nizza
>Fenster im Grossmünster (von Augusto Giacpmetti und Sigmar Polke)
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