Er entstammt einer Pariser Upperclass-Familie und wächst in Luxus auf. Von klein auf zeigt er Interesse an der Kunst, obwohl ihn sein Vater – ein Richter – lieber als Anwalt oder Marineoffizier sähe. Seine schulischen Leistungen sprechen allerdings wenig für ein Studium, die Aufnahmeprüfung zur Marineakademie vergeigt er.
Schliesslich kann er seinen Vater davon überzeugen, dass Kunstmaler die bessere Wahl ist. Dieser stimmt einer Ausbildung in der Malschule von Thomas Couture zu. Der 18-jährige Manet ist aber vom Stil Coutures nicht angetan, er sucht nach anderen Möglichkeiten. Dank Papas Geld kann er sich ergiebige Reisen leisten. Amsterdam, Venedig, Florenz, Rom. Er studiert in den berühmten Museen Meister wie Caravaggio, Goya, Titian, Velazquez. Kopiert sie, lernt dabei und tankt Selbstvertrauen.
Edouard Manet um 1870.
Fotografie Félix Nadar.
Seine frühen Werke sind allerdings eher von Gustave Courbets Realismus inspiriert. Alltagsszenen, Menschen in Strassencafés und Parks, Sänger, Zigeuner.
1859 versucht es Manet am «Salon de Paris» mit dem Bild «Der Absinth-Trinker», das im Stil an Velazquez erinnert. Es wird abgelehnt. Nur ein Jurymitglied findet es gut: >Eugène Delacroix.
Zwei Jahre später schafft er es zwar doch, aber die «ehrenvolle Erwähnung» für den «Spanischen Sänger» ist ihm nicht gug genug. Er will Aufmerksamkeit. Mit provokanten Gemälden geht er in den «Salon des Réfusés», die Ausstellung der «Abgelehnten».
Dort zeigt er ein Werk, das provoziert: Eine nackte Frau beim Picknick im Park neben elegant gekleideten Herren! Er weiss: Die Kritiker werden ihn zerreissen – aber ihn bekannt machen. Es wirkt. Ein Jahr später schiebt er noch seine nackte «Olympia» nach, auch das ein Skandalbild, das zu seinem Ruhm beiträgt.
Obwohl einige seiner Werke impressionistische Züge aufweisen, will Manet nicht in diese Schublade gesteckt werden. Er nimmt deshalb nie an den Ausstellungen der Impressionisten teil und zieht den neutralen «Salon de Paris» vor.
Manets Stil heisst «Manet», er lässt sich nur schwer zuordnen. Er liebt zwar leichte Farben, verarbeitet aber in vielen seiner Bilder sehr dunkle bis schwarze Töne. Das ist zu dieser Zeit eher ungewohnt.
Den Durchbruch zum Publikumsliebling schafft er nie ganz, dafür schätzen ihn seine Künstlerkollegen umso mehr. Für viele ist er Vorbild: Cézanne, Monet, Renoir, Gauguin, Van Gogh – sie alle lassen sich von ihm inspirieren.
1881 wird er von der französischen Regierung zum Ritter der Légion d'Honneur ernannt. 1882 wird eines seiner letzten Bilder am Salon de Paris ausgestellt. Es heisst «Un bar aux Folies-Bergère».
In seinen letzten Lebensjahren leidet Manet an Syphilis. Am 20. April 1883 muss sein linkes Bein amputiert werden, zehn Tage später stirbt er. Er ruht auf dem Friedhof von Passy in Paris.
Titelbild (Ausschnitt)
Edouard Manet (1832-1883).
Musik im Jardin des Tuileries, 1862.
National Gallery, London.
Der Absinth-Trinker, 1859. |
Der ewige Kampf um Anerkennung
Wer in der damaligen Kunstwelt jemand sein will, muss vom >Salon de Paris anerkannt werden. Manet versucht es 1859 mit einem Gemälde im Stil von Diego Velazquez. Als Modell dient ihm ein Pariser Lumpensammler, den er zum Absinth-Trinker mit Zylinder stylt.
