Grossmünster Zürich


Das Wahrzeichen von Zürich. Etwa tausend Jahre alt, erbaut in den Jahren 1100 bis 1220. Umrankt von zahlreichen Legenden, die sich um die Stadtheiligen drehen. Um die Märtyrer Felix und Regula. Und um den sagenhaften Kaiser Karl den Grossen.

 

 

Karl der Grosse am Südturm. Die Statue
ist eine Kopie, das Original von 1450-75
steht in der Krypta der Kirche.

 

 

Grossmünster Zürich, erst seit 1787 mit
den charakteristischen Doppeltürmen. Der
Südturm, auch Karlsturm genannt, lässt
sich besteigen.

 

 

«Münster» ist die deutsche Form des lateinischen «Monasterium», was Kloster bedeutet. Das war es in den Anfängen auch. Und danach die «Zürcher Kirche». Der Name Grossmünster tauchte erst im 14. Jahrhundert auf, um 1322, als man der Kirche diesen Namen gab, um sie vom Fraumünster auf der anderen Seite der Limmat unterscheiden zu können. «Gross» nannte man das Münster deshalb, weil das Fraumünster kleiner war.

 

 

Bis zur >Reformation im 16. Jahrhundert war das Grossmünster eine katholische Kirche. Als dann der Zürcher Reformator >Huldrych Zwingli 1519 als Leutpriester (Priester mit pfarrlichen Rechten) ins Grossmünster kam, wurde dieses zum Ausgangspunkt der Reformation in der Schweiz.

 

Seit dieser Zeit dient das Grossmünster als
evangelisch-reformierte Pfarrkirche.

 

 

Schlichte Innenausstattung – typisch
für evangelisch-reformierte Kirchen.

 

 

 

 

 

Der Kreuzgang lädt zum Entdecken ein:
An den Säulen und Bögen finden sich
spektakuläre Monster und Fratzen.

 

>mehr über den Kreuzgang

 

Monster im Kreuzgang.

 

 

 

 

>Kirchenkunde und -Architektur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Felix, Regula und Exuperantius.

 

 

Die Geköpften auf einem Staatssiegel von 1347.

 

Legenden um die Kirchengründung

 

Zwei Legenden handeln von der Gründung des Grossmünsters. Die eine betrifft die Stadtheiligen Felix und Regula sowie ihren Diener Exuperantius. Die drei sollen an der Stelle der heutigen Wasserkirche im 3. Jahrhundert n. Chr. den Märtyrertod gefunden haben – weil sie nicht den römischen Göttern Merkur und Jupiter huldigen wollten, sondern am Christentum festhielten.

 

Bei der Wasserkirche wurden sie vom römischen Kommandanten Decius enthauptet. Danach sollen sie, den Kopf unter dem Arm tragend, vierzig Ellen den Berg hinauf marschiert sein, an jenen Platz, wo heute das Grossmünster steht. Dort wollten sie begraben werden. Karl der Grosse soll dann 500 Jahre später dort ihre Gebeine gefunden haben.

 

>mehr über Felix und Regula

 

>mehr über die Zürcher Legenden (Audio)

 

 

 

Original-Statue Karls des Grossen von 1450-75 in der Krypta. Künstler unbekannt.

 

Die Krypta.

 

 

Karl der Grosse – der Stiftgründer?

 

Mindestens so abenteuerlich wie die Geschichte von Felix und Regula ist jene von Karl dem Grossen. Dieser soll auf einem Jagdausflug von Aachen aus einen prächtigen Hirsch verfolgt haben – bis nach Zürich. Und dabei auf die Gräber von Felix und Regula gestossen sein. Sogar sein Pferd soll bei den Gräbern vor Ehrfurcht in die Knie gesunken sein. An dieser Stelle habe dann Karl die Kirche und die Propstei Grossmünster gegründet.

 

Ob Karl der Grosse je mit den Gebeinen von Felix und Regula in Kontakt kam, ist umstritten.

