Max Pechstein (1881-1955)


Pechstein wird 1881 in Zwickau (Sachsen) in eine Arbeiterfamilie geboren und weiss schon in jungen Jahren, was er werden will: Maler. Sein Vater schickt ihn in eine Lehre bei einem Dekorationsmaler in Zwickau. Diese schliesst er um 1900 ab. Danach besucht er die Kunstgewerbeschule Dresden und von 1903 bis 1906 studiert er an der Dresdner Kunstakademie.

 

 

Max Pechstein, 1920, Porträtfoto
von Minya Diez-Dührkoop.

WikiCommons.

 


1906 schliesst sich Max Pechstein der Dresdner Künstlergruppe >Die Brücke an und kommt so in Kontakt mit den Expressionisten >Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Künstlerisch ist Pechstein stark von >Vincent van Gogh und den französischen >Fauvisten beeindruckt.


1907 ist er Italien unterwegs und studiert mit Vorliebe Werke von Renaissance-Künstlern.

 

Ab 1908 lebt Pechstein in Berlin, wo er Lotte Kaprolat kennen lernt, ein Modell des Bildhauers Georg Kolbe (1877–1947). Nun wird Lotte Pechsteins Modell und
1911 heiraten die beiden.

 

Dann lockt die Südsee – eine Idee, die Pechstein wahrscheinlich von >Paul Gauguin abkupfert. Auf Palau studiert er 1914 die einheimische Kunst und lässt einiges davon in seinen neuen Stil einfliessen.


Der Erste Weltkrieg verhindert dann aber einen längeren Südsee-Aufenthalt. Pechstein muss zurück nach Deutschland – und dort als Soldat an die Westfront. Nichts mehr mit Malerei. Mit Malen beginnt er erst wieder nach dem Krieg. Nun wird er Mitglied der >Berliner Secession.

 

Die 1920er Jahre bringen ihm Anerkennung als Künstler in Form von mehreren Ausstellungen. 1922 wird er Mitglied der Preussischen Akademie der Künste und Lehrer an der Berliner Hochschule für bildende Künste.

 

Als die Nazis 1933 an die Macht kommen, verändert sich Pechsteins Leben radikal. Seine Werke werden als >entartete Kunst diffamiert und über 300 seiner Arbeiten aus deutschen Museen entfernt. Es kommt noch dicker: 1937 verbieten ihm die Nazis das Malen.


Nach Kriegsende kehrt er in die Kunstwelt zurück und nimmt eine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin auf. 1949 wird er erneut Mitglied der Akademie der Künste. Nun werden seine Werke wieder gewürdigt und ausgestellt. In dieser Zeit konzentriert er sich auf Landschaften, Porträts und Stillleben.


Max Pechstein stirbt am 29. Juni 1955 in Berlin im Alter von 74 Jahren. Heute gilt er als einer der herausragenden Vertreter des deutschen Expressionismus. Seine Werke finden sich in zahlreichen renommierten Museen, so auch im Museum of Modern Art in New York, in der Tate Gallery in London oder in der Nationalgalerie in Berlin.

 

 

 

 

Titelbild (Ausschnitt)
Max Pechstein (1881-1955).
Die Badenden, 1912.
Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid.

 

 

 

 

 

 

 

Max Pechstein (1881-1955). Badende an den Moritzburger Teichen, 1910. Merzbacher Sammlung, Kunsthaus Zürich.

 

 

 

1906: Max Pechstein und die «Brücke»

 

Auf Einladung von >Erich Heckel tritt Pechstein 1906 der Dresdner Künstlervereinigung >Die Brücke bei. Zu jener Zeit ist er einer der wenigen ausgebildeten Maler in der Gruppe, was ihm eine besondere Rolle verleiht. Er organisiert für die Gruppe zahlreiche Malexkursionen in ländliche Gegenden wie die Moritzburger Seenlandschaft, wo die Künstler in der Natur arbeiten und sich gegenseitig mit Ideen und neuen Techniken beeinflussen.

 

Alles verläuft aber nicht harmonisch in der Gruppe. Es gibt Spannungen, vor allem, weil sich Pechstein der >Berliner Secession anschliesst. 1910 verlässt er die Brücke und setzt seinen Weg als eigenständiger Künstler fort – als >Expressionist.

 

 

Max Pechstein (1881-1955). Charlotte Pechstein mit Spiegel, 1917. Foto WikiArt.
 

 

1911: Heirat mit Charlotte

 

Pechstein lernt 1909 Lotte Kaprolat im Atelier des Bildhauers Georg Kolbe in Berlin kennen. Zu dieser Zeit ist sie Kolbes Modell – Pechstein «übernimmt» sie sozusagen von ihm. 1911 heiraten die beiden und reisen 1914 in die Südsee nach Palau.

 

Nach der Rückkehr wird Pechstein als Soldat an die Westfront nach Flandern und Frankreich geschickt. Während seiner Kriegsabwesenheit 1915/1917 kümmert sich Lotte allein um Sohn Frank und hält für ihren Mann den Kontakt zu Mäzenen und Kunstsammlern aufrecht.

 

 

Max Pechstein (1881-1955). Abfahrt, 1917. Museum für Moderne Kunst Saarbrücken.

 

 

 

1914: Reise ins Südsee-Paradies

 

Ob sich Pechstein von >Paul Gauguin inspirieren liess? Dieser hatte schon 1891 seinen Traum vom «exotischen Paradies» in der Südsee. Auf Tahiti. Pechstein fährt mit seiner Ehefrau Lotte zu einer Inselgruppe im westlichen Pazifik, die damals Teil der deutschen Kolonien ist, Palau. Die Bilder, die er dort malt, kommen zuhause in Deutschland gut an. Sie sind heute rar.

 

Lange währt das Glück in der Südsee aber nicht –
nur ein paar Monate. Der Erste Weltkrieg macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Er muss nach Deutschland zurück und wird als Soldat an die Westfront geschickt. Er hat Glück und muss nicht lange in Schützengräben kämpfen, da er einen Posten als Kartograf bekommt. 1917 kehrt er unversehrt aus dem Krieg zurück und kann seine Arbeit als Künstler wieder aufnehmen.

 

 

Max Pechstein (1881-1955). Frauen mit buntem Teppich, 1920. Kunstmuseum Luzern.

 

1921: Professur in Berlin

 

Nach dem Ersten Weltkrieg kann Pechstein nicht nur die Malerei wieder aufnehmen, sondern wird 1921 auch als Mitglied der Akademie der Künste in Berlin aufgenommen.

 

Im selben Jahr überträgt man ihm eine Professur in der Akademie der Künste.

 

Pechstein lässt 1921 sich von Charlotte scheiden und heiratet 1923 Marta Möller. 1926 kommt ihr Sohn Max zur Welt.

 

1928 wird Pechstein in die Ausstellungskommission der Akademie gewählt.

 

 

 

Max Pechstein (1881-1955). Einholen des Bootes, 1925. Kunstmuseum Luzern.

 

 

1933: Die Nazis verändern alles

 

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten ändert Pechsteins Leben dramatisch. Er wird aus der Akademie der Künste ausgeschlossen. Zudem werden 326 seiner Werke aus deutschen Museen entfernt und viele davon 1937 als >entartet diffamiert.

 

Im gleichen Jahr erteilt man Pechstein sogar ein Malverbot. Darauf hin zieht er sich in eine ländliche Abgeschiedenheit zurück.

 

Das Kriegsende 1945 erlebt er in Leba (Pommern). Für kurze Zeit gerät er in russische Gefangenschaft. Seine Berliner Wohnung und das Atelier sowie der grösste Teil seiner Werke werden durch Brände vernichtet. 1945 kehrt er zurück nach Berlin, wo man ihn in ein Lehramt an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin beruft.


 

Max Pechstein (1881-1955). Boot im Sonnenaufgang, 1949. WikiArt.

 

 

 

 

1946-1955: Zahlreiche Ehrungen


Nach dem Krieg verfasst Pechstein seine Memoiren (die allerdings erst nach seinem Tod erscheinen, 1960). 1947 erhält er die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Zwickau.

 

Zu seinem 70. Geburtstag wird er 1951 zum Ehrensenator der Hochschule für Bildende Künste in Berlin ernannt. Ein Jahr später erhält er das Grosse Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 1954 den Kunstpreis des Senates der Stadt Berlin.

 

Max Pechstein stirbt am 29. Juni 1955 in Berlin.

 

 

 

 

Fotogalerie Pechstein-Gemälde