Aber das Bild wird abgelehnt. Manet erhält nur eine Stimme, jene des Jurymitglieds Eugène Delacroix. Manet, von seinem Werk überzeugt, wittert eine Intrige seines ehemaligen Lehrers, Thomas Couture. Er trennt sich von ihm.
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Der spanische Sänger, 1860.
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Nur eine «ehrenvolle Erwähnung»
Manet gibt nicht auf. Für den Salon 1861 reicht er zwei neue Bilder ein. Eines davon ist der spanische Sänger/Gitarrenspieler. Auch dieser im Velazquezstil.
Man kritisiert zwar den etwas übertriebenen Realismus, nimmt das Werk aber in den Salon auf und gibt ihm eine «ehrenvolle Erwähnung». Das ist für Manet eine Beleidigung.
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Edouard Manet (1832-1883). Le Déjeuner sur l'herbe, 1863. Musée d'Orsay, Paris.
Olympia, 1863. Musée d'Orsay, Paris.
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Mit Skandalbildern zum Erfolg
Eine nackte Frau beim Picknick zwischen zwei (bekleiddeten) Männern! Die konservative Jury des >Salon de Paris ist hell entsetzt. Zudem findet sie den Malstil schlecht und lehnt das Bild ab.
Manet gibt nicht auf und stellt sein gewagtes Werk im >Salon des Réfusés aus. Dort löst es einen Skandal aus. Dieser schadet aber dem Künstler keineswegs, im Gegenteil – es macht ihn bekannt. Und später berühmt.
Die nackte Olympia
Im Paris der 1860er-Jahre steht der Name «Olympia» für eine Prostituierte. Auch dieses Gemälde wirft hohe Wellen, erfüllt aber seinen Zweck: Alles spricht vom «Skandalmaler» Edouard Manet.
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Zigeunerin mit Zigarette
Dieses ausdrucksstarke Bild wird nie ausgestellt. Man findet es in Manets Studio nach seinem Tod, und >Edgar Degas kauft es. Wann es gemalt wurde, ist unbekannt, es soll zwischen 1862 und 1870 entstanden sein. Es gehört zur Privatkollektion von Edgar Degas und hängt heute im University Art Museum von Princeton/USA.
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1871: Berthe Morisot – das Modell
Mit Berthe Morisot verbindet Manet eine enge Freundschaft, er porträtiert sie nicht weniger als elf Mal. Ob sie für Manet mehr als ein Modell ist, bliebt im Dunkeln. Berthe Morisot (1841-1895) ist selbst Malerin und schafft herausragende Werke im impressionistischen Stil. 1874 heiratet sie Manets Bruder, Eugène, sie ist also Edouards Schwägerin.
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1874: Familie Monet im Garten
Im Sommer 1874 ist Manet zu Gast bei den Monets in Gennevilliers, wo sie auch Renoir treffen. Das Bild zeigt Claude Monet mit seiner Ehefrau Camille und Sohn Jean. Metropolitan Museum of Art, New York.
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1877: Nana – noch ein Skandal
Vierzehn Jahre nach «Olympia» schafft Manet mit seiner «Nana» erneut einen Skandal. Der feine Herr schaut einer Kurtisane beim An- oder Ausziehen (?) zu...
Fast schon logisch, dass der >Salon de Paris das Bild ablehnt. Manet stellt es daraufhin auf eigene Faust aus, in einem Schaufenster am Boulevard des Capucines. Es soll regen Zulauf gehabt haben.
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1879: Au Café, das Konzert-Kaffeehaus
Menschen in Konzertkaffeen, ein Sujet, das bei Manet wiederholt vorkommt. Diese Szene spielt in der «Brasserie Reichshoffen» auf dem Boulevard Rochechouart. Auf den ersten Blick ein seriöses Bild. Aber für die Damen galt es damals als «risqué», an solchen Veranstaltungen erkannt zu werden.
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1882: Un bar aux Folies-Bergère
Eines seiner letzten Werke. Eine sehr realistische Darstellung, reich an Details. Auch hier spielt moralisch Fragwürdiges mit: Da die Barmaid im Folies-Bergère tätig ist, setzt sie sich der Vermutung aus, eine käufliche Dame zu sein.
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