 

Es gibt auch noch die Legende, Karl sei einst in Zürich in ein so heftiges Gewitter geraten, dass er um sein Leben bangte. Er soll dann das Gelübde abgelegt haben, dass er an dieser Stelle eine Kirche bauen würde, falls er das Unwetter überlebe.

 

 

>Wer war Karl der Grosse?

 

 

 

Die 12-Boten-Kapelle enthielt einst die Reliquien von Felix und Regula.

 

Felix und Regula in der Zwölfboten-Kapelle

 

Die Gräber der Heiligen Felix, Regula und Exuperantius waren bis zur Reformation im 16. Jht in der Zwölfbotenkapelle (Boten = Apostel) für die Pilger zugänglich. In der gleichen Kapelle wurden auch Reliquien Karls des Grossen aufbewahrt – ein Stück seines Daumens.

 

Weil aber der Zürcher Reformator >Huldrych Zwingli mit Heiligen nichts zu tun haben wollte, wurden die Gebeine entfernt. Ebenso alle Abbildungen in der Kirche, die Karl den Grossen als Heiligen zeigten. Karls Statue am Südturm liess Zwingli aber unbehelligt, weil sie nicht den Heiligen, sondern den Kaiser darstellte.

 

 

Kirche um 1220.

 

 

Münster um 1710.

 

 

Neugotische Türme ab 1787. Heute das Wahrzeichen der Stadt Zürich.

 

 

Kurze Baugeschichte des Grossmünsters

 

Die Anfänge liegen im Dunkeln. Im 8. Jahrhundert gab es einen Memorialbau über den Heiligengräbern und einen kleinen Konvent zur Betreuung von Pilgern.

 

Mit dem Bau des heutigen Münsters wurde um 1100 begonnen, er dauerte etwa bis 1220. Der älteste Teil ist die Krypta, die 1104 geweiht wurde.

 

Das äussere Erscheinungsbild hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Vor allem die Türme bekamen immer wieder verschiedene Formen. Die ersten waren romanisch (1220), um 1700 herum gab es Nadel-Türme, dann folgten solche im Stil von Louis XVI. 1763 zerstörte ein Blitzschlag den Glockenturm und während mehrerer Jahre blieb der Turm eine Brandruine.

 

Erst 1787 entstanden die heutigen charakteristischen neugotischen Aufsätze für die Doppeltürme, die schliesslich zu Zürichs Wahrzeichen wurden.

 

Grössere Veränderungen im Innern der Kirche ergaben sich vor allem durch Huldrych Zwingli in der Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert, als Altäre und Heiligenbilder entfernt wurden und das ehemals katholische Gotteshaus in ein schlichtes protestantisches umgewandelt wurde.

 

>mehr über Zwingli und die Reformation

 

 

 

Kunst im Grossmünster

 

 

 

Die Chorfenster von Augusto Giacometti.

 

 

Chorfenster von Augusto Giacometti

 

Augusto Giacometti (1877-1947) stammt aus der berühmten Künstlerfamilie aus Stampa, seine Grundausbildung holt er sich aber in Zürich an der Kunstgewerbeschule. In Zürich liefert er auch seine berühmtesten Kunstwerke ab: 1925 realisiert er die Ausschmückung des Kellers im Amtshaus I, die >Giacometti-Halle.

 

1933 sind dann die Chorfenster im Grossmünster an der Reihe. In drei Fenstern erzählt der Künstler die Weihnachtsgeschichte und fokussiert dabei auf die Heilige Maria und die drei heiligen Könige.

 

Wie würde wohl Huldrych Zwingli reagieren, wenn er wüsste, dass 500 Jahre nach seinem Bilderverbot wieder Heilige zu sehen sind in «seiner» Kirche?

 

 

>mehr über Augusto Giacometti

 

>mehr über die Künstlerfamilie Giacometti

 

 

 

Polke-Fenster im Grossmünster: etwa 9 Meter hoch und 2.5m breit.
 

Motiv aus dem Alten Testament: Isaaks Opferung.

 

 

Kirchenfenster von Sigmar Polke

 

Sigmar Polke (1941-2010) stammt aus Schlesien. In Düsseldorf absolviert er eine Lehre als Glasmaler und studiert dann an der Kunstakademie. In der Folge avanciert er zu einem international anerkannten Künstler, der seine Werke an zahlreichen Ausstellungen präsentiert – von Zürich bis New York. Das Kunsthaus Zürich widmet ihm drei Ausstellungen (1984, 2001 und 2005), im Museum of Modern Art in New York zeigt er seine Werke 1999.

 

2005 schreibt das Grossmünster einen Wettbewerb für Kirchenfenster aus, den Polke gewinnt. Für die Westseite der Kirche fertigt er bis 2009 sieben Fenster aus nicht-figurativen Achat-Schnitten, die für die Urzeit der Erdgeschichte stehen. Eine zweite Serie zeigt Motive aus dem Alten Testament wie Elijas' Himmelfahrt, König David, den Sündenbock und Isaaks Opferung.

 

Was kostete die Produktion der Fenster? Dazu gibt es keine verlässlichen Informationen, da der Preis nicht öffentlich bekannt gemacht wurde. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Kosten bei mehreren Mio Franken lagen.

 

Die Finanzierung erfolgte durch private Spenden und durch die Sigmar Polke Stiftung. Diese Stiftung wurde nach dem Tod des Künstlers im Jahr 2010 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, sein künstlerische Erbe zu bewahren.

 

>mehr über die Polke-Fenster

 

>mehr über Sigmar Polke

 

 

Bronzetüre am Hauptportal Nord

 

Portal-Detail.

 

Zwinglitüre am Südportal

 

Bronzetüre am Hauptportal

 

Ein Werk von Otto Münch (1885-1965), dem Zürcher Steinbildhauer und Bronzeplastiker. Die Bronzetüre am Hauptportal des Grossmünsters zählt zu seinen wichtigsten Arbeiten. Die Bibeltür mit 42 Relieffeldern fertigte der Künstler um 1950. Sie zeigt u.a. die zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis, Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament sowie Huldrych Zwinglis erste Grossmünsterpredigt.

 

>Details zur Bronzetüre am Hauptportal

 

An der Südseite des Grossmünsters befindet sich die so genannte Zwingli-Türe. Auch sie ist ein Werk von Otto Münch, erschaffen um 1950. Sie besteht aus 24 Relieffeldern mit Motiven aus der Geschichte der Reformation.

 

>Details zur Zwingli-Türe am Südportal

 

 

PS: Otto Münch ist auch der Bildhauer, der 1935 für den Südturm des Grossmünsters die Kopie der Statue von Karl dem Grossen erstellt hat (das Original in der Krypta stammt von einem unbekannten Künstler und wurde 1450-1475 geschaffen).

 

 

Harald Naegelis
Strichmännchen (Weibchen) sind berühmt.

 

Spraykunst von Harald Naegeli

 

Jahrelang kriminalisiert und von der Polizei gejagt, schliesslich – im Endstadium seines Lebens – von der Stadt als Künstler geehrt, darf der damals fast 80jährige im Turm des Grossmünsters Totentanz-Bilder sprayen. Weil er sich nicht an die Abmachungen hält, gibt es dann doch noch Streit mit dem Baudirektor. Wenn man heute auf den Turm steigt (187 Stufen), findet man auf halber Höhe noch immer Werke des «Sprayers von Zürich.

 

>mehr über Harald Naegeli

 

 

Spassiges im Kreuzgang.

 

Die Monsterfiguren im Kreuzgang

 

Im Kreuzgang des Grossmünsters, der aus dem
12. Jahrhundert stammt, findet sich Wunderliches: An den Säulen und Bögen tummeln sich allerlei Getier, Monster und lustige Figuren, von denen niemand weiss, was sie bedeuten und wer sie geschaffen hat. Für BesucherInnen ist es ein fröhlicher Spass, die Kreaturen zu entdecken.

 

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Fotos / Diashow Grossmünster Zürich