Orazio ist der Vater der berühmtesten Künstlerin des italienischen Barocks: >Artemisia Gentileschi. Er unterrichtet seine begabte Tochter in Malerei selbst – und steht dann später in ihrem Schatten.
Orazio Gentileschi um 1630. Portrait
von Lucas Emil Vorsterman nach
Anthony van Dyck. WikiCommons.
Er kommt in Florenz als Sohn eines Goldschmieds zur Welt, beginnt seine Karriere als Maler aber in Rom. Im Palazzo Rospigliosi und im Quirinal arbeitet er zusammen mit Agostino Tassi (1578-1644) an Deckengemälden. Die Beziehung zu Tassi wird aber auf die Probe gestellt, als Tassi seine Tochter Artemisia vergewaltigt. Im Prozess klagt Orazio Tassi an, dieser wird zu Zwangsarbeit verurteilt.
Orazios Malstil ist von >Caravaggio inspiriert, bei dem er eine zeitlang als Geselle tätig ist. In den meisten seiner Werke ist das gut zu erkennen: Sie sind von starken Kontrasten geprägt (chiaro-scuro). Die Themen seiner Malerei bewegen sich im biblischen Bereich, vor allem im Alten Testament.
1621 zieht er nach Genua, drei Jahre später nach Paris. Dort ist er am Hof für Königin Marie de Medici (Gattin von König Henri IV) im Palais de Luxembourg tätig.
1626 verlässt er Frankreich mit seinen drei Söhnen und übersiedelt auf Einladung von King Charles I nach England, wo er bis zu seinem Tod lebt.
Besonders Königin Henrietta Maria ist von seiner Kunst angetan (die berühmte «Queen Mary» (1609-1669), Gattin von King Charles I). Für sie malt er elegante Deckengemälde im Queen's House in Greenwich. In England entstehen auch seine beiden bekannten Werke «Finding of Moses».
Orazio Gentileschi stirbt in London im Februar 1639 und wird in der Queen's Chapel im Somerset House beerdigt.
Titelbild (Ausschnitt)
Orazio Gentileschi (1563-1639). Ruhe auf
der Flucht nach Ägypten, 1626-28.
Kunsthistorisches Museum Wien.
David und Goliath, 1605-07. National Gallery of Ireland, Dublin. |
1605: David und Goliath
Die Grosszahl seiner Werke befasst sich mit biblischen Geschichten aus dem Alten Testament. Währenddem viele Künstler seiner Zeit das Sujet «David und Goliath» allegorisch oder symbolisch behandeln, packt er es in einer ungewöhnlich «naturalistischen» Form an.
Er wählt für seine Darstellung den Moment, in welchem David das Schwert Goliaths ergreift und ihm damit den Kopf abschlägt. Dabei versucht er auch noch, die Dimensionen ins richtige Licht zu setzen: Der kleine Hirtenjunge steht über dem drei Meter grossen Goliath.
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Susanna and the elders, 1621. Museu Nacional de Belas Artes, Rio de Janeiro. |
1621: Susanna und die alten Richter
Im Auftrag des genuesischen Erzbischofs und Kardinals Antonio Maria Sauli malt Gentileschi eine Reihe von biblischen Themen aus dem Alten Testament.
Eine davon ist die Story der Susanna, die von zwei alten Richtern sexuell bedrängt wird. Als sie sich verweigert, wird sie des Ehebruchs angeklagt. Der Prophet Daniel errettet sie dann vor der Todesstrafe.
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Danae, 1621. |
1621: Danae und der Goldregen
Aus der griechischen Mythologie. Ein Thema, dem kaum einer der Renaissance-Künstler widerstehen konnte. Zumal man ungestraft eine nackte Frau malen durfte. Die Geschichte handelt von Zeus, der sich in einen Goldregen verwandelt, damit er in Danae eindringen kann, um sie zu schwängern. Aus der Verbindung entsteht Perseus.
In Darstellungen von anderen Künstlern liegt der Schwerpunkt in der Abwehr des Goldregens. Im Werk von Orazio Gentileschi scheint dagegen Danae den Goldregen freudig zu empfangen.
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Büssende Maria Magdalena, 1622. Kunsthistorisches Museum Wien. |
1622: Die sündige Maria Magdalena
Niemand weiss genau, warum die «Maddalena» sündig sein soll. Sie gehörte zu jenen Frauen, die die Kreuzigung Jesus' verfolgten und am Oster-Morgen das leere Grab entdeckten.
Sie soll mit Jesus befreundet gewesen sein («Der Erlöser liebte sie mehr als alle Jünger und küsste sie oft auf den Mund»). Ist das die Sünde? Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie in der bildenden Kunst immer mehr als Sünderin dargestellt, ja sogar als Prostituierte. In vielen Abbildungen büsst sie in einer Höhle – auch Gentileschi zeigt sie so.
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Finding of Moses, 1630. National Gallery, London.
Moses saved from the waters, 1633. Museo del Prado, Madrid. |
1630/1633: Moses im Binsenkörbchen
Am englischen Hof von Charles I entstehen zwei bekannte Gemälde des Künstlers: «The Finding of Moses». Man nahm lange an, der englische König hätte die eine Version dem spanischen König Felipe IV geschenkt. Neuere Forschungen ergaben, dass das Geschenk direkt vom Künstler kam.
Darum geht es im Bild: Der ägyptische Pharao hat befohlen, alle kleinen Buben in den Fluss zu werfen. Moses Mutter legt ihr Baby jedoch in ein kleines Binsenkörbchen. Der Nil trägt es davon.
Flussabwärts entdeckt die Tochter des Pharaos das treibende Körbchen. Sie zieht es an Land und rettet so den kleinen Mose. Dann lässt sie nach einer Amme suchen, die das Baby stillen kann. Es findet sich dafür eine Hebräerin, – es ist die leibliche Mutter Moses. Nach der Stillzeit nimmt Pharaos Tochter das Kind als ihren Sohn an. So kann Mose in der Familie des Pharao aufwachsen.
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Fotos / Diashow